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Magyar írók levelezése
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Mailáth János – Kazinczy Ferencnek
Bécs, 1822. június 10.
Wien am 10/6. XXII.

Als der Kronprinz v[on] Bayern v[on] Rom abreisen wollte, gaben ihm die deutschen Maler ein Fest: Einen Ball mit der Ausstellung ihrer Kunstwerke verbunden. Zwei Stunden vor dem Fest wurde*
Fest <schrieb er das Gedicht> wurde
Friedrich Rükkert zu einem Gedicht aufgefordert. Er schrieb das hier beiliegende. Rükkert verlegte den Brouillon u[nd] Hormayr fand ihn unter Rükkerts Stiefeln, als dieser hier war. Ich finde das Gedicht vortrefflich, es biethet einen äusserst interessanten Vergleich mit Schillers: „Die Künstler”, halten sie doch beide zusammen und schreiben sie mir ihre Meinung.
Ich weis[s] nicht, wenn*
[Helyesen: „wann”.]
meine magyarischen Gedichte erscheinen: ich frug Cotta, habe aber noch keine Antwort. Es liegt mir selbst viel daran, dass es bald erscheine. Ich habe jezt einen altdeutschen Kodex aus der Siebenbürgischen Bibliothek zu Karlsburg in der Arbeit. Er enthält ein Heldengedicht über Karl den Grossen, ist beinah’ 10.000 Verse stark und existiert nur noch einmal in England. Habe ich die Herausgabe besorgt, werde ich mich mit aller Macht auf jenes Werk werfen das ich seit vielen Jahren im Sinn, und Herzen habe: Die Geschichte Ungerns vom Erlöschen der Arpaden, bis zur Schlacht v[on] Mohács. Die Materialien*
Die <Vorarbeiten> Materialien
zur Geschichte der Magyaren sind noch nicht so verarbeitet, dass sich die Gesamtgeschichte unsres Vaterlandes mit grösseren Erfolg als bis izt geschehen bearbeiten liesse, aber der Abschnitt, den ich gewählt lässt sich mit Erfolg aufarbeiten, und ist für den Geschichtschreiber äusserst brillant. Das Haus Anjou, das Geschlecht Hunyadi Der Verfall des Reichs unter den Jagellonen. Nur Sigmund ist langweilig. Übrigens wird das Werk deutsch und ungrisch geschrieben werden. Wenn Sie dess Oberstkämmerers Grafen Wrbna Handschrift noch nicht haben will ich sie ihnen schiken.
Meine Adresse ist Himmelpfortgasse Nro 949. 1. Hof. 1. Stiege, 1. Sto[c]k, Thüre N. 14.
Schi[c]ken sie nur bald ihren Sallust in die Welt, ich habe eine wahre Sehnsucht darnach. Unsre Leute können nur durch solche Muster belehrt werden, wie man schreiben soll. Was haben sie mit ihrer Iphigenia auf Tauris vor?
Gestern habe ich meinen Beitrag an Igaz Zsebkönyv abgeliefert. Wer hätte vor 10. Jahren gedacht dass sich bei uns zwei elegante Taschenbücher halten können, und dass noch obendrein eine reine Unterhaltungs-Zeitschrift auch*
Unterhaltungs-Zeitschrift <erseh> auch
beginnen will! Ich höre Döbrentey und Kisfaludi haben schon die Erlaubniss dazu. Leben Sie wo[h]l, recht wo[h]l, recht überaus wo[h]l, und gedenken Sie mein mit Liebe.
Ihr Freund
Mailáth.