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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1809. november 11.
Széphalom 11. Nov. 1809.

Theurester, gütigster Freund!
Sehen Sie die Couvert.

Ich feyre heute den 5ten Wiederkehr des glücklichsten Tages meines Lebens, und will ihn in dem Kreise meiner geliebtesten abwesenden Freunde verleben, und ihm also neuen Werth, neue Reize leihen. Wünschen Sie, mein lieber Freund, daß Sophie mir drey oder vier Lustra so glücklich mache, wie sie dieses glücklich gemacht hat, und lassen Sie die Zeit, die ich leben werde, durch Ihre mir gewiß unschätzbare Liebe auch glücklich werden. Und nun rufen wir beyde herzlich, daß Luthers Andenken, dessen Namenstag heute ist, unter den Menschen heilig bleibe; daß er sogar dem Fräulein Bludovszka heilig werde; die nicht des Geistes, wie Schlözer war, zu seyn scheint. – In der Fröhlichkeit meines Herzens flog mir ein unzüchtiges substantiv, nicht verbum, hungaricum, über die Lippen, als ich die weise*
weise <…>
Bürgerin Austriens räsonniren hörte. –
Ihr Päckchen vom 26. Sept. mit den zwey Heften der Wiener-Annalen ist*
sind[Átírással javítva.]
erst dieser Tage in meine Hænde gekommen. Sie wollen darin, daß ich Ihnen das Ms. von Nitsch schicke. Wie stolz bin ich Ihnen sagen zu können, mein verehrter Freund, daß ich Ihnen dieses Ms in den Päcken schon geschickt habe, in denen Sie Ihre Lit. Zeitung erhalten werden. Fallen Sie nicht auf den unserer Freundschaft wehe thuenden Argwohn, daß ich es Ihnen aus Bedenklichkeit bis jetzt nicht geschickt habe. Længst hätte ich es gethan, wenn die Zeiten ruhiger gewesen wären. Thun Sie mit der Abschrift was Ihnen*
Ihre [Átírással javítva.]
am besten dünken wird, und gehen Sie einen Vertrag mit den Jenaischen Mineralogen ein wie es Ihnen belieben wird; ich verlange kein Honorarium; dieß falle Ihnen zu; Herrn Prof Nagy werde ich schon vergüten. Ich halte mir nur das vor, daß Nitschs Handschrift in meiner Sammlung bleibe, und daß Nitsch’s Werk ohne Umænderungen gedruckt werde. Anmerkungen, Zusätze, Widerlegungen mögen dabey so viele, als Sie oder die Jenaischen Mitglieder haben wollen, erscheinen.
24. Stunden früher als ich diese Hefte erhielt, erhielt ich durch die Post das September-Heft der Annalen. Sie werden dieses Heft wohl auch schon*
auch |schon| [Betoldás a sor fölött.]
erhalten haben. Himfys Recension steht darin. Ich las sie wieder, und bin damit ziemlich zufriden. Da aber Kisfaludy mir auf zwey Briefe, welche ich ihm im September und October schrieb, nichts zurückschreibt, so besorge ich, er wird mit dieser Rec. sehr übel zufrieden seyn. – Gleich darauf als ich seine Romanzen (Regék) las, schrieb ich an Takács, und sagte ihm mit aller Schonung, ja*
Ja <mit>
in dem Ton wahrer Achtung, was ich darin tadelnswerth finde, und was ich bey der angekündigten Auflage der Szerelmek zu sehen wünschte. – Kisfaludy schickte mir ein Exemplar Regék ohne Brief. Ich schrieb an ihn, und bat ihn, vor Eggenberger ein etwas, das*
ein |etwas, das| [Betoldás a sor fölött.]
mir sehr theuer war, als Gegengeschenk*
Gegengeschenk <anz>
abhohlen zu lassen. Es war Petrarcas Bild, von Raphael Morghen gestochen, (15 f das Blatt) und ich schrieb unter das Bild: Himfynek csudálója Kazinczy. Das Gegengeschenk war ihm nicht unlieb. – Kis und Döbrentei schätzen, lieben in ihm den Schriftsteller: aber ich ahnde, daß beyde irgend einen [!] Zug ihm abgesehen haben mögen, der nicht so lieben[swürdig] ist, wie seine Poesieen. Als Döbrentei bey ihm war, so sprachen sie auch von mir. D. hat mir erzählt was sie gesprochen haben. Himfy schöpfte aus Batsányischen Quellen, die ziemlich unlauter sind. Beym Abschied fragte Himfy den D… – „Sie sind Lutheraner?” – Ja, antwortete dieser, und war über die Frage choquirt. Auch ich ward es, da ich den Vorfall hörte. Sollte Himfy den Protestanten abgeneigt seyn? er, dessen Frau sich mit philosophie abgibt? – O mein Freund, die Ideen der Menschen sind oft sehr verwickelt, weil ihre Leidenschaften, geheime Wünsche etc. sie verwickeln. Fräulein Bludowska ist nicht die einzige, die nicht weiß was sie spricht, und vielleicht eben darum so halsstarrig für ihre Behauptung fechtet.
Mit Verseghys Rec. bin ich auch zufrieden. Diese ist aber bey weitem nicht so gut gearbeitet. Vitkovics schrieb mir vor vielen Monathen, sein Freund sey in der Leipz. Lit. Zeitung wegen seiner Aglaja erbærmlich mißhandelt. – Mißhandelt ist er wahrhaftig nicht, wer die Rec. mit der Aglaja zusammenhält,*
zusammen<liest>|hält| [Betoldás a törlés fölött.]
der wird gerecht seyn, dieses einzugestehen.
Vitkovits schickte mir eine Abschrift der Recension der ford. egyv. irás etc. Ich schreibe ihm mit der heutigen Post, daß diese Recension die untrüglichsten Merkmale an sich trägt, daß sie nicht das Werk eines einzigen, sondern von mehreren sey. Ich hasse Gleißnerey, eben so wie Hochmuth, und bekenne, daß mich Beyfall freut: indessen hätte ich gewünscht, daß das Werk einen Recensenten gefunden hätte, der mein Freund nicht ist.
Rogendorffs Necrolog hat mich wirklich überrascht. Nie habe ich geglaubt, daß er auch bekannt gemacht werden wird. – Er war*
war <tosk>
Commandeur des toskanischen St. Steph. Ordens, welcher in Ansehn dem Orden von Maltha gleich kommt, und zu Großmeistern Franz I. Leopold II. und entweder Franz II oder den Großherzog von Würzburg gehabt hat.
Mein Schwiegervater war Rogendorffs Schwager, und meine Schwiegermutter seine Schwester väterlicher und mütterlicher Abstammung.
Mein Schwiegervater liegt seit Anfang*
[.]nfang [Átírással javítva.]
September krank. Den 8ten dieses war der Abseß auf der linken Schulter,*
Abseß |auf der linken Schulter| [Betoldás a sor fölött.]
oder wie man das Ding heißen mag (denn in medicinischen Dingen bin ich eben so unbewandert wie in der Tactik – und – welches ich mit Stolz beyfüge – im Kartenspiel.) operirt. Ein ganzes lavoir ward vollgefüllt mit dem Euter, das aus der Beule hervorschoß, und des*
und <früh> |des| [Betoldás a sor fölött.]
Morgens darauf floß*
darauf |floß| [Betoldás a sor fölött.]
wieder mehr als eine Halbe heraus. Wir zittern den vortrefflichen Mann und guten Vater zu verlieren. – Er gab mir auf, Sie zu bitten, daß, wenn sich in Ihrer Gegend ein Knabe von 12 Jahren fænde, der rein deutsch spricht, und die ungrische Sprache zu erlernen wünschte, aber zu arm ist diesetwegen das väterliche Haus zu verlassen, Sie die Freundschaft haben möchten, ihn zu ihm zu adressiren; der Knabe würde hier um ein Kind von 7. Jahren Bedienten Dienste*
[.]ienste [Átírással javítva.]
thun, damit das Kind durch Übung*
<von ihm> |durch Übung| [Betoldás a sor fölött.]
deutsch lerne. Fände sich ein solcher, den Sie mir auch wegen seiner moralischen Eigenschaft empfehlen könnten, so bitte ich Sie um die Güte, mich davon zu belehren, damit mein Schw[ieger]vater Anstalten treffen könne, den Knaben von Kaschau, (wohin er aus Ihrer Gegend leicht übersetzt werden könnte) zu sich kommen zu lassen. Meine freundschaftlichsten Grüsse und Empfehlungen an Ihre Freundin, und meinen vice-väterlichen Kuß an Amélie. Wie macht sie sich? Ist sie stark? gesund? und von*
[..]n [Átírással javítva.]
wem erbt sie die Physionomie? Leben Sie recht wohl!

 [A boríték belső oldalán:]

 Den 11. November. – Der Brief war fertig, als man mir Ihren Brief vom 30sten Octob. brachte. – Ich hätte gewünscht, jetzt Vater von einem Sohn zu werden, dass ich es aber nicht geworden bin, betrübt mich nicht. Mir genug, daß es ein Kind ist, und zwar ein hübsches, sehr starkes, gesundes Kind. – Der heutige Tag gab mir eine neue Art Freude: den wollüstigsten Schmerz um ein krænkelndes Kind. Génie ward dieser Tage krank, so daß sie heute tartar. emet. nehmen mußte. Es ist wirklich wollüstig um das Bett eines Wesens zu sitzen das wir lieben, wenn man nicht um seinen Verlust besorgt seyn muß. Génie ward inoculirt, und bleibt nun also wie sie ist. Es ist ein sehr hübsches Kind, mit den schönstgezeichneten Augenbraunen, großen dunkelgrauen Augen, und einem sehr schön geschnittenen Mund. Es soll mir eine Grazie werden. Doch wann sie es auch andern nicht wird, mir wird sie es gewiß. –
[Kazinczy Ferenc írása a boríték belső oldalán:]
 Ich glaube Ihr Urtheil über Palafoxs Schreiben an Lefebvre kommt mit dem meinigen ganz überein. Doch was glauben Sie, wird man sich bey uns vor Wissenschaften noch immer fürchten, wie Palafox sich von der Philosophie an der Elbe und noch weiter fürchtet? –

 [A boríték külső oldalán:]
à Monsieur
Monsieur Charles George Rumi,
Docteur de Philosophie, Pasteur de l’eglise protestante à
Cassovie
Schmölnitz.
franco.