HUN–REN–DE
Klasszikus Magyar Irodalmi
Textológiai Kutatócsoport

Magyar írók levelezése
Elektronikus kritikai kiadás

HU EN
Kazinczy Ferenc – Mailáth Jánosnak
Széphalom, 1822. április 16.
Széphalom den 16ten April 1822.
Hochverehrter Graf,
So sehr ich krank bin, und so heftig die Schmerzen sind, die mir das Rheuma in meinem Kopfe verursacht, eile ich doch Ihnen zu sagen, daß mir das liebliche Gedicht vom schlafenden Kinde mehr Lindrung gab, als alle Mittel Aesculaps. Ich habe Ihr verehrtes Schreiben mit der letzten Post erhalten, und hier geht schon die Übersetzung des Liedes; ich ließ mir Ihr Gedicht von meiner Frau vorlesen, denn meine Augen sind stark afficirt; lernte es auswendig, u[nd] übersetzte es dann, während meine Frau und sechse meiner Kinder um mich schliefen. Die Form hat eine sehr starke Veränderung erlitten; Hier Jamben – dort ein Sonett. Aber das Gedicht gleicht in etwas dem Bilde von Sais bey Schiller, und das ist in Jamben gearbeitet.

Az alvó gyermek.

Mély álom lepte-meg a’ gyermeket
Az Oltár’ zsámolyán. Hív anyja fut
A’ kisded alvót onnan félre kapni. / oder elölelni.
Mert im közelget fényes (Hier so viel als feyerlich) lépdeléssel
A’ Pap, hogy a’ Mise’ véretlen áldozatját
Az irgalom’ fejének bémutassa. / oder A’ mindenek’ atyjának
/feje, az az Kútfeje, Quelle der Erbarmung.

Hagyd őt aludni! mond a’ Pap szelíden;
Az ártatlanság’ álma is könyörgés.
Hevűlt lelkében képek kelnek itt,
A’ millyeket nem lát a’ külvilág.
Álmán keresztűl nyájas Angyalok
Szállonganak, ’s elhintik a’ kegyesbb
Jövendő’ magvát szunnyadó keblébe,
Melly majd az égnek nyitja szép virágit.

De im a’ Nap ragyogva lő alá
A’ templom’ ablakin az oltár’ oszlopára.
A’ gyermek ébred. Arcza’ lángolása
Igy szóll anyjához: „A’ mondás igaz volt.”

Zeile 3. elölelni, weg umarmen, ist edler, aber kikapni paßt mehr; dieses zeigt die Hastigkeit an, mit welcher das Kind von dem nahenden Priester weggerafft wird; jenes zeigt mütterliche, besorgte Zärtlichkeit, die mit dem Hast in Widerspruch ist.
lépdel wie das gradior der Römer; pompöse Schritte.
véretlen glaube ich, ist auch das Wort des Catholicizmus, welcher in dem romantischen Gedicht in seinem schönsten Glanz glänzt.
Hab ich je etwas gewünscht, so wünsche ich, daß Sie diese meine Arbeit leidentlich finden könnten, einmal, weil das Gedicht es wirklich verdient, zweitens weil ich Ihren Erwartungen so gerne entsprechen möchte.
Was ich mit den zwey andern Gedichten machen kann, weiß ich noch nicht. Sie können keine größere Plage sich vorstellen, als die meine ist, wenn ich ein Lied oder Sonett ungrisch arbeite. Des Égtem értted etc. in Igaz’s Taschenbuch kostete mich blutige Schweißtropfen. Freilich kenne ich viele von uns, die leicht hinreimen; aber Geschmack ist zollfrey, und ich sage weder über meine Arbeit, noch über die von Andern etwas.
Sind Sie auch der Meinung, verehrter Graf, daß in der Aurora Kölcseys Szép Lenka u[nd] Horvát Istváns Árpád das ist, was bey Igaz Tóth Lászlós Schwanenlied u[nd] Klauzáls Róza és Kálmán war. Die 4 schönste Blüthen unserer Literatur. Arpád so hoch, so rein, so hehr, u[nd] Lenka in dem romantischen Glanz. Freylich ist aber Lenka für die Meisten ungenißbar.
Ich möchte auch wissen, was Sie und andere Freunde unserer Spr[ache] u[nd] Lit[eratur] über Bariczs Agricola sagen. Viel Geist und Erudition; aber die Übersetzung hätte noch nicht gedruckt werden sollen. Sie hat abscheuliche Blössen. Ob[er]gespann Balogh Péter hat den Tacitus übersetzt, schrieb er mir selbst; Cserei Miklós Gubernial Rath hat ihn auch versucht; wie weit er vorgeschritten, weiß ich nicht; aber er hat meine Agricola verlangt, um seinen und meinen zusamm[en] zuhalten. Ich habe blos die folio Ausg[abe] des Lipsius, und keinen Übersetzer, und ich glaube, sogar ein Heyne*
sogar Heyne [Az „ein” a sor fölé írva.]
sollte nichts übersetzen, wenn er nicht alle Adminikel bey der Hand hat. Ich schickte also dem Cserei nichts als den Eingang. Seine Übersetzung sah ich nie. – Jetzt*
Eingang. – Jetzt [A „Seine Übersetzung sah ich nie.” a sor fölé írva.]
da Baricz seinen herausgibt, wünschte ich mit dem meinen aufzutreten, nicht als glaubte ich, Baricz damit zu verdunkeln, um so weniger, als wäre das mein Wunsch, sondern weil ich glaube, daß uns[ere] Spr[ache] u[nd] Literatur durch nichts so gefördert wird, als wenn mehrere uns[erer] Scribenten sich auf dem nehmlichen Autor üben werden. Rex erit qui recte faciet. Für alle Leser wird vielleicht der schlechteste der beste seyn. Aber wer wird das je*
ja [Bizonytalan olvasat.]
wollen? u[nd] wer bey Tacitus?
Sie geben mir einen sehr weisen Rath, mein Herr Graf, den ich gewiß befolgt haben würde, wäre der Rath mir auch nicht so schmeichelnd gegeben. Bey dem genus irritabile soll man auf keine Freundschaft u[nd] wahre Aussöhnung rechnen. Manet alta mente repostum judicium Paridis, spretaeque injuria formae. Aber so yllogistisch ich seyn mag, ich kann es nicht zusehn, daß sich jemand durch mich gekränkt, gehaßt sehe. – Ihr Rath aber gleicht dem Wink Göthes in seinem Coptischen Lied, und ich will diese zweye mir vor Augen schweben lassen, wenn mich mein erweichtes Gemüth wieder in Versuchung bringt.
Ich schrieb diesen Brief halb blind, u[nd] bitte Sie also um Vergebung wegen mancher unleserlicher Stelle.
Sind sie mit Ihrem Ihrer würdigen Schwager dem Herrn Baron von Mednyánszky, so sagen Sie ihm, ich bitte Sie dringendst darum, daß mich seine schönen Darstellungen in seinen Taschenbüchern stolz auf meine Nation machen, die auch ihn gebar. Könnte ich dem edlen Mann doch die Hand drücken, und ihm stumm ansehn. Er würde mich ganz verstehn. Nullum odium magis stultum (ich setze dazu magis impium) quam veritatis. Könnte ich doch alle Dezennien auf ein paar Monathe aus meinem Grabe hervorkommen, um zu sehn, wie viel Licht und Glanz Männer wie Sie und Er über die so zurückgesetzte Nation verbreitet haben. Ich that tantum agendo nichts; einmal weil ich zu früh kam, und von Natur nicht genug begabt war, und was war damals noch Patak! u[nd] meine Mutter Witwe – dann weil ich abgetrennt von andern, auf dem Lande, unter so ungünstigen Verhältnissen lebte. Leben Sie recht glücklich, ganz nach Wunsch.
Dank für die zwey Autograph Geschenke, den wärmsten Dank.