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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1809. május 8.
Széphalom, den 8. May 1809.
Sie haben doch wohl auch Palafox’s Antwort an Lefebvre gelesen? Sie ist allgemein bewundert. Da viele sind, die*
die <sie nicht>
deutsch nicht verstehen, so habe ich sie dem Szirmay Antal zu lieb ungrisch übersetzt.*
[Ezek a mondatok utólag beírva a levél fölé.]

Tausend Dank, mein theurester güthigster Freund, für die neueren Beweise Ihrer Freundschaft. Ich bedaure sehr, daß ich den Concept an Schlözer Ihnen nicht früher mitgetheilt habe. Nun ist es zu spät. Aber Ihre Correcturen sollen mir für die Zukunft dienen, wenn ich wieder an jemand im Ausland schreibe. – Wenn Sie Nitschs Werk drucken lassen wollen, so gebe ich Ihnen das exemplar herzlich gerne, doch mit dem Bedingnisse, daß das autographische exempl. mein bleibe, und daß das Werk ohne aller Verænderung und nicht stückweise erscheine. Als Herausgeber könnten sie so viel Anmerkungen als es Ihnen belieben würde beylegen. Aber da Nitsch’s Ruhm vielleicht durch nichts anderes als diese Schrift begründet ward, und er auf diese seine Arbeit so viel Werth setzte, so sollte diese, wie er sie uns ließ, ins Publ[icum] ausgehen. Der Name eines Gestorbenen, der für seinen Ruhm nichts mehr thun kann, soll jedem edlen Menschen eben so heilig, wie seine Asche, seyn.
Ich hätte gewünscht, daß Sie mich gesehen hätten, mit welcher Rührung ich Ihre Zeilen, in denen Sie mir sagen, daß*
Sie |mir sagen, daß| [Betoldás a sor fölött.]
auf den Fall, wenn ich Sie überleben sollte, ich der Erbe Ihrer Correspondenzen seyn soll, gelesen habe. Ich glaube, daß Sie, ohne daß ich das mindestens darauf antworten nöthig habe, mich ganz verstehen, und so sage ich Ihnen nichts, um Ihnen dadurch alles zu sagen.
–––––
Ich bin seit dem 24. Apr. bis vorgestern spät abends stets bey der Congregation und der ihr folgenden Deputatio permanens Insurrectionalis gewesen, und kam nur dreymal und auch das nur auf ein paar Stunden nach Haus. Wir lustrirten den Adel, der die Waffen ergreift, und machten Anstalten zum Einkauf der Pferde etc. Stellen Sie sich vor wie uns war, als der Vice-Gespann Lónyai den 3ten May in der Früh uns, die wir bey der Deputatio permanens sind, Szemere László, Szulyovszki Menyhért, Abt Kovács Pleban von Ujhely und mich, in das Zimmer des Obergespans rief, und als wir eintraten, der Obergespann (Sr Exc. Gr. Jos. Eszterházy) uns mit den Worten anredete:*
anredete: <Wir>
Hinc sumus! und uns den durch eine Estaffete eben angekommenen Brief des Gr. Emerich Csáky vorlas, der die Nachricht von der unglücklichen Schlacht bey Regensburg aus dem Munde des Gr. Bekers, Generaladjutanten um den Palatin, nahm, und*
und <uns>
Sr Exc. avisirte. In einer Stunde darauf kamen Befehle des Palatins und Briefe des Districtualengeneralen Hadik und Hertelendy, die die Emerich Csákysche Nachricht bestätigten, und uns die Weisung gaben, mit der Insurrection so zu eilen, daß sie am 15ten schon bey Erlau seyn könne. Wir hatten den Insurgenten Korps nicht einmal beysammen, nicht Pferde nicht Waffen, nicht Montour. Die Bestürzung war schrecklich. Der*
D[..] [Átírással javítva.]
Krieg ward den 24. Apr. proclamirt, den Tag wo Napoleon die Armee unsres tapfern Generalissimus von der*
den [Átírással javítva.]
des Erzh[erzogs] Ludwig trennte, und da sich dieser zwischen die Iser und Inn, jener an Böhmens Gränze zurückzog. Seit Merz haben wir den Anton Szirmay ( [!] von Tolcsva (nicht*
nicht <von de>
den Hofrath) in Ofen, daß er uns aus der Oekonomischen Commission Waffen, Tuch, Sattelzeug etc. bringe, und es war fast nichts da. Der Obergespan, der die Sachen auf das eifrigste betreiben möchte, und diesetwegen seit dem 13 März ohne Aufhören und mit großen Ausgaben hier verweilt, war in der größten perplexitæt. Endlich erhielten wir den 5 May die Nachricht von Anton Szirmay, Sohn des Adam und Theresia Podmaniczky, daß 15. Wägen den 29sten Apr. schon mit apparaten der Insurrection von Pesth abgeschickt worden sind, die aber den 6ten May abends in Ujh[ely] noch nicht angekommen waren. – Die Nachricht, daß Erzh[erzog] Ludwig*
[.]udwig [Átírással javítva.]
den ihn angreifenden Feind zurückgeschlagen habe, hat uns erleichtert: aber da diese Nachricht sehr laconisch ist und wir von der Armee des Generalissimus nichts wissen, so ist der Schrecken bey uns panisch. Wären wir ruhiger, so könnten wir über die Unwissenheit mancher Köpfe lachen. Ein Corporal, der von der Gegend von Warschau kam, erzählte einem Procurator, Cserni Gyuri käme mit 60,000 Mann sich an*
Mann |sich an| [Betoldás a sor fölött.]
den braven Erzherzog Ferdinand anzuschließen. Er habe diese Trupp begegnet, konnte ihnen kaum ausweichen, und die blessirten bey Warschau sind auf Wägen nach Lemberg in die Spitäler abgeführt, und der Procurator ward böse, daß man ihm aus der Geographie beweisen wollte, daß dieß unglaublich sey. Wo Belgrad liegt, und wie weit Warschau von Lemberg entlegen sey, das wußte der*
der <.>
arme Jünger des Verbőczy ganz und gar nicht. – Unsere Armee hielt sich in Bayern wie in Italien sehr brav, und daß wir Tyrol wieder haben, ist allerdings sehr erfreulich. Auch ist dadurch, daß die Armee der zwey Erzherzoge durchgeschnitten worden ist, noch nicht alles verloren. Aber auch ohne an Fatalismus und Prædestination blind zu hangen, muß man gestehen, non est volentis, neque currentis, sed omnia gubernantis dei.
Kisfaludi ist Adjutant beym Palatin, und hat Märsche und Kriegslieder gedichtet, auch einen sehr guten Aufruf an die Insurgenten aufgesetzt, den auf Befehl des Palatin Schedius ins Deutsche übertrug. So schreibt es mir mit der letzten Post Joseph Takács, gewesener Erzieher bey Ladisl.*
L[...] [Átírással javítva.]
Festetics, dem Sohn des Georg. So viel ich Ihren Einsichten traue, so überfällt mich doch eine Angst, so oft ich auf die Rec. aus dem Fache der Neueren Sprachkunde denke, denn der ganzen Welt kann ich doch den Schwur nicht schwören, denn ich Ihnen schwur, daß ich nichts als was andre und die competentesten Richter üb. das Werk gesagt haben, sage,*
haben, |sage| [Betoldás a sor fölött.]
und meine Angst wird bloß dadurch gestillt werden, wenn ich die Rec. gedruckt lesen werde, weil ich nicht mehr weiß, was ich schrieb. Ich hätte es nicht thun sollen; aber nun ist es zu spät. – Daß Sie Kisfaludis Verse auch im ungr. beygefügt haben, ist allerdings recht wohl geschehen. Ich hätte es auch gethan, wenn ich nicht befürchtet hätte, daß eine zu lange Rec. den Herausgeber zurückschrecken wird. – Zu die Rec. des B.schen Werkes bitte ich folgende Berichtigung und Beyspiel in einem Nachtrage noch beyzufügen:
Processus sedium Dominalium, seu appellentur seu non, deferuntur semper ad sedrias, et inde si urbariales sunt, semper ad Locumtenenti Cons., si criminales, semper ad Curiam Regiam (7Viral- und kön. Tafel). Ibi accipiunt finalem decisionem ita tamen, ut in extractibus protocollaribus etiam ad Cancellariam Hungaricam pertingant.
Wie ungerecht die Klage des H. v. B. sey, daß in sedibus Dominalibus, Freunde, Verwandte des Angelklagten Grundherrn Richter sind, und daß der den klageführenden Bauern beschirmender Fiscal auch Edelmann ist, erhellet aus einem ganz neuen Vorfall bey uns. Andr. Boronkay zu Lasztomér hielt eine solche sedes Dnalis. Zum Præses erbat er den Melch. Szulyovszky, zu Richtern Caspar Boronkay und zwey Szirmays. Der Fiscalis Magistratualis war Adam Szirmay. Sie verurtheilten den Grundherrn zu einer Strafe von 30,000 f., die er den Bauern zu zahlen hat, weil er ihre extirpaturas ohne vorherigen excestimation ihnen abnahm. Schonen Sie aber die*
d[..] [Átírással javítva.]
Namen die hier vorkommen, und mildern Sie die impression, die 30,000 machen müssen. Sagen Sie nur, der Grundherr A. v. B. zu L. in Zempliner Comitat sey in einer sedes Dominalis, wo alle Richter und selbst der Fiscal der Bauern, Edelleute, Grundherrn und Verwandte, Nachbarn und Gemüthsfreunde des Grundherrn waren, zu einer*
einer <Str>
bonification von einige tausend f. comdemnirt worden.
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Prof. Porkoláb in Patak, der vor ein paar Jahren durch einen Schlagfluß stumm geworden ist, ward diese Woche begraben. Seinen Sterbetag zeige ich Ihnen nächstens an. Ich hörte die Nachricht als ich aus Ujhely kam. Der dasige Prediger war bey seynem Begräbniß zugegen. Gr. Jos. Eszterházy ist ein wahrer Freund von Aufklärung und Wissenschaften. Unsre Dinés sind sehr oft höchst interessant. Schade nur daß die Conversation unter so vielen Gästen nicht allgemein seyn kann. Die übrigen wollen nicht stumm da sitzen, und durch ein dürftiges Schärflein wird das Gespräch oft auf einmal auf etwas anderes geleitet. Neulich erzählte er, Leop. II. sey wirklich vergiftet worden. Seine Eingeweide hatten schwarze Punkte. Der Arzt, der seinen Leichnahm secirt hat, fand diese Flecken für Wirkungen des Giftes. Er erzählte auch von der explosion*
explosion <des>
zu Laxenburg, die den Palatin getödtet hat. Eine Depeche unterbrach ihn dabey, und noch hat er die Geschichte nicht ganz erzählt. – Gr. Jos. Eszterházy (unser Obergespan) sprach meinem leiblichen jüngern Bruder, Dionys, zweyten Vicegespan v. Bihar beym Landtag jetzt an, weil er ihn von seiner Commission in Großwardein her kennt, ihn mit den übrigen Ablegaten bekannt zu machen. Einst kamen sie beym Erzherzog Johann zusammen, und mein Br[uder] war der Nomenclator bey Sr. Exc. Be kár, Kegyelmes Uram, hogy ez a’ Herczeg magyarúl nem tud. sagte mein Bruder. Der Erzh. hörte das Wort, und sagte zum Eszterh[ázy] französisch, er sollte mit Dienes nur weiter sprechen. Auf einmahl kehrte der Erzh. zu meinem Bruder, und sprach mit ihm fertig ungrisch. Die Surprise können Sie sich leicht vorstellen.
Ich danke Ihnen für das schätzbare Geschenk des Briefes von dem König von Bayern. Aber da so ein Brief für Sie über allen Werth ist, und ich Handschriften des Königs besitze (die gewöhnliche Neujahrs Kupferstiche), so bitte ich Sie mit eben der Freymüthigkeit, mit welcher ich in unæhnlichen Fällen fast unverschämt bin, dieses schätzbare Blatt zu behalten. Für das*
fas [Átírással javítva.]
Geschenk Ihres neuen Werks danke ich Ihnen zum voraus.
Wer ist Novalis? und was hat er geschrieben? Ich las von ihm nichts. Seinen wahren Namen habe ich wohl irgendwo notirt, aber ich finde ihn nicht. Mit Mystikern und Neoplatonikern bin ich nicht Freund. Einen solchen lernte*
solchen <kennte> |lernte| [Betoldás a sor fölött.]
ich jetzt etwas näher kennen, und mich schauderte bey mancher Conversation. Bon sens ist etwas sehr hohes, und doch welche Albernheiten kann sie in einem schwindelndem Kopfe glaublich machen.
Mein liebes Weib spürte vor 8. Tagen die neue Frucht meiner Liebe. Ist es ein männliches Kind, so soll es Emil heißen: ist es ein katholisches, so ist es eine Heliodora, denn unter diesen Namen wird es ein Pleban doch taufen wollen, er steht ja in der Legende. Leben Sie wohl! –