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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
h. n., 1809. február 2.

Den 2ten Febr. 1809. – Ich erhalte Ihr verehrtes Schreiben, in welchem Sie mir den von dem König in Bayern erhaltenen Brief mittheilen. Ich gratuliere Ihnen herzlich zu der Ihnen so sehr verdient wiederfahrenen Ehre; denn das Werk, das der König seiner Aufmerksamkeit gewürdigt hat, ist ein sehr vortreffliches Werk. – Der Brief, den ich hier beyschließe, war an Sie schon fertig, als Ihr Brief heute kam. Ich hatte noch dritthalb Bogen Bemerkungen über Bs Schrift fertig; aber das bleibt nun weg. So wie ich das erste Kapitel mit vieler Freude las, so muß ich gestehen, daß in mir die übrigen zweye, so wie seine Aphorismen hinten, die Galle gerügt haben. Man kann über diesen Gegenstand so gar viel mit Wahrheit sagen: wozu war es also zu die heil. Wahrheiten noch Unwahrheiten und halbe Wahrheiten zu mengen, und sich dazu den Argwohn zuziehn, daß man eine jakobinische Kappe trägt, und das weil man etc. – Denn ist es denn wirklich wahr, daß der Grundherr in den*
in <Sedibus Dominalib>
wider ihn geführten*
geführten <Bauern>
Klagen der Bauern Richter ist? ich glaube nein. Zwar präsidirt in den diesetwegen gehaltenen Sedibus Dominalibus in eigener Person oder doch in der Person der durch ihn selbst berufenen Comitats adjurirten Beysitzern der Grundherr: aber die Beysitzer sind doch adjurirt, und der Bauer hat zu seinem Schirm den Fiscus Magistratualis dabey, und dieser so wie der*
der |dieser so wie der| [Betoldás a sor fölött.]
Stuhlrichter und Jurassor sind stets*
sind |stets| [Betoldás a sor fölött.]
gegenwärtig. Noch nicht genug! Die hier gefällten Judicia müssen immer vors Comitat, und von dort immer vor die Statthalterey, und von dort immer nach Wien. Soll ich glauben, H. v. B., der so viel weiß, was ich erst von ihm hier lernte, dies alles nicht wisse; er, der selber Grundherr ist, und wenn er es weiß, und dies doch behauptet, was soll ich von ihm und seiner Wahrheitsliebe, seiner „Apologie des tiers” état denken? Ich bin kein Barbar, kein Bauerschinder; ohne Beleidigung sey es gesagt, ich will keck wetten, daß dieser Apologist der Bauern gewiß nicht mehr geliebt von denen, die ein unglückliches Loos unter die Jurisdiktionen*
Jurisdiktionen <sein>
ihrer Mitbürger warf, wird, als ich; ich würde von diesem Gegenstand auch frey geschrieben haben, manches noch in ein helleres Licht gestellt haben, aber Unwahrheit hätte ich mir doch nicht erlaubt. Adduxere sitim tempora. Márjási István hielt in meiner Gegenwart eine Rede in Preßb., daß es endlich Zeit wäre, die Nonas et decimas den Bauern zu schenken; Ragályi Istv. fragte 1807 auf dem Reichstag, wie lang denn die Proprietäts noch ihre proprietæt durch das Blut derjenigen, die keine Haben beschützen wird? und ich sage mit Catharina: sine proprietate nulla agricultura, und mit Filangieri: daß der Charracter der weisen Regierung hierin besteht: quo fieri potest maior massa felicitatis in quo fieri potest plures portiones subdividatur: ich weiß wie Himmelschreyend es ist, daß Bs Process wider F. K. in sedriis Civilibus erga diurna Assessor ex Cassa Domestica revidirt wird, und dass nur der Mauth zahlt, der Wege reparirt etc. ich weiß, wie ungerecht das ist, daß die Comitatens. Magistratualen bloß durch die Bauren bezahlt werden, und doch nur ein Edelmann Zutritt zum Magistrat habe. Aber warum erzählt nicht Herr v. B. daß der Adel 1792. den Strassenbau im ganzen Land über sich zu nehmen entschlossen war, aber es unterblieb, weil sie zwey Bedingnisse setzten. 1.) daß die Summa, die Jos. II. hoc titulo aufs Salz warf, hiezu verwendet werde. 2.) daß der Hof weder die hiezu erforderl. Beamten ernenne, noch die Cassa unter seiner Direction stehe? Warum erzählt Hr. v. B. nicht, daß als 1793.*
als |1793.| [Betoldás a sor fölött.]
das elaboratum Diaetale in materia Coordinationis Comitatuum in Ujhely vorgelesen ward (es schickte dieses der Palatin jedem Comitate zu) und darin stand, daß auch nicht adeliche zu Comitatsdiensten Zutritt haben sollen, inclusive ad off. Judlium Ordin. in Ujhely keine*
keine <Wort>
Stimme dawider sich erhob, und gegen 60. Stimmen ein helles vivat schrieen? (Ich war gegenwärtig.) – Dass das Feudalsystem ein gothisches Institut sey, wer weiß das nicht? daß die Zeiten sich geändert haben, daß ihre Umænderung nicht nur vom Baurenstand sondern auch von der Regierung gewünscht wird, daß ein Prof. der Staatswissenschaften solches gewiß nicht als das höchste ideal der Regierung ansieht, das alles ist nicht die Frage. Ob dadurch, daß man den Bauern und Nichtadelichen die Fähigkeit, eine Propriaetæt zu erwerben, gestattete, der Kaste des Adels nichts, wenig,*
Adels |nichts, wenig| [Betoldás a sor fölött.]
viel oder Alles verlöre, – (die Furcht des Adels war bey der Einführung des Urbariums auch übertrieben; die Zeit hat gelehrt, daß es so schrecklich als man es sich vorstellte, nicht war) – ob endlich das Vaterland durch eine ruhige, Gezwanglose, freye Revolution (also gar keine Revolution), die diese Sachen in Erwägung nähme und umӕnderte, gewinnen oder verlieren würde, springt auch in die Augen. Aber ob man das thun soll, was Hr. v. B. auch hier thut, und ob man es so thun soll wie er es that, das ist eine Frage, über die Sie und ich, wie ich es hoffe, uns gewiß nicht entzweyen würden. Ich las das 1te Capitel mit wahrer Freude: alles übrige fast mit Zorn. Und schon die execrable Latinitaet eines Socius Göttingensis! – Hr. v. B.macht sich, fürchte ich, ohne aller Noth, aber unter einem rauschenden, hochklingenden Titel, Feinde, noch mehr Feinde als er sie hat, und wenn man es*
man |es| [Betoldás a sor fölött.]
recht erwägt, vielleicht bloß aus dem Kitzel, daß er nicht wie andere zu denken scheine. Es würde mir sehr leid thun, wenn er diesetwegen büssen müßte, und dies könnte doch leicht geschehn, wenn er gleich sich zu verschanzen glaubt. – Adieu mein Freund! –