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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1810. október 11.
Széphalom den 11. October 1810.

Vay Ábrahám, Sohn von Joseph, ist seit 3 Tagen Bräutigam meiner Cousine Sophie Kazinczy, Tochter von Peter. Ein interessantes Paar!*
[A két mondat a lap tetejére utólag betoldva.]

Theurester Freund. Ihren reichhaltigen Brief vom 15. September habe ich gestern Abends erhalten, da ich nach einer 3 Wochen langen Abwesenheit aus dem Biharer Com. nachhaus kam. Sie haben mir einen (nach Platons Ausdruck) wahren Geistes Schmaus gegeben; ich werde den Brief noch oft lesen und wiederlesen. Besonders ist mir der § über Wien und Ihre dortigen gelehrten Freunde sehr interessant. Von Engels ung. Geschichte erwarte ich sehr viel, wiewohl der Umstand, daß er das Werk ohne das Tribunal der Wiener Censur passirt zu haben, herausgibt, wenig zur Sache thut. Dieß ist fast so viel als hætte das Werk es passirt, da er in Wien lebt und im Dienste ist. – Ich glaube Ihnen schon gesagt zu haben, was mir Jaschke über die nach Paris von Wien mitgenommenen Codices und Incunablen gesagt hat. Vielleicht war der Feind nur discret nicht alles wegnehmen zu wollen, denn ganz gewiß waren in Wien Männer, die diese Schätze zu schätzen gewußt haben.
Ich erhielt ein exempl.*
exempl. <des>
meines La Rochefoucauld von dem Buchhændler Kis. Aus Versehen war das Titelblatt zweymal dabey. Da dieses bey dem Ihrigen fehlt, so lege ich das eine von den Zweyen für Sie hier bey. Welch ein Mann ist dieser Geistinger! Ich übergab ihm die ganze Auflage, weil ich nicht zu hoffen wagte sie damals von Wien erhalten zu können, mit dem Beding[niß], daß er das Titel Kupfer und die Vignette, welche mir zu*
<da>zu
diesem Werke Gerstner gearbeitet hatte, auslöse und beydrucken lasse. Gerstner hatte beydes schon an Institoris abgeschickt. Was that der einsichtsvolle Mann? Er lösete aus Blaschkes Hænden das zu meinem Ossian bestimmte Kupfer (das Sie hier erhalten) und setzte es bey. Grade so, als wenn man ein Kupfer, das die Kinder Abrahams um den goldenen Kalb tanzend vorstellte, vor ein Algebraisches Werk stellen würde!
Dass Ihr*
<aus> Ihr<em>
nach Schlözer gearbeitetes Werk nicht erscheinen kann, bedaure ich herzlich; freue mich aber, daß Sie aufgefordert sind eine Geographie von Ung. zu arbeiten, und ihr geographisches etc. etc. Wörterbuch etc. neu herauszugeben.
Schade daß die Annalen nicht fortgesetzt werden sollen. Es sind wenige die die ausläændischen critische Journale halten, weil sie der erhöhte Preis abschreckt, und nun sollen wir auch die Annalen vermissen!
Ich kam abends in Debrezin an und ging den andern Tag vor Mittag weg. Ich hatte mit Procuratoren zu thun, und sah von meinen Freunden bloß den würdigen Szent Györgyi. Er wird fett, und hat noch wenig graues Haar. Die Farbe und sein äusserst liebenswürdiges Wesen ist noch immer was er war. Die ganze Familie ist gesund. Sagen Sie das unserem theuren Kis, den ich herzlich umarme. Ich will an ihn mit erster Post schreiben, und seinen sehr interessanten Brief, den ich an meinem Tische fand, Punckt für Punct beantworten. Seine Horazsche Episteln habe ich dem Buchhændler Kis István den 8. October in Debrezin übergeben lassen. Unser Freund trage jemand auf, den dicken Brief (das exempl. ist beygeschlossen) von Kis István abzunehmen; doch hiezu muß seyn Bevollmächtigter eine schriftliche Commission vorweisen. Dieser Horaz ist nicht der Vossische, aber gewiß so vortrefflich als der*
d[..] [Átírással javítva.]
von Daru. Ich war bezaubert, als ich die Übersetzung las. Bey den modernen Versen fehlt der color antiquus wie in der franz[ösischen], nicht metrischen Übersetzung des Daru. Aber man kann nichts schöneres in dieser Gattung der Versifikation lesen.
Das äussere des Collegiums ist prächtig; es ist mit Ziffersteinblatten gedeckt, mit zwey Frontons an der Vorderseite, und schönen corinth[ischen] Säulen. Aber das Innere! das Innere! Die Stiegen viel zu eng und dunkel. Die innere Abtheilungen habe ich wenig abnehmen können, weil noch nicht alle Mittelwænde stehn. – Die Kirche eine wahre Pracht, mit Jonischen, die runden jonischen Säulen, welche aber an der Mittagsseite rund, an der Nordseite flach, – halb eingemauert! stehen. Und eine Calvinische Kirche prächtig! wie nicht zusammenpassend mit ihrem Cultus! und dann die gubás emberek! Alle Zelten, wo verkauft ward, sind abgerissen. Die ganze Gasse ist nun frey weit über dem Wirtshaus beym Weissen Ross. – Leben Sie wohl!