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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1809. december 13–26.
Scheverlay succendirte dem seligen Nitsch. – Joseph Vay der Septemvir und Ober Curator machte dem Pataker Coll. ein Geschenk von 5000 f mit der Verfügung, daß dieses Geld binnen 100 Jahren nicht angerührt werden darf, sondern daß die Interessen jährlich zum Fond geschlagen werden sollen, so entsteht ein unermeßlicher Fond.*
[Kazinczy Ferenc autográf, utólagos megjegyzése a lap tetején, a december 26-i keltezésű szövegrésszel azonos színű tintával írva.]

Széphalom, den 13. Dec. 1809.
Stellen Sie sich Kisfaludys Uebermuth vor, mein lieber Freund; er findet sich durch die Recension seiner Liebeslieder hoch beleidigt. Der gebildete Mann ist ausser dem [!] noch unartig, denn er antwortet mir auf zwey Briefe nicht. Man schreibt mir aus Pesth, der Prior zu Zirz habe es dem Boldogréti Víg erzählt, hogy az a’ Recensio Himfyt egészen leverte, és a’ nagy embert kis emberré változtatta. Man hat mich aus der Recension errathen, schreibt man mir: aber man bittet mich, ja nicht den Muth verlieren und fortzufahren, weil ich nie mehr auf die Bildung der Nation mehr und glücklicher wirken kann. Currenti calcar additur. Ich bin das wirklich Willens, und eben aus dem jetzt genannten Grunde. Würde das Institut es genehmigen, so würde ich mich mit meinem Namen oder mit einem Chiffre unter den Recensionen nennen, damit man allen Verdacht von Partheilichkeit fahren ließe. So wenig ich geneigt war Kisfaludys Regék zu recensiren, so geneigt bin ich es jetzt. Ich werde den Ton nie verläugnen, aber wahrlich die Regék sind sehr unglücklich gerathen.
Einen schönen Zug von Boldogréti. – Als Verseghi aus der Gefangenschaft nach Ofen kam, und hungerte, unterhielt ihn Boldogréti großmüthig. – Als B. Pápays Werk in Kultsárs Blætter recensirte, trachtete Takács den Judex Curiæ dazu zu bewegen, daß er diesen groben Chicaneur von seinem Dienst wegjage. Ürményi stand von Horváth nicht ab: Er ist ein sehr geschickter braver junge Mann, und ist mir treu attachirt: was gehn mich diese Zænkereyen an. Was urtheilen Sie nun von Boldogréti, und was von Takács? – Takács war Erzieher bey dem Sohn des Georg Festetics; und Dichter und Prosaiker, so so. –
Hier geht die Rede, Ponyatovszky soll die Krone von Pohlen zur*
[…] [Átírással javítva.]
Mitgift der sächs[ischen] Prinzessin erhalten. Ich weißage, ohne data zu haben, Napoleon ist den 2ten Xber zum Kaiser*
K[..]ser [Átírással javítva.]
von Deutschland erwählt und gekrönt, um seyn Ideal, Karl den Grossen, auch hierin nachzuahmen. Dies hebt den in Wien stipulirten Rang in der Diplomatie auf. Wie wird unser Hof dieß und den in Schönbrunn gestifteten Orden de trois toisons d’or verschmerzen? Wir können wieder in einen Krieg verwickelt werden. Gott wache über uns! Meine 2te Weissagung, wozu ich aber keine Gaben des Gottes zu Delphi von nöthen habe, ist, daß Cardin[al] Fesch Pabst werden wird. Daß die*
d[..] [Átírással javítva.]
Bildnisse von Pius VII. in Paris verboten sind, wird Ihnen aus Kultsárs Blättern schon bekannt seyn. –
–––––
Den 26. Xbr.*
[Innentől sötétebb tintával.]
–––––
Endlich kommt Ihr Schreiben vom 12. Xber., auf welches ich seitdem ich diesen Brief*
Brief <...>
abbrach, von einem Posttag zum andern mit einer Sicherheit, die keinem Zweifel Platz übrig ließ, wartete. Wie sehr bin beruhigt zu wissen, daß meine Päcke endlich einmal in Ihren Händen sind! –
Gr. Jos. Desöffy gab meines Wissens nichts, als kleine Gelegenheitsgedichte heraus; er arbeitet jetzt an einer ungarischen Übersetzung des Tacitus.
Ich habe gehofft, Ihnen diesen Monath*
diese[.] <Jahres> |Monath| [Betoldás a sor fölött.]
noch die Rec. der Regék des Kisfaludy schicken zu können, aber häusliche Geschäfte, Besuche etc. machten, daß ich das verschieben mußte. Auch nahm mir jeden freyen Augenblick die kleine Abhandlung, – welche ich als Anhang zu die Epistel an Berzsenyi drucken zu*
drucken |zu| [Betoldás a sor fölött.]
lassen gesonnen bin und in welcher ich die Apologie meiner Jamben, und manches über den hiatus und synizesis (zwey Dinge, die Ungarns Metrik nicht kennen will), dann den Erweis, daß nicht nur im Deutschen, sondern nicht einmal im Ungarischen ein*
ein<.>
accentuirter vocal, mit*
vocal, |mit| [Betoldás a sor fölött.]
einem durch die position zum langen gemachten für einen*
<k>einen
gleichen genommen werden kann, und zuletzt die Anti-Vossische Apologie der Sonette, vorbringen möchte, – ganz weg. Ich mußte dazu vieles lesen. Und stellen Sie sich vor, eine zu Basel im J. 1512. gedruckte Grammatica P[escenii] Francisci nigri veneti sacerdotis oratoris facundissimi (sie ist mit gothischen Lettern gedruckt) gab mir so viel Licht, als ich dieß in keinem neuern fand. Ich werde das Ms. dem Prof. Kézy zur Übersicht mittheilen. Er war Prof. der Poesie, und ist mit den Büchern des Collegii sehr bekannt; kann also leicht alles was nöthig ist, aufschlagen. Heute las ich zu dieser Absicht Cicero de Oratore. – Ich bin von der Wahrheit meiner Satzungen überwiesen. Ob sie auch meine Landsleute überweisen werden, weiß ich nicht; aber dieses soll mich nicht abschrecken. Die wollen ja nicht einmal das zugeben, daß die Deutschen eine Prosodie hätten. Sie glauben, bleibende sey bloß darum ein dactylus, weil Klopstock das Wort dazu gestempelt hat. Hier dießmal nur so viel:
Ἄνθρωπ’ ἄπελθε, τὴν σκάφην ἀνατρέπεις.
Dieß war das Wort der Jambe zu Hipponax, welches dieser zum Schema seiner Jamben gemacht hatte. Hier folgt es in zwey Übersetzungen, welche beyde aus Spondeischen Füssen bestehen.

1. Békét, békét hát; nézzd dézsám már dől. – und
2. Pajzán, el tőlem, nézzd, a’*
tőlem, |nézzd, a’| [Betoldás a sor fölött.]
vedrem*
vedrem<en> <...>
dől –

die Zeile No. 1. besteht aus accentuirten Vocalen. Die untere No. 2. hat*
<ist> |hat| [Betoldás a sor fölött.]
an den Stellen, wo der jambische Fuß eine kurze Sylbe fordert, lauter Sylben, die durch eine Position lang gemacht worden sind. Und die zweyte läßt sich doch jambisch scandiren; die erstere ganz und gar nicht. Zwischen einem*
einen [Átírással javítva.]
accentuirten vocal und einem, welcher bloß durch die Position lang ward, ist also*
ist |also| [Betoldás a sor fölött.]
ein auffallender Unterschied.
Den herzlichsten Dank für die Bestellung der Übersetzungen von Sallust, und die Anfrage, wegen den Kupferstichen, so wie auch wegen der Nachricht von Dobsa und von dem Knaben, der nach Kázmér gehen soll. Ich werde den Artikel wegen dem letzten meinem Schw[ieger]vater morgen mittheilen, und seine Antwort Ihnen überschicken.
Aus Nitschs Ms. blieb die Zeichnung von dem Elephantenzahn hier. Doch diese kann und werde ich Ihnen nachschicken. Wenn Lindenau und Sie selbst dazu Anmerkungen oder einen Anhang arbeiten wollen, so wird es mir sehr lieb seyn. Ihre geognostische Belehrung war mir sehr angenehm. Ich wünsche herzlich, mein theurer Freund, daß Sie auf jedem Wege, den Sie betreten, sich Glanz zuziehen. Me autem nihil aequi ac diuturnitatis amor et cupido sollicitat: res homine dignissima; praesertim qui nullius sibi conscius culpae, posteritatis memoriam non reformidet. Plin. Epist. V. 8. – Diese Stelle ist mein heutiger Erwerb. Ich las den Vormittag den Plinius, den ich*
ich <Werke>
viele Jahre schon nicht las. Ich schlug ihn auf, weil mir folgende Stelle nur dunkel vorschwebte, und sie war mit Flammenschrift in mein Gedächtniß und Herz geschrieben: Oportet quae sunt*
sunt <...>
inhonesta, non quasi illicita, sed quasi pudenda vitare. Dieß wird mein Grundsatz bey der Erziehung meiner Töchter seyn. –
Mein Bruder Miklós ist jetzt hier. Er wohnt in Pászthó, bey Gyöngyös. Auch er litt Unmenschlichkeiten, wie ich, und leidet jetzt, fast*
<so wie jetzt wir> |und leidet jetzt, fast|
die nehmlichen Verkürzungen. Deckte sich Franz Moor nicht mit unserer Mutter, so würden wir schon Rath finden. So ist nichts zu machen.
Ich habe gewußt, daß Ihnen das, was Sie erhalten haben, Freude machen wird, und gefühlt, was Ihre unschätzbare Freundschaft verdient. Ich bedaure, daß ich abbrach, weil sich eine Gelegenheit darbot. – Glück zum neuen Jahr, mein theurer Freund! Ihnen und Ihrer Freundin und unserer Amélie. Ich empfehle mich Ihrem gütigen Andenken.