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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1809. július 5.
Széphalom, den 5ten Jul. 1809.

Mein theurer Freund!
Wir hatten dieser Tagen einen Markt zu Ujhely, und ich hatte die Hoffnung, Ihnen einen Pack durch die Metzenseifische Eisenhændler zuschicken zu können, allein diese Hoffnung schlug fehl. Sie erhalten also diesen Pack durch irgend einen der jungen Leute, die aus dem Zipßer Com. in Patak studeren und in weniger als einer Woche aus einander gehen. – Er wird enthalten:
25 f für den letzteren Jahrgang der Leipziger Lit. Zeit.
5 f für die exempl. der Berzeviczyschen Schrift.
Die Jenaischen Lit. Zeitungs Hefte bis auf wenige, die ich noch behalten muß.
Die 2. Hefte des Freymüthigen.
Den Brief des Königs von Bayern ohne dem Sigill, um welches ich*
[…] [Átírással javítva.]
Sie gebeten hatte.
Die Skizze Ihrer Preisschrift.
Kézys Hexameter an den Primas und die zwey Oden von Prof. Sípos.
3. Abdrücke des sehr merkwürdigen Manifests zu dem sehr merkw. Krieg.
Die Rede des Grafen Franz Zichy.
Einige Hefte der Jenaischen Lit. Zeitung und Adelungs Mithridates bin ich frech noch auf einige Zeit zu behalten, da ich sie wegen den Deputationalgeschäften und andere Hindernissen noch nicht extrahiren konnte.
Mit zwey alten Religionar Schriften mache ich Ihnen ein freundschaftliches Geschenk; wer weiß ob sie Ihnen nicht eben so sehr willkommen sind, als ich sie leicht entbehren kann?
–––––
Für die Mittheilung der Skizze Ihrer Preis Schrift danke ich Ihnen verbindlichst. Ich bin begierig zu sehn, wer die Krone davon tragen wird. Ihre Arbeit scheint mir die gerechtesten Ansprüche darauf machen zu können, und ob ich Ihnen den Sieg wünsche, wissen Sie.
–––––
Was soll ich Ihnen von den Kriegs Neuigkeiten sagen? Mir wird übel so oft ich an ihn denke, diesen schrecklichen Krieg! – Daß wir Dresden eingenommen haben, und daß wir gegen Leipzig vordringen, hat mich sehr überrascht. England wird also sein Hannover bald zurückerhalten, und nicht ohne Absichten war der Churfürst von Hessen in Böhmen. Es ist merkwürdig, einen Zuschauer des*
des <jetzigen>
Theaters von Europa jetzt zu seyn; wären wir nur nicht mit auf dem Spiele!
Die Beruhigung, die der ehrwürdige Prinz Albert uns von Leutschau aus gab, erweckte in uns Gefühle der dankbarsten Verehrung. Wären wir nur nicht anderwärtig über das Unglück des Tages bey Raab hinlænglich unterrichtet! Es war ein schrecklicher Tag für uns. Baron Barkóczy, Esquadrons Capitain bey unsrer Insurrection verlor in dem Gefechte (bey Raab) das eine Bein, und ward nach Comorn transportirt, wo er das Glück hatte zu sehn, daß Sr k. k. Hoheit der Erzherz. Palatin ihn mit seinem Besuche beehrt hat, und ihn durch seine Ärzte seine Küche versorgen ließ. Nun ist der hübsche junge Mann begraben. 5. unserer Zempliner Insurgenten blieben auf dem Schlachtfelde todt, ein Zempliner Lieutenant, Matthæus Gergelyi, bekam einen Streifschuß, und 15 wurden blessirt. Dieser Verlust, das ist der des Zempliner Comitats, ist in 6.*
[.] [Átírással javítva.]
Mann nicht groß: aber die Nachricht von ihrem Fall, verbunden mit der Niederlage des Tages und der Flucht unserer Insurrectional Truppen, hat uns, als wir den Bericht unsers Obristen Kandó Gábor, erhielten, sehr niedergeschlagen. Hr v. Lónyai, Vice Gespan uns. Comitats, hat eingenhændig eine Antwort an den Obristen aufgesetzt, die sentimentalisch ist, und da sie in publico vorgelesen ward, vielen Thrænen entlockt hat. Ich erhielt den Auftrag, den Brief an Kultsár abzuschicken, und zwar mit einer erhöhenden Einleitung. Da man es wollte, so that ich’s. Ich bitte Sie, den sentimentalen Aufsatz zu würdigen, wenn er in Kultsárs Blättern erscheinen wird. Diese Würdigung, um*
Würdigung, |um| [Betoldás a sor fölött.]
die ich Sie hier bitte, heißt aber nichts anders, als es mit Reflexion zu lesen, und Schlüße auf die geistige Fähigkeiten, Geschmack etc. unsers Publicums zu machen. – Eben ist dieser unser Vicegespann (geboren den 28. Mærz 1778) nach Ofen, um dort den Eid, als eben ernannter Administrator von dem Ungvarer (nicht Bereger, wie es Kultsár irrig schrieb) Comitat, abzulegen. Er war ein paar Jahre Vice Fiscal von Zemp. Dann den 3ten October 1804. gleich erster Vicegespann. Bald darauf erhielt er den Kammerschlüssel, das St. Steph. Kreutz, das Dominium Barátszér, und jetzt die Administrations Würde von Unghvár. – Hr v. Drev[enák] ist einer seiner innern Freunde.
Ich theile Ihnen hier einen Vorfall mit, den ich aus seinem (Lónyays) Mund habe. Hr v. Tihanyi, jetzt Septemvir, vor einigen Jahren Vice Judex Curiӕ, sprach mit L. in einem klagenden Ton, er sähe nun ein, dass er einen irrigen Gang genommen habe; er wäre bereit alles zu thun, aber der Hof trauet ihm nicht mehr. – „Úgy kell Uram Bátyámnak! antwortete ihm unser Vicegespann; ne társalkodott volna csak eggy rendűekkel.” – Ich war dabey als Hr. v. L. dieß*
dieß <sey>
seinen Gästen bey Tisch erzählte. Der Vorfall ist interessant.
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Unser Cserey – (Sie kennen seine Eigenheit aus dem, daß er sich den päbstl. Orden gab, den er nun sogar in seinem Siegel trägt; die zwey Löwen-Telamonen tragen kleine Fahnen, und in die Fahnen ist ein Sporn – ein Sporn sage ich! – eingegraben,) – ist beym Landtag in Clausenbourg, und ist da als Abgesandter des Kraszner Comitats, als Major der Kraszner Infanterie-Insurrection, und dabey k. k. Kämmerer, und päbstl.*
päbstl. <Sporn>
Lateranischer Sporn-Ritter – auch Mitglied der Mineral. Gesellsch. zu Jena und einer andern gelehrten Gesellsch. in Berlin – dieser unser von so viel Orden und Distinctionen belastete, aber sonst gewiß sehr schätzbare Cserey ist beym Landtag in Clausenbourg, und schreibt mir, er habe an der Tafel gespeist, wo Erzherzog Maximilian, Bruder Ihrer Maj. der Kais[erin] die Gesundheit der Stænde ungrisch mit den Worten: az Isten éltesse a’ Tekintetes Nemes Státusokat und lateinisch: Deus ter opt. maximus inclytos Status et Ordines in contestato prompto zelo erga Summum terrӕ Principem, avitam libertatem et constitutionem conservet, et faxit, ut hostium molimina bellica fortitudine innata nationali virtute deprimere valeant. Graf Kollowrath ist k[aiserlicher] Commissarius bey diesem Landtag, und er hat in dem Redoutten-Saal für 300. Couverte decken lassen. So viel Cserey, und wer sollte ihm übel nehmen, daß er nach*
er <nach> [Betoldás a sor fölött.]
einem solchen diner nur so viel schreibt! Mensis accumbere divum! ist keine Kleinigkeit.
––––
Ein würdiger Mann in dem Somogyer Com. schreibt mir den 22sten Jun. über die Drangsale des Kriegs in*
in <ihre>
seiner Gegend. Ich übergehe tactische Berichte, die ich ganz und gar nicht verstehe, und die Sie in gedruckten Extrablättern werden gelesen haben, und ziehe nur Particularitæten aus.
1.) Das Fürst Batthyánische Schloß zu Körmönd ist ausgeplündert. Hornvieh, Korn, Wein ward weggetrieben, weggeführt, verzehrt. Was übrig blieb, ward versplittert. In dem fürstl. Keller schoß man in die Fässer, die zurückgeblieben wären, damit der Wein ausrinne.
2.) In dem Eisenb[urger] Com. richtete der Feind provisorisch eine Administration auf. Der Magistrat ward bedroht mit Stockschlägen und Lebensstrafe seine Verordnungen zu vollziehen. Die Comitatshayducken wurden abgedankt, von ihren Montouren ausgezogen und entlassen. Das Comitatshaus und die Gefængnisse wurden durch fr[anzösische] Soldaten bewacht.
3.) Zu Szala Egerszeg trat ein Chasseur in den Congregations-Saal und foderte Anstalten zur Einquartirung von 20,000 Mann. Da man ihn stehen ließ wärend daß die übrigen saßen, so warf er sich auf die Tafel um welche die Assessoren Platz genommen hatten, zog seine Klinge, und spielte damit um die Nase des Gr. Franz Batthyáni.
4.) Die Franzosen wiegelten die Türken*
die <Croaten> |Türken| [Betoldás a sor fölött.]
wider die Croaten auf. Der Großherr gab alsogleich Befehl an den Bascha v. Trawnik, den durch die Türken verursachten Schaden zu vergüten, ja sogar wider die aufgewiegelte croatische Horde zu Felde zu ziehn.
5.) Marmont verließ Trieste und Fiume nach dem er 7 bis 8 Millionen in Geld und Waaren erpreßt hatte.
6.) Aus der Schlacht bey Raab wurden die Verwundeten auf 120 Wägen nach Oedenburg geführt. Alle Ärzte in dem Veszprimer Com. sind nach Pápa beordert um dort franz. Verwundeten zu versorgen. Alle Apotheken jenseits der Donau sind durch die Insurgenten und den Feind ausgelehret worden.
Ein Schreiben aus Pesth belehrt mich, warum die Franken von ihrer Humanitӕt jetzt abgegangen sind. – Ich las unterdessen doch ein*
ein <..>
sehr lieberal-aufgesetztes Schreiben eines Kriegs Comissärs, Volant an das Veszprémer Com. darin er die*
der [Átírással javítva.]
Deputation um 30,000 Portion Brod ersuchte, da Pápa bald épuisé seyn wird.
–––––
Napoleon soll viele Tausend leere Fässer zusammen gekauft und aus Toulon Seeleute, die ihm fligende batterieen verfertigen sollten, bestellt haben. Auch sollen die Truppen aus Ungarn ganz zurückziehen. Dieß läßt uns besorgen, daß um Wien eine schreckliche Schlacht gehalten werden soll. Es wird ein zweytes Actium werden. Doch wer ist Antonius, wer Augustus?
Ein k. k. Corporal mit 4. Gemeinen stieß in der Gegend von Gratz an einen franz. Generalen, der in seinem Reisewagen daherfuhr. Der General ward niedergesäbelt. Man fand 8000 species Dukaten bey ihm, und in banco Noten 200,000 f sammt den Insignien der Ehrenlegion erster Grösse. Man glaubt, der General sey Macdonald oder St. Cyr. gewesen.
Der Feind fand in Raab eine gute Beute. Mit unter auch eine an 100,000 f. reiche Insurrectionalcasse des*
des <Zempli>
Pester Comitats.
Ich las den Bericht eines Veszprémer Magistratualen an seine Deputatio permanens. Er erzählt, ein franz. Offizier hätte ihm von der Schlacht bey Raab folgendes gesagt:
Ha még egyszer úgy járunk mint Győrnél, meg leszünk baszva.
 Ich schrieb Ihnen seine eigenen Worte nieder*
Worte |nieder|
. – Welche Rohheit von dem Magistratualen, so etwas in einem ämtlichen Berichte so zu erzählen.
Graf Franz Eszterházy ward zum V[ice] König*
|V[ice]|-König [Betoldás a sor fölött.]
von Italien geschickt um Ihn zu bitten, daß er Unmenschlichkeiten, Plünderungen verbiete. Der Vice König versprach alles um was er gebeten ward.
Man spricht von Russen, die den 12ten Jul. in Ujhely eintreffen sollen.
Leben Sie wohl, mein theurester Freund. Ich verharre*
beharre [Átírással javítva.]
mit allen Gefühlen der Hochachtung und Freundschaft.*
[Az utolsó szónál a lezárást jelző vonal.]