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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1809. április 10.
Széphalom, den 10. Apr. 1809
 Wenn Sie die Rec. der Aglaja entbehren können, (gedruckt, meine ich, nicht in Ms.) so bitte ich um ihre Mittheilung.*
[Kazinczy Ferenc autográf megjegyzése a lap tetején.]

Mein lieber Freund,
Es stehen die zwey verlangten Recensionen, die von dem Werk des B. und die von den Liebes Liedern des Himfy, an Sie fertig. Ich traue ihnen [!] zu, daß sie Ihren Beyfall in einem höhern Grad verdienen werden, als diesen*
als |diesen| [Betoldás a sor fölött.]
die Rec. der Aglaja zu verdienen das Glück hatte, denn sie sind es wirklich werther. Sie stehn verpackt, versiegelt; ich möchte sie nicht gerne wieder eröffnen, und so bitte ich Sie um die Freundschaft, zur Rec. des Himfy noch dieses beyzufügen und in einem passenden Ort*
Ort <bey>
einzuschalten.
„Was wohl auf die Werke der meisten Dichter paßt, muß Rec. auch über diese Sammlung Liebeslieder sagen: der Ruhm des Dichters wäre mehr gegründet gewesen,*
<gesichert> |gegründet| |gewesen| gegründet [Betoldások a sor fölött és mellett.]
hätte er Muth gehabt, die Hälfte, oder doch wenigstens ein Drittheil dem*
[Olvashatatlan szó fentről betoldva, majd kihúzva.]
Vulkan zu opfern, und dieß hätte umso leichter geschehen können, da es unter ihnen auch solche gibt, die unter die Rubrik von Liebesliedern ganz und gar nicht gehören. (So ist das 26ste Lied des 2ten Bandes, in welchem nichts von Liebe vorkommt, und dessen Gegenstand nichts anders ist, als, daß der Krieg wieder wüthet, aber Ungarn verschont bleibt.[)] Der erste Band enthält 200. Dal (Lieder[)] und 21. Ének (Gesänge.), der 2te 200 Lieder und 7. Gesänge.”*
”<)>
– Sagen Sie das mit andern Wörtern. Auch können Sie anführen. Das Lied 87. Band 2. S. 136*
2. |S. 136| <war> [Betoldás a sor fölött.]
dichtete der Dichter die*
ddi[.] [Átírással javítva.]
letzte Stunde des ersterbenden Jahrhunderts (1800.) und als er das 65ste Lied S. 108. Bd.2. dichtete, war er 28ste Jahr alt, und da hatte*
<war> |hatte| [Betoldás a sor fölött.]
er schon seine Rosa im 2ten Sommer die Seinige genannt. – Alles das muß an gehörigem Orte und gehörig beigeheftet und verarbeitet werden.
Auch besorge ich, man könnte über die Überschrift philologie den Rec. schiel ansehen. Setzen Sie also lieber neuere sprachkunde. Ich schrieb schon diesen Brief als man mir die Nachricht brachte, daß*
daß <am>
dieser Tagen eine Gelegenheit nach Kaschau gehen soll. Dieser Brief geht also nicht mehr mit der Post weg, sondern zugleich mit dem Päckchen. Ich wünschte Ihren Mithridates, und Ihre L. Z. Hefte Ihnen bald zurücksenden: aber haben Sie Geduld mit dem Kranken.
Der Primas hat gestern in Ujhely Messe gelesen, und nach Mittag Conferenz gehalten, worüber heute eine Congregation gehalten wird. Ich erhielt gestern ein ämtliches gedrucktes Schreiben von Sr Exc. dem Obergespan in Abauj; man bittet die Armee mit Korn, Vieh, Haber etc. zu unterstützen. Meine autographische Sammlung erhält Zuwachs, da Semseys Unterschrift dabey ist. Nun wird wohl auch Joseph Eszterházy bald so eins schreiben und schicken. – Habe ich Ihnen nicht schon gesagt, daß Emanuel Csáky mir 6. exempl. seiner in Leutsch[au] den 27. Febr. gehaltenen Rede geschickt hat, die wenigstens uns durch das Beispiel Spaniens nicht Muth machen will? und wissen Sie, daß der Kayser gestern bey St. Stehan seinen Degen weihen ließ und feierlich schwur [!], nicht auf Eroberung hinaus zu gehn? Eugens vom Papsten erhaltener Degen war einst auch geweiht, und wenn ich auch als Erzkalviner über die Weihung des Papstes nicht en bon catholique denke, so bekenne ich doch mit herzlicher Freude, daß der geweihte Degen siegend war. Als getreuer Unterthan wünsche und hoffe ich dieß auch jetzt. –
B. und Koczok haben mir geschrieben. Das Datum ist L. den 17. März und Leutschau den 31. März. Beyde überaus freundschaftlich. K. bekennt die unwahre Behauptungen: aber beyde bekehren mich über Dinge, wo ich nicht bekehrt zu werden nöthig habe. Zum Beyspiel: Auf Privilegien nicht zu sehn, wo es auf die Heilung des Ganzen ankommt. Mein Gott, wer weiß, wer fühlt das nicht.*
[Bizonytalan olvasat.]
So etwas muß man mir nicht sagen. – Doch welche hæresie! Hören Sie nur:
„Ihre Lieblings Idee ist Nationalismus. Ich bin nicht Ihrer Meinung, weil Nationalismus schon etwas Einseitiges ist, und weil wir in Ung. eigentl. keine Nation sind.” (Leider in einem Sinne nicht; aber nicht in dem B.schen.) – [„]Nach meiner Idee steht der Staat oben an.” (Ja; der Ungarische!) „mit seiner Unabhængigkeit, Selbstændigkeit, und möglichst erreichbaren Glück seiner Einwohner,*
Einwohner, <zu>
wozu Wohlstand, Cultur, Moralitæt der Mehrzahl also auch der misera plebs nothwendig gehört.” (Gewiß!)
„Ungarn etc. was könnte es seyn und was ist es?” (Dieß frage ja ich!
und ich frage, warum ist es so? – – –
–––
 * Es war eine Zeit mein lieber Freund, wo ich herzlich republikaner war. Hätten Grundsätze, die bloss theoretisch waren, Strafe verdient, so hätte ich sie so verdient wie einer der allerschuldigsten. Aber die Idee hier zu realisiren fiel mir nie! nie! ein. Zu Republikanism taugt nur ein gesunder Staat, und das ist unser nicht, wie keiner in der neuern Welt; nur eine Nation von Engeln und nicht Menschen. Ich bin jetzt herzlich monarchisch, und halte mit dem berühmten gottlosen Grundsatz, daß ein Monarch sein Volk zu seinem Wohl sogar betrügen darf,*
[…] |darf| [Betoldás a sor fölött.]
so wie ein Arzt zu dem Wohl des Kranken ihn auch betrügen darf. Nur muß, denke ich, der*
der <Mensch>
Arzt wirklich ein philosophischer und philantropischer Arzt und kein Pfuscher seyn; er muß weise seyn, dem Kranken Zutrauen einzuflößen und seine Absicht und Kunst vor Gesunden, die Freunde des Kranken sind, legitimirt haben. Wehe dem Kranken, welcher dem Arzt, den ihm Zufall oder Noth beygeführt haben, blindlings folgt. Es sind der Quacksalber zu viel. Leben Sie wohl! –