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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1812. február 21.
Széphalom den 21 Február 1812.
Theurester Freund!
Cserey schweigt. Dieß ist mir keineswegs Zeichen daß er sich zu meinem Vorschlag abgeneigt fühlt; wohl aber, daß er auch dieses Jahr die Faschingstage in Klausenburg und in den Gütern seines Schwiegervaters, wohin meine nach Kraszna adressirten Briefe sehr spät gelangen, verlebt hat. Ich erwarte seine Antwort ohne Ungeduld, wenigstens ohne Besorgnißen, ja mit der festen Hoffnung, daß er den Vorschlag genehmigen wird. — Auch von Großwardein erhalte ich keine Nachrichten. Aufrichtig gestanden, erwarte ich dorther wenig erfreuliches: Gemeinden die sich eben bilden, denken doch wohl vor allererst an den Mann den sie wählen sollen, und dieser wird wohl längst gewählt worden seyn, — dann glaube ich auch, daß die Großwardeiner einen Seelsorger sich wünschen werden, der in dem Comitat von ungarischer Zunge, ungrisch nicht nur verstehe, sondern auch geläufigst spreche, worinn*
<wozu> |worinn| [Betoldás a törlés fölött.]
(wenn ich nicht irre) Sie nicht geübt genug sind. Aber unmöglich ist es nicht, daß Sie dorthin doch berufen würden, und dieses gäbe mir das Glück, Sie alle Jahr wenigstens einmahl zu sehn; und ich will an H[er]rn Archivarius von Lányi unterm heutigen nochmals schreiben. Sie wünsche ich so wenig in die schwartze Kutte, die mir wann sie von Männern wie Cleynmann in Wien getragen wird, gewiß sehr, recht sehr ehrwürdig ist, als in die Stelle eines Hofmeisters; Sie sind zu etwas andern berufen, und die Stelle eines Ewangelien predigers oder Hofmeisters würde Ihnen in dem schönern Beruf hinderlich seyn.
Daß der Plan mit den Monumenta Hungarica gescheitert ist, bedaure ich recht sehr. Weber, den ich sehr schätze, sehr liebe, mag dieses niemand andern als sich selbst zuschreiben. Wenn man so etwas unternimmt, so muß man die Insertionskosten bey Dr. Decsy und Kultsár nicht scheuen; ich hätte, wäre ich Weber gewesen, die Ankündigung selbst gedruckt und Decsy und Kultsár in so vielen exemplӔren zugeschickt, daß sie diese dreymahl hätten ihren Blättern beyfügen können. Auch mit dem Almanach hat er Mißgriffe gemacht, und ich stelle mir vor, wie dieser Almanach mit abgenutzten Lettern, auf gelbes grobes Papier, etc. etc. gedruckt worden ist. W[eber] druckt nichts elegant, und Almanache müssen dieß.
Schade daß Beyfang banquerout gemacht hat, und die Leipziger L. Z. nicht fortgesetzt werden. Diesen Verlust laßen uns die Annalen nicht verschmerzen.
Ich habe Ihren*
Ihren [Átírással javítva.]
Herrn Vater vor drey bis vier Monathen gefragt, ob er nicht geneigt wäre, statt der 100 f. die er mir geliehen hat, ein Faß Hegyaljaer Weins anzunehmen, für dessen Güte ich gut stehe. Ihr H[er]r Vater schickte mir die Obligation zerrissen zurück, und ging in den Vorschlag ein. Der Wein ist bis jetzt in seinen Hӕnden. Da Weine dieser Gattung, und wie dieser, vom Jahr 1810, theurer als 200 f verkauft werden, so bat ich ihn, die supernatante Summe Ihnen schenken zu wollen, nicht in meinem, sondern in seinem Namen. Ich hatte nichts als 4 Faß solcher Weine im Keller, und 1 Faß schickte ich mit eben diesem Faß an einen unserer Schriftsteller zum Geschenk. 1 Faß gab ich nicht vom Hegyaljaer sondern von Regmeczer Wein, der ein sauerlicher, leichter, angenehmer Tischwein ist, einem andern; so daß mein Keller dießmahl wirklich nichts als ein Antheil Trinkwein hat, mit welchem mein Haus, da ich und mein Weib Waßertrinker sind, auskommen muß. — Dieß mag unklug genannt werden: aber kluge Leute sind nicht immer meine Leute. Ich wünsche ihnen nicht zu gleichen.
Meinen herzlichen Dank für Klamer Schmidts Episteln. Ich schließe den Preis bey. — Ich bin bey Cotta für Herders Schriften 120 f. schuldig, und habe kein Silbergeld. Was ich auf die Seite gelegt habe, habe ich auch für Bücher ausgegeben. Sollte ich ihn jetzt bezahlen, so würden mich Herders Schriften eine Summe kosten, wobey mir die Haare zu Berge stehen. Haben Sie einen Rath, so ertheilen Sie mir ihn, wie und wann ich ihn bezahlen soll. Mein ganzer Reichthum besteht jetzt, das ist vom vorigen Jahre, in 2 Antheln Tokajern, die bestimmt sind, meine Schulden, die nicht zu die*
die <gro>
kleineren gehören, zu zahlen; denn alle Kaufmanns und Apotheken und Handwerkers Schulden habe ich getilgt.
Ich schliesse Ihnen zugleich den Calligraphischen Versuch meiner heute 50 Monath und 18 Tag alten Tochter bey. Bis den 1. Febr[uar] hat sie die Feder nicht in die Hand genommen, und ich lehre sie bloß wann sie will und nicht lӕnger als sie will. Vor sehr wenig Wochen fing Sophie*
Sophie [Átírással javítva.]
an sie das ABC in einem Abece-Buch zu lehren. Es ging nicht. Ich lehrte sie bey Tisch mit der Gabel ein | mit Messer und Gabel ein X und mit dem Rand des Trinkglases ein O. Das Kind machte alles nach und hatte viele Freude an dem Y dessen Ton ihr besonders gefiel.*
5 f. Einlösungsschein schicke ich Ihnen in dem erseten Brief; ich bin in Sorge. [Megjegyzés a lap bal szélén, a levél soraira merőlegesen.]
Sie kletterte an mein Canape auf, und schrie, da sie in das Buch, in dem ich las, hineingeblickt hat, und ein O erkannte: O, I, V und ein kleines y. Über das letzte, da seine Figur y und die Figur des grossen Y fest unähnlich sind, stutzte ich nicht wenig, und lehrte sie ein H. Da sie diesen mit irgend einem adnern vertauschte, nahm ich die Feder, und mahlte das H und den durch sie irrig H genannten Buchstab aufs Papier, und dachte an nichts weniger als sie weiter zu führen. Sie ergriff die Feder von selbst und mahlte mir unter mein H ein [rajz]. Ἑυρηκα schrie ich, und den 1. Febr[uar] ließ ich sie nach Bley Buchstaben überschreiben. Es kam ein Bilderkrämer und ich kaufte ihr Bilder, die sie zerschnitzeln konnte, und sie äusserte den Wunsch, diese unter ihrer Groß Mutter in Kázmér, der Tante, und ihren Cousins Valentin, Alexandre und Napoleon Török zu zertheilen. Nun musste sie diese Namen an die Bilder aufschreiben, und statt der Adresse stand von ihrer Hand: Cadeaux d’Eugénie. So reitze ich sie zum lernen, und es geht, ohne daß sie merkt, daß sie schon Lectionen nimmt. Das Kind erhielt viel Geschicklichkeit und ein Graziengesicht von der Natur.
Ich habe vor 8 Tagen an Kis ein Sonett und 3 Epigrammen geschickt. Bitten Sie Lajos, daß er sie für Sie abschreibe. 2 der Epigramme sind nicht unwerth in der griech[ischen] Anthologie zu stehen. Dieß mag stolz klingen, aber est ist wahr. Mein Herz freut sich einen Pászthory und einem Ungenannten dieses Todtenopfer gebracht zu haben. — Sie waren in Tschen zwischen Polen. Sagen Sie mir ist Schachtzitz statt Schlachta gut polnisch, und heißt das erstere nicht so viel als lächerlicher winziger Edelmann? NB. Szlachta ist ein nomen collectivum: der Adel, die Edelleute. Szlachćić der Edelmann (urodzony ein geborner Edelmann, nezyniony ein gemachter Edelmann.)*
NB. Szlachta ist ein nomen collectivum: der Adel, die Edelleute. Szlachćić der Edelmann (urodzony ein geborner Edelmann, nezyniony ein gemachter Edelmann.) [Betoldás a lap bal szélén, a levél soraira merőlegesen.]

Schlachtittzá tett a’ Születés: a’ Múzsa nemessé.
Ezt ha becsűlni tudod, nézed e nagynak amazt?

Geburt machte dich zum Schlachtzitz, die Muse zum Edeln: Fühlst du diesen*
<jenen> |diesen| [Betoldás a törlés fölött.]
Vorzug: kannst du jenen für etwas großes ansehn?
Leben Sie wohl!