Hochgeborner Herr Graf!
Der so trefflich entworfene Plan, den für das beste lyrische Gedicht aufgestellten Preis, falls wenn es unserer Ode zuerkannt würde, entweder dem ersten Miteifernden zuzuwenden, oder was noch mehr zu wünschen wäre, für die beste deutsche Ballade aus dem Gebiete der ungrischen Geschichtewie der aufzustellen – gefällt mir recht sehr. Die Dichter unserer Heimathsind für das Wohl der nationellen Bildung gar wenig interessiert. Dies istaber ein Fehler, der aus mehreren anderen herrührt! Einerseits sind sie fürdas Alterthum sowohl im Betreff des Stoffes, als auch in Hinsicht der Formzu sehr eingenommen, (es fehlt ihnen an der heutigen Cultur!) andererseitsman gelt ihnen auch an der Aufmunterung, die genug wirksam seyn könnte! Mir selbst ist noch immer Leid darum, dass die viele Kunst, die ich in Flitter jahren meiner Jugend bey der Tragoedie Narcis betitelt, angewandt hatte,nicht lieber auf einem ungarischen Thema glänzt. Der innere Werth würdedadurch wesentlich erhöht. Da war ich aber noch weniger ein Patriot, alsjezt. Doch habe ich schon auch damals ein Paar Romanzen gedichtet, die inmeinem früheren Werke (U. N. T. László Versei Pesten. 1818) nebst der Tragödie zu sehen sind. Ich habe auch dadurch andere aufzumunterngesucht, wie dieses der Recensent meiner Poesien (Vaterländische Blätter. Jahr gang 1819. Nro 62, 63) löblich gewürdigt hat. So ist mir der edle Plan,zum widerhohlten Mahle gesagt, in aller Rücksicht sehr gefällig.
Es freut mich aber auch innigst vernehmen zu können, dass der Kranzun serer Dichtungen bald fertig ist. Es ist wirklich seht nothwendig, dassunseres Vaterlandes geistige Produkte dem Auslande mehr bekannt werden. Hiemit verbleibe ich stolz nur auf die günstige hohe Bekanntschaft mit demüthigster Achtung
Wien den 23sten April 1820.
Ladislaus Tóth von Ungvár Németh.