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Kazinczy Ferenc – Mailáth Jánosnak
Sátoraljaújhely, 1825. április 14.

Hochverehrter Graf,
Heute früh ging ein Päckchen von mir an meinen Neffen Joseph Kazinczy, der Juratus bei dem Advocaten Herrn Michel von Szathmáry in Pesth ist, mit dem Auftrage, daß er dieses Päckchen an Sie bey dem Herrn Grafen Franz Teleky ablege. Das Päckchen enthält die Übersetzung der Königstöchter, des Schatzes, und der Erzsi aus Ihren Sagen. Wären unsere Deputirten an den neuen Administrator Herrn von Szilasy morgen abgegangen, so würde ich den drey Sagen noch die Übersetzung des Willi-Tanzes und der Herrin von Ardó mitgegeben haben; denn jetzt: es ist eben Mitternacht, bin ich auch mit diesen fertig. Ich habe den Willi-Tanz neu übersetzt, um die Sagen in Bezug auf ihre ungrische Umkleidung in Harmonie zu bringen, und ebendas will ich thun mit den Salzgewerken und dem Schwert, die ungrisch schon gelesen werden. Ich bitte Sie inständigst, dieses Päckchen, wenn mein Neffe es nicht übergeben hätte, von ihm abholen zu lassen, und durchzufliegen; dann aber mich wissen zu lassen, was Sie umgeändert haben wünschen. Die Arbeit ist, wie sie mir aus der Feder floss; ich habe sie nicht einmal übersehen können. Was an mir ist, soll das Werk so geglättet erscheinen, daß selbst Bacsányi, der uns gerne zum Faludi zurückführen möchte, grade so, als wenn man Ihnen vorhielte, daß Gellert nicht wie Sie deutsch schreiben, sich daran nicht zu stoßen nöthig habe. Wir Neologen treiben unsere Sache manchmal zu arg: aber wahrlich, diejenigen, die lieber Ruaeus als Virgil lesen, weil ihnen Ruaeus verständlich ist, Virgil aber nicht ist, sollten doch bedenken, daß die allzugrosse Verstaendlichkeit des Ruaeus das Höchste der Stylistik nicht seyn kann, und daß die nyelvkeverés und nyelvrontás des Virgil – denn diese Fehler und Majestätsverbrechen, wie sie Verseghi genannt hat, hat Virgil sich wirklich zu Schuld kommen lassen – mehr werth sind, als diese Ruaeusische Fehlerlosigkeit.
Ich habe heute Ihre zwey Neffen, Grafen Joseph und Anton zu sprechen die Ehre gehabt. Sie gehn nach Perbenyik. Sie haben mich versichert, daß Sie sich dieses Jahr viel in Ofen aufhalten werden. Ich wünschte, daß mein Sallust, ehe er gedruckt wird, und so wie er gedruckt werden soll, in Ihre Hände kommen könnte, ehe er noch zur Censur eingeschickt wird. Unser Döbrentei brach darüber den Stab, weil er, der jetzt auch zwischen unsern Flagellatoren sitzt, meint, Sallust sollte so sprechen wie jeder Ungar spricht. Sie haben ihm Ihren Beifall nicht versagt, weil Sie sahn, daß mein Sallust auch ungrisch sallustisch spricht. An der Übersetzung werde ich nichts ändern. Aber Sie, dessen Geschmack ich kenne und verehre, wie es jeder soll, sind der Einzigste bey uns, dem ich frey lassen möchte, an der doppelten Vorrede alles zu ändern, was Sie mit Ihrem Beifall nicht lohnen können. Dort wünschte ich von Ihnen keine Schonung, und das umso mehr, weil mich diese ewigen Sylbenstecher schüchtern gemacht, verwirrt haben. Man schreibt immer schlecht, wenn man zittert, getadelt zu werden, und dieses ist jetzt mein Fall, da ich meinem Döbrentei selbst zurufen muß και συ τεκνον μου;
Mit Ungeduld harre ich Ihres Briefes durch die Post, und des Päckchens, das Sie jetzt erhalten. Dieses könnte mir auch unser Administrator, der den 8ten hier ankommen wird, mitbringen. –
Mein Herr Graf
Ihr
unterthänigster Diener
Kazinczy Ferencz.

Ujhely, d[en] 14ten Apr[il] 1825.

Hat die Gegend der Wag ein Sáros und ein Ardó? In Liptzkys Repertorium finde ich die Oerter nicht. –