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Mailáth János – Kazinczy Ferencnek
Veszele, 1827. augusztus 15.
Veszele am 15/8 XXVII.
Ist ihnen die historische Merkwürdigkeit des heutigen Tages vor Augen?*
Tages <…> [A „vor Augen?” a törölt szó fölé írva.]
Im Jahr 1000. wurde S[te]ph[a]n der H[eilige] gekrönt, 540. Jahre nachher starb am*
starb <der> am
selben Tag der lezte selbstständige König Ungerns Johann Zápolya; ich aber kan[n] den Tag nicht vorüber gehen lassen ohne die Antwort abzusenden die ich ihnen schon lange schulde. Es ist theils die ungrische Geschichte, theils die Übersezung eines neuen französischen Lustspiels, theils das Bad welches mich ganz in Anspruch nahm. Der zweite Theil meiner ungrischen Geschichte bis zu Sigmunds Tod ist nun fertig, u[nd] kömmt im 7ber in die Censur; die erste Hälfte desselben habe ich bereits im Mai eingereicht. Den dritten Theil hoffe ich bis Ostern 828 zu vollenden, bei der Schlacht von Mohács höre ich auf. Im verfloss’nen Monath arbeitete ich das Kapitel über das Konstanzer Konzilium, und den Hussitenkrieg aus; der Reichthum der Materialien, das Außerordentliche jener Erscheinungen scheinen dem Geschichtsfreund aufzufordern die Geschichte jener Zeit zu schreiben, von der vorzugsweise jenes Wort des Tacitus gilt: „Agredior opus inopinum casibus, atrox proeliis, discors seditionibus, ipsa etiam in pace saevum.” Wenn ich die Geschichte uns’rer Nazion soweit sie schreibbar ist geendet habe, werde ich wahrscheinlich dieses Werk unternehmen. Ich möchte bei dem grossen Schisma durch die doppelwahl der Päbste beginnen, die Kezerei Wikleffs ausführlich darstellen, das Konzilium von Konstanz ausführlich behandeln, dann den Hussiten durch alle Greuel der Verwüstung folgen, bis zu ihrer gänzlichen Auflösung nach*
Auflösung <unter d> nach
Georg Podiebrads Tod. In Rücksicht der Charakteristik ist auf diesem Feld viel zu thun; aber wird mich der Primas nicht als Hussiten verbrennen lassen?
Szemere hat mich inständig gebeten „Élet és Literatura” für das Blatt selbst zu recensieren. Ich fürchte aber das „Genus irritabile Vatum”, welches in Ungern vorzugweise zu Haus ist; bin ich jedoch einmal gut aufgelegt so schreibe ich wohl meine Gedanken nieder, u[nd] schike sie nicht Szemere, sondern ihnen.
Anfang September reise ich über Wien nach Graz um die ungrischen Urkunden die im Johannaeum u[nd] im Stifft Rain*
Stift Rein
vorfindig sind auf zu arbeiten, ich bleibe einen Monath dort. Wenn Sie mir also schreiben wollen so adressieren sie gütigst über Wien nach Graz Poste restante.
Mein Schwager u[nd] meine Schwester grüssen Sie freundschaftlichst; ich wünsche ihnen von Herzen alles Glü[c]k. Ihr Freund
Mailáth.
Noch eins: das Bad thut mir gut.