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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1809. április 16.
Széphalom den 16. Apr. 1809.

Mein theurer Freund! Ich setze Ihnen hier eine Abschrift meines an Schlözern geschriebenen Briefes mit der*
der <der>
heute erhaltenen Antwort theils zur Notiz, theils zur Belehrung, wenn ich in*
<d>in
meinem Brief an Schl. etwas unrecht geschrieben hätte. Freylich ist das schon zu spät: aber es soll mir zur Leitung dienen, wenn ich wieder an jemand im Ausland schreiben werde.
–––––
Hochwohlgeborner Ritter,
Hochzuverehrender Herr Hofrath,

 Einer Ihrer dankbarsten Zöglinge, Prof. Nitsch, zu S.P. (gest. den 28. May 1808.) hinterließ ein Werk unter dem Titel: Über die Osteolithen, nach e[iner] neuen Theorie der Erde und der Erdkatastrophe, und der Vollstrecker seines letzten Willens hatte das Vertrauen in mich, Nitschs eingenhændiges, zum Druck bestimmtes Ms in meine Hænde abzulegen. Es ist 30 Bogen stark, und ist der kön. Gesellsch. zu Göttingen zugeeignet. Den Sterbenden quälte noch in seinen letzten Augenblicken der Gedanke, daß das Werk ungedruckt bleiben könnte, und er hat wenige Stunden vor seinem Hinscheiden ein Schreiben an Sie mein H. Hofr., einem der Anwesenden in die Feder dictirt, aus welchem aber, theils weil bey dem Sterbenden Geist und Organe schon sehr geschwächt waren, theils weil der Schreiber mit der Spr. wie mit dem Gegenstande nicht viel bekannt war, fast kein Sinn herauszubringen ist. Ich gebe mir die Ehre, Sie mein H. Hofr. von dem Vorfalle zu unterrichten, und zeige zugleich an, daß das Werk gewiß gedruckt werden soll; und daß ich, auf den Fall, wenn unsere Censur Schwierigkeiten oder darin wesentliche Verænderungen vorschreiben sollte, eine getreue Abschrift der Bibliothek zu Göttingen zuschicken werde. Auch sollen auf den befürchteten Fall Copien davon sowohl in uns. Nationalbiblioth. zu Pesth, als auch der des verehrten Kanzlers von Siebenb. Gr. Sam. Teleky Exc. zu M. Vásárhely und der des Sohnes s[eines] Neffen, des Gr. Lad. T. in Pesth abgelegt werden. So wird das Werk wenigstens für einige Köpfe gerettet, und die Manen des Verstorbenen werden beruhigt.
Nehmen Sie mein H. H[ofrath] diese Anzeige zugleich als ein Merkmal meiner innigsten Verehrung und des Dankes für die Wohlthat, auch auf die Gesch[ichte] m[eines] Vaterlandes sehr viel Licht verbreitet, auch auf uns viel gewirkt zu haben, gütig an. Es war mein lang genährter Wunsch dieses Ihnen sagen zu können, und ich freue mich, daß mir dieses Geschäft Gelegenheit gab, ihn endlich erfüllt zu sehen. Ich schließe das Umschlagsblatt von einer Zeitung bey, da das Gedruckte, ungrische, das Ihnen Fremd ist, leserlicher als das Geschriebene sein muß. Ich verharre mit wahrer Ehrfurcht
Mein Herr Hofrath
Ihr unterthænigster Diener:
Fr. v. K.
 Széphalom, Gegend von Tokaj,
 den 25. Febr. 1809.
–––––
 Hochwohlgeb. Herr, Hochzuverehrender H. Assessor, Error. Hochwohlgeboren Geneigtes vom 25. pass[enden] habe ich den 20. huj. erhalten.
Mein lieber Freund*
Freund<,>
Prof. Nitsch wird mir immer unvergeßlich seyn, und ich habe seinen frühen Hingang herzlich bedauert. Um so mehr wünschte ich, etwas für sein hinterlassenes, ihm so sehr am Herzen gelegenes Werk thun zu können, wenn ich nur könnte.
Wenn bey Ihnen die Censur sich dem unverfälschten Abdrucke entgegen setzt, so ist freylich nichts zu thun, als das Manuscript in öffentliche Bibliotheken niederzulegen: denn es in Deutschland unterzubringen ist bei dem jetzigen Ruin unseres Buchhandels nicht daran zu denken.
Wenn nun aber Ew. H. das voluminöse Werk hieher, entweder an die Sozietæt oder an die Bibliothek – etwa mit Mußgelegenheit, denn mit dem jetzigen schrecklich erhöheten Post Porto ist es gar nicht mehr auszuhalten – zu spediren belieben: so bitte ich, ja es nicht an mich (ich bin gar nicht Mitglied der hies. Soziet.) sondern an Herrn Geh[eim] Justitz Rath Heyne zu adressiren.
Übrigens bezeuge ich Ihnen meine Verehrung weg[en] der geneigten Gesinnung, die sie üb. meine he[...]rige*
[Bizonytalan olvasat.]
literarische Arbeiten äussern, empfehle mich Ihrem ferneren mir schätzb[aren] Wohlwollen, und verharre mit vollster Hochachtung
Ew. Hochwohlgeboren
ganz gehorsamster Diener
A. L. v. Schlözer,
Prof. Geh[eim] Justitz Rath, und Ritter des Russ.
St. Wladimir Ordens.
–––––
 Sagen Sie mir alles das was in Ihnen bey der Lesung dieser zwey Briefe einfallen wird, und belehren sie mich über alles was nicht gut geschrieben war. Sagen Sie mir auch ob Sie nicht jemand wüßten, der das Ms. für Geld mir abschriebe. Die Schrift müßte sehr leserlich*
leserlich <seyn wenn>
und correct seyn, wäre sie nicht als das Muster*
Muster <von>
calligraphischer Kunst. Und wenn Sie einen finden, fragen Sie ihn, was er für einen Bogen verlangt. Erweisen Sie mir diese Güte.
Graf Joseph Desőffy reichte dem Primas in Ujhely Verse ein, worüber ich mich scandalisire. Sie sind unter meiner Erwartung. Die erste Zeile hat schon einen poetischen Schnitzer: salve decus patriӕ, Primas, Auguste Viator, (E ist doch lang.) quem ad nostros etiam fata tulere lares. (Also ihn führten zu uns fata!) Purpura sacra venis, tum monstratura periclum, Tum quod sit solum pӕne salutis iter. Dieß sind die ersten vier Zeilen. Qui in limine offendit, wie hier in dem ersten Wort, per totam domum claudicat. – Cum noster placeant et sanguis et ossa draconi (Napol.) Debemus ne fero subdere colla jugo? Ergo felici libeat servire tyranno, Pluribus ut servis imperitare queat? – Quod jubet orbe salus, poscis formose viator auxilium atque illud qua cOmitate petis? – Der Schluß ist folgender, und so gut als alles andere nicht gut: Dic patriӕ, regique bono, dic percitus orbi, Ardeat in nostro quam pia flamma sua. Dic hostem hic cineri*
ciner[.] [Átírással javítva.]
posse et regnasse sepulcris, Posseque desertas multiplicare plagas. (!) Sed prius interitum gentis decernere debet (!) Leto et crudelis pectora multa dare. Et postquam nostris animis compleverit orcum, Tunc poterit vacuo cuncta iubere solo. Solche Verse schrieb Tertina in Menge. Aber ein D[esőffy] sollte solche nicht schreiben. – Hingegen schrieb Kézy Hexameter und Sipos zwey Oden, die ich Ihnen schicken will, sobald ich exempl. erhalte; die zwey die mir gestern Kézy zurück ließ schickte ich dem Kanzler Teleki und dem Ungr. Zeit. Schreiber Decsy. Kézys Verse waren so schön befunden, daß Gr. Desőffy und Hofr. Szirmay sie geküßt haben, und unwillig darüber wurden, daß Kézy Prof. der Logik ist; Er sollte, meinten beide, ewig in seiner poetischen*
poetischen <Sfh>
Sphӕre gelassen werden. Dieß macht beyden Ehre, aber gewiß keine Ehre, daß Sie fascinirt durch den schönen Fluß der Hexam. den Werth der Siposischen zwey Oden nicht fühlten. Ich machte dem S[ipos] in einem durch Kézy abgeschickten und dem Kézy vorgelesenen Brief darüber warme Complimente.
Ich zittre dafür, daß mir die Recension des Werkes, das*
da[.] [Átírással javítva.]
unter der Aufschrift Neuere Sprachkunde an Sie abging, schiefe und schale und hæmische Urtheile zuziehen wird. Bringen Sie recht sehr vieles aus dem Ihrigen hinein, daß man nicht errathen könne, daß ich darinn gearbeitet habe. Ich lege Ihnen diese Bitte recht sehr aus Herz.
Endlich habe ich 3 Hefte der Wiener-Annalen in Hӕnden. Armer Schedius, dem hat man in der Rec. von Hillers Schrift Hiebe gegeben, die mich mehr schmerzen würden als Grobheiten, welche man in den Wiener-Annalen so oft zu lesen die Freude hat. Wohl ihm, wenn er sie nicht verdient! Ich erhalte ein Schreiben von Pesth, aus dem ich sehe, daß Sch[edius] jetzt eine Æstethik drucken lassen wird. Bis jetzt durfte ich es nicht, um Szerdahelyi nicht zu beleidigen. – Die Furcht war nicht unbegründet. Sz[erdahelyi]s Stolz hätte es nicht verschmerzen können, daß ein Protestant seine Arbeit, die eines Jesuiten! verdunkelt.
Ich wünschte bald zu wissen, wass Sie üb. die 3. Recensionen urtheilen, namentlich üb. die des B.schen Werkes. Auch ob Sie Hoffnung haben, daß Sie es ins Ausland hinausschicken können. Sie würden mich sehr verpflichten, wenn Sie eine Abschrift der Rec. von dem Werk, das unter der Aufschrift Neuere Sprachkunde steht, mir mittheilen wollten. Versichern Sie mich dabey, daß Sie meine Handschr[ift] vermiethet haben, oder schicken Sie mir alle dreye in Orig. zurück. Dieß nicht aus Misstrauen, sondern weil ich sie mir nicht abschrieb. Vergessen Sie auch nicht die gedruckte Rec. von der Aglaja mir zu schicken.
So oft Sie ungr. Werke recensiren wollen, so befehlen Sie mit mir. Gerne will ich der*
der [Átírással javítva.]
Arbeit mich unterziehn.
Sophie bittet Sie um die Mittheilung der übrigen Hefte vom Freymüthigen. Ich selbst will sie gar nicht sehen. Kotzebue hat Genie, aber ist ein Schmierer. Leben Sie recht wohl! –

NB.*
[Kazinczy Ferenc megjegyzése a lap alján apróbb betűkkel, halványabb tintával.]
Die Chronik des Pataker Collegiums ist abgedruckt im Aprilheft der Annalen.