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Mailáth János – Kazinczy Ferencnek
Pest, 1826. november 24.
Pesth am 24/11 XXVI.
Ich bin ihnen für die Bekantschaft eines interessanten jungen Mannes verpflichtet. Toldy brachte mir gestern ihren Brief vom 8. d[ieses] ich hätte ihm zürnen können dass er den Brief einige Tage bei sich behalten, hätte mich ihr Schreiben nicht zu sehr gefreut. Der andere Brief, dessen sie erwähnen, u[nd] der in die Hände Mednyánszkys soll abgegeben worden sein, ist mir nicht zugekommen, ich schrieb desshalb noch gestern an Mednyánszky u[nd] begehrte Auskunft.
Unter*
<D> Unter
den vielen Ursachen aus denen ich dem Landtag ein baldiges Ende wünsche, ist nun eine mehr dass die Erscheinung ihres Sallust davon abhängt. Zweierlei Übersezungen von einen*
[Helyesen: „einem”.]
Überse[t]zer ist wirklich originell. Was die heimischen Literatoren hiezu sagen werden ist gleichgültig, unsere Schriftsteller sind steife geschma[c]klose Pedanten. Das[s] Sie sich meiner Sagen angenommen u[nd] sie übersezt*
u[nd] übersezt [A „sie” a sor fölé írva.]
haben rührt mich, denn es ist ein neuer Beweis ihrer Freundschaft, die die Fehler des Werkes übersieht um mit Liebe bei dem Guten zu verweilen. Ich glaube nicht, dass man aus Igaz Nachlass die Ausfolgung des MS[[Manuscript] verweigern kan[n] oder will. Was soll ein deutscher Gläubiger mit einem ungrischen Werk?
Ich bin fest überzeigt dass meine ungrische Geschichte von ihnen wird gelesen werden, obschon Zensur u[nd] Dru[c]k viel Zeit braucht. Wissen sie denn nicht dass die Schrift sagt: „Anni hominis anni septuaginta, et in potentatibus octoaginta” u[nd] jeder Poet gehört unter die Potentates. Wir könnten alle mehrere hundert Jahre alt werden, wenn wir nur wollten. Wenn ein Patriarch der doch nur ein gemeiner Jude war 700 Jahre alt werden konnte warum denn wir ungrische Edelleute nicht?
Toldy sagte mir sie seyen krank, das bedaure ich von Herzen, will aber hoffen dass sie schon genesen sind bis dieser Brief zu ihnen kömmt, dass also meine Kondolenz „Moutarde après dîner” ist.
Ich habe hier ein Fräulein kennen gelernt welches mit ihnen in geistlicher und geistiger Verwandschaft steht: Iphigenie Pronay. Man sieht es diesem Mädchen an dass es*
<..>es
an der Schwelle des Lebens von einem Liedersohn begrüsst worden. Sie ist schön, geistreich, ernst, ohngefähr wie man sich die Muse der Geschichte denkt. Man sagt mir, sie hätten sie seit ihrer Kindheit nicht gesehen, das ist schade; sie würden Freude an ihr haben.
Nun leben sie wo[h]l, so wo[h]l als Sie es verdienen, das heisst recht, recht sehr wol, u[nd] hören sie ja nicht auf mich auch ferner zu lieben. Ihr Freund Mailáth.
Ich bleibe wenigstens noch den ganzen 10ber hier, sie werden mich sehr verbinden wenn sie mir Nachrichten ihres Befindens geben.