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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1809. november 29.
Széphalom, den 29. Nov. 1809.

Verehrungwürdigster, gütigster Freund,
Gestern übergab ich die Recension des Pápayschen Werks den zwey Baronessen Splényi aus Szilvás, die meinen armen Schwiegervater besucht haben. In einer Woche soll das kleine Päckchen, sagten sie mir, bey Ihrem Herrn Vetter in Kaschau abgelegt werden. Schreiben Sie mir doch, sobald Sie die Rec. mit dem Werke zusammengehalten haben werden, was Sie über meinen Aufsatz urtheilen. Verfahren Sie damit ganz nach Ihrem Gutdünken; ich bitte Sie nur um das Einzige, daß Sie die Peitsche über Pápay nicht schwingen. Ich habe ihn mit vieler Milde behandelt, und glaube ihn geschont zu haben. Lindern Sie selbst diese Critik, wo etwas zu mildern ist. Ich möchte ihm nicht wehe thun. Er ist ein braver Mann, warm von*
[.]on [Átírással javítva.]
Herzen und hell im Kopf. Er war jemals Kalviner; sein Bruder ward catholisch und machte auch ihn dazu. Manent vestigia! Horat. Aber er ist wie Joseph von Arimath; und sein Antagonismus mit Révai verleitete ihn zu einer Beschuldigung der Kalviner, wie Sie dieß aus der Rec. sehen werden.
Mein Weib kam Sonntag von Kázmér, und wir beschloßen Dienstag wieder hinzugehen, weil sie den Splényischen Wort gegeben hat, bey Ihrem Besuch in Kazmér zu seyn. Ich eilte also Monntag, um das Päckchen diesen zwey Freundinnen mitzugeben, weil sie wöchentlich nach Kaschau schicken. Erst als wir von Kázmér kamen, und ich dem Szemere aus dem Kopfe nicht vom Papier (welches ich gar nicht mehr*
nicht |mehr| [Betoldás a sor fölött.]
hatte) schrieb, was ich über Pápay gesagt, fiel mir ein, daß ich einen griechischen Schnitzer gemacht habe. Ich habe Ypsilonomanie gesagt, und das zweimahl, da ich doch nur Ypsilomanie hätte sagen sollen. Zwar wußte ich es, daß Sie es von sich selbst berichtigen werden: aber in der Angst, Ihr Aug kann es übersehen, bitte ich Sie doch sehr darum.
Wenn Sie die Ergänzungsblætter der Hall. L. Z. lesen können, so schlagen Sie die Rec. von Pápays Werk 1808. 22. Nov. No. 139 auf, und sehen Sie was dort darüber*
dort |darüber| [Betoldás a sor fölött.]
gesagt ist. Vielleicht hat sie Berzeviczy. Finden Sie etwas merkwürd[iges], so theilen Sie es mit mir. Ungr. Grammatik und Poesie ist weniger nicht mein Fach als etwas anders; und so bin ich vielleicht im Stande, darüber etwas nicht schlechtes zu sagen. Die Recensoren der ung. Werke in der Hall. L. Z. sind keine competenten Richter.
Zur Rubrik der Kalender in der Literær Geschichte ist beyzusetzen:
Egyedúthi habe 1572, Wien, bey Steinhoffer, einen ungrischen Kalender herausgegeben. Dieser Kalender ist dem Erlauer Bischof Anton Verantius dediziert. Ein exemplar steht in der reichen antiquarischen Sammlung des Herrn Kammer-Secretärs Nicol. Jankovich von Jessenitz zu Ofen. –
Hier noch etwas einzuschieben, zwischen túl, rám, jotta und ypsilon, oder nach allen diesen:
–––––
 Der V[er]f[asser] sagt S. 224. circa lin. 20. daß der Genius der ung. Sprache sich der Participien auf eine irreguläre Weise bediene, indem sie die Participia Passiva*
Passiva <fe[.]>
durch die Participia activa ausdrückt.*
ausdrückt. <festek ich mahle, festett ist das participii præteritum dieses verbi activi>
Z. B. festek ich mahle (activum),*
mahle |(activum)| [Betoldás a sor fölött.]
festettetem*
, <festetek ich lasse mahlen>
ich werde gemahlt (passivum)*
(passivum) von dem activ ist das participii præteritum festett = der gemahlt hat>
(denn festetem ist ich lasse mahlen). Das prӕteritum participii activi ist festett, und das passivi (da festetett von festetek, ich lasse mahlen, kommt) festettetett. Man sagt ein gemahltes Bild nicht festettetett /pass./*
[A „festettetett” alá beszúrva a „pass[ivum]”.]
sondern festett /activ./*
[A „festett” alá beszúrva az „activ[um]”.]
kép. Nach Révai sollte man auch dieses deutsch im passiven Sinn genommene Wort mit dem participii præteritum passivum*
præteritum <activum> |passivum| [Betoldás a sor fölött.]
festettetett ausdrücken, wenigstens sagen *
sagen <die>
seine Jünger tiszteltetett barátom*
barátom <für das>
(verehrter Freund) für das*
das <tisz>
gewöhnliche tisztelt. Aber, wie Pápay S. 224 sehr richtig sagt, der*
[..] [Átírással javítva.]
allgemeine Gebrauch hat das allgemein*
das |allgemein| [Betoldás a sor fölött.]
so sanctionirt, daß man kein Gewissen machen kann, hier die Regel zu übertreten. Dieß kann man umso mehr, weil dieß zu keiner Ambiguitæt führen kann;*
kann; <indem man>
indem dieses tempus in activer Form im den seltensten Fall im activen Sinn genommen wird.*
wird. <Sehr wichtig sind die bey Pápay>
Festett orcza ist eine geschminkte Wange, also passiv, und ein Arm, der gehaut hat, wird auch ungrisch nicht durch vágott kar, sondern wie deutsch durch Umschreibung, az a’ kar, melly vágott, ausgedrückt. Vágott kar heißt immer ein Arm der gehauet worden ist. – Hier haben also die Révaiáner mit ihrer zu strengen Akribeia offenbar Unrecht, und Rec[ensor] pflichtet dem V[er]f[asser] bey. Auch die Deutschen sagen, ohne Angst nicht verstanden zu werden, Bediente, und meinen darunter nicht den Herrn, der bedient wird, sondern den Domestique, der seinem Maitre*
Maitre <…>
dient.
Da ich für Pápays Wunden auch ein Pflästerchen geben muß und geben will, so bitte ich Sie, diesem § ein Plätzchen zu schenken, und überhaupt jeden Ausdruck zu mildern. Also auch nicht zu sagen, der grammatische Theil ist fast ganz*
fast |ganz| [Betoldás a sor fölött.]
ohne Verdienst
, sondern ohne vielen Verdienst oder so etwas. Um so mehr muß der Schluß des Werkes und der Auszug des historischen Theils für ihn schmeichelnd ausfallen. Bitten Sie ihn doch auch beym Schluß den 2ten Band uns zu liefern, zu dem wir um so mehr Hoffnung haben, daß er gut ausfallen wird, weil er selbst gut und geläufig schreibt, und seine Gedanken logisch durchzuführen versteht, was Ungarns Schriftsteller nicht eben verstehen, und Cicero, Quintilian,*
und| seine Gedanken logisch durchzuführen versteht, was Ungarns Schriftsteller nicht eben verstehen, und Cicero, Quintilian,| [Betoldás a lap alján, korrektúrajellel.]
Hugo Blair etc. studirt hat.
Ich erinnere mich Ihnen neulich Barcsays Sterbetag ohne der letzten Arithm[etischen] Nummer des Jahrzahls angezeigt zu haben. Supplieren Sie ihn. Er starb 3. Mart. 1806.
–––––
Wenn Sie an Doll schreiben,*
schreiben, <…>
so bitte ich Sie um die Freundschaft, ihn um Schlüters Sallust (deutsch und latein), dann um den von Abbt, Meissner und Weinzierl zu ersuchen. Er soll sie auftreiben, wo er sie nur auftreiben kann, und Ihnen sobald als möglich schicken. Sie werden mich dadurch sehr verbinden, denn endlich möchte ich meinen Sallust fertig machen, und dazu muß man alle Übersetzungen haben, die zu haben sind. Oft gibt uns Licht der*
die [Átírással javítva.]
schlechteste Übersetzer und Vorarbeiter.
–––––
Sie*
[Halványabb tintával írt, olvashatatlan megjegyzés a lap szélén.]
schreiben vielleicht auch an einen Gelehrten in Sachsen, fragen Sie diesen, oder einen Antiquär, welches das Buch (in folio gedruckt) sey, in welchem folgende Kupferstiche sich befinden.
Tabula, in qua ostenditur, quomodo Ser. Rex Sveciӕ (dieser war Karl der Xte) Celsissimum Transilvaniӕ Principem (Georgium II. Rákóczy) prope pagum Moidlbositze solenniter exceperit die 1. Apr. 1657.
Erich Jönson Dahlberg l. Supr. Castror. metat. ad vivum delin. J. le Pautre sculpsit.
 Es sind mehrere Kupfer in folio oblongo. Und was wäre der Preiß? Auch diese Freundschaft nehme ich als Wohlthat.
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 Haben Sie die Päcke von Kaschau schon?
 Hier der schöne Vers von Kézy. – Mein Schwiegervater erneuert die Bitte wegen dem Knaben. Schreiben Sie mir ob Sie einen schon gefunden haben. Ich verharre mit der innigsten Hochachtung und Freundschaft.