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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1808. december 13.
Széphalom, den 13ten Xbr. 1808.

Theurester Freund!
Vorgestern erhielt ich Ihre zum Lesen geliehenen zwey Bücher, und gestern brachte mir die Post den Brief, in welchem Sie mir sagen, daß die zwey Faß Weine bereits in Ihrem Keller sind. Mich freut die Nachricht, daß der Wein nach Ihrem Geschmack ist. Ich trinke den nehmlichen, und das säuerliche, das er hat, ist mir lieber, als der Steinbodengeschmack der tiefern Hegyalja. – – Die 2 Bücher geben mir viel Freunde. Es ist erhebend zu sehn, wie um viel weiter Adelung als Conrad Gessner gekommen ist. Der Fleiß der Deutschen ist zu bewundern. Sie haben in jeder Art Meisterwerke, die der Auslænder darum gering schätzt, weil er sie nicht kennt. – Das andre Werk lese ich mit Schaudern. Meine Nerven sind geschwächt, oder ist meine Erinnerung zu lebhaft; ich muß es sehr oft aus den Hænden legen.
Nun glaube auch ich, daß meine Orthographia Cracoviensis den Andreas Batizi zum V[er]f[asser] habe. Das, was Sie mir über die Doxologie sagen, bekräftiget mich in dieser Meinung. Ich habe einseitig gesprochen, da ich nur auf die Wuth der Neubekehrten, alles was die alte Relig[ion] eigen hatte, abschütteln zu wollen, geblickt habe: ich hätte wissen sollen, daß es Schwächere giebt, welche nicht Alles auf einmahl abzuschzütteln vermögen. Ich muß Ihnen gestehen, daß ich aus Ursachen, die Sie leicht errathen – kurz und gut Gutes nach meiner Überzeugung zu wirken – (Sie würden sehr irren, wenn Sie hier darauf dächten, daß mein Weib katholisch ist) – gerne in dem Ton wie S. XVIII. Zeile 10. Bölcsebb, mint hogy etc. – und 179. S. 3 und 4. spreche. Zu laut darf man so wie man sollte nicht sprechen. Vielleicht fällt so ein Samenkorn nicht immer auf einen Felsenboden. Ich wäre froh, dieses Werk auch durch einen andern, der mein Freund nicht ist, recensirt*
[.]ecensirt [Átírással javítva.]
zu sehn. Lob, Erhebung, erwarte ich nicht: aber ich würde mich angenehm gekitzelt*
gekitzelt <zu>
sehn, wenn man davon spräche.
Alex. B. Prónay hat mir den*
[…] [Átírással javítva.]
Tod seines grossen Vaters in einem sehr schön und modest verfaßten gyászlevél berichtet. Einen schönern Parthebrief habe ich noch nicht gesehen. Ich will ihm in Ton der heiligsten Rührung antworten.
Die Nachricht von Mártons Pannonia ist mir ganz neu. Er ist ein edler Mensch, aber die Sprache hat er nicht inne, wie sie ein Prof. oder auch nur vorzüglicher Schriftsteller inne haben sollte. Er schreibt nicht grammatisch richtig, und anstatt in manchen Dingen seinem Zeitalter voranzugehen, geht er ihr [!] immer nach. – Wissen Sie wie er zur Professur der Ung. Sprache kam? Er hat im Nov. 1805. eine Proclamation aus dem franz. ins ungr. übersetzen müssen. Er that was er musste; lief aber geschwind zu Sr. Exc. dem Gr. Wrbna, daß er verhindere, daß die Proclame nach Ungarn komme. Dieser Dienst ward ihm 1806. mit der Professur belohnt.
Tertina war ein elender Mensch, ohne Charakter, schamlos, und alles was man von einem Menschen dieser Art erwarten kann. Ich hätte gewünscht, daß er sich nicht überlebt hätte.
Unser Cs[erey] hat den unglücklichen Gedanken gehabt, sich zum Lateranischen Sporn Ritter schlagen zu lassen. Ich bitte sie, machen Sie davon keine Anzeige. Dies macht ihn zum Gegenstand des etc. etc. Hätte er doch mir seine Absicht merken lassen. Dieser Orden ist nicht geachtet. Das Kreuz tragen sogar Castraten und ganz gemeine Musiker. In Ungarn ist er der zweyte so viel man weiß, die den Orden erhalten haben, und selbst dies wirft einen Schatten auf ihn, denn sein Collega ist B. Mesko, der Lächerliche. Schonen Sie Cserey und schweigen Sie von diesem Punkt.
Prof. Nagy ging mit dem Gedanken um, eine Antikritik zu schreiben. Er läßt dies, wie ich nun glaube, liegen. Ich traue zu sagen, daß Verseghys Aglaja unparteiisch recensirt sey, und freue mich, daß Sie dies glauben. Er schickte mir das Ms. vom Nitschs Werk unter dem Titel:
Abhandlung über die Osteolithen nach einer neuen Theorie der Erde und der Erdkatastrophe.
Das Werk ist 30. Bogen stark, aber sehr schütter geschrieben. Eine 4 Seite hat 18. Zeilen. Es wird höchstens 15. Bogen in octavo stark werden. Ich schreibe an Doll, ob er die Ausgabe besorgen wollte, und dinge mir alles honorar ausschließlich für Prof. Nagy aus.*
aus. <Er>
Nitsch dictirte ein paar Stunden vor seinem Tod einem luth[erischen] Studenten einen Brief an einen der Professoren in Göttingen, der aber nicht genannt ist. Wer kann dieser Ritter und Hofrath seyn? Sagen Sie mir dieses in Ihrem ersten Brief. Geogonie ist nicht mein Fach, aber mir scheint, das Werk wird Achtung verdienen.
Meine Preisschrift habe ich vor einigen Tagen nach Kázmér überschickt, damit es nach Kaschau gebracht und für Sie bey Ihrem H. Vetter abgelegt werde. Schalten Sie damit ganz frey: was in Ihren Verænderungen mir nicht nach Wunsch werden sollte, will ich schon umændern. Ich wünschte aber ehe ich noch das exempl. zurückerhalte, von Ihnen zu wissen, was Sie darüber urtheilen. Graf Rogendorff, ein sehr cultivirter Kopf, hat sie nicht ohne Beifall gelesen, und ich sah, daß er erst daraus unsere Nation kennt.
A propos dieses würdigen Onkels. Ich wies ihm Horányis Werk de Corona. Sie kennen dieses, hoffe ich. Ich war 1790. bey ihm, da er etwas voll, – (in flatus venas, ut semper, Jaccho.) – an dem Corridor des Piaristen Klosters ganz allein herauf und herabging. Er recitirte mir auswendig was er über Joseph darin sagt: „Non coronatus inter Reges Hung. locum non habet.” und über die Wegnehmung der Krone von Preßburg. Ich konnte nicht glauben, daß dies gedruckt werden wird. Es ward doch. Dieser Tagen fiel die Historia politica Reg. Ung. des Pesther Professors Horváth in die Hænde. Das Werk ward 1786. in Wien gedruckt. Von Joseph sagt er, nachdem*
nachdem [Az eredetileg külön írt szavak utólag összekapcsolva.]
ihn die Reihe der Könige auf ihn führte, er sage von ihm nichts, quia Phoebus volentem loqui increpuit. – Unser Onkel schüttelte den Kopf, wie billig. – Ich ließe die zwey Bücher in einem Band zusammenbinden, und hebe ihn so für die Nachkommen auf.
Habe ich Ihnen nicht schon geschrieben, daß ich in Pesth bey Jankovics Luthers Testament durch Philipp Melanchthon etc. coramisiert gesehen habe? Er erkaufte es um 33. Th. Ich hätte ihm gerne 300. f dafür gegeben. – Nun habe auch ich zwey Handschriften von ihm; das eine ist nur sein Name mit dem Jahre 1519 bezeichnet, und in ein eigenes Werk schrieb er die Worte

D Fridericho Ægidiano.

Sie wissen was ich vom Lutherthum und so was halte. Aber Luther war ein Held der Menschheit, und seine Handschrift zu besitzen bin ich sehr stolz. Leben Sie wohl, mein lieber Freund. Tausend Glückwünsche zu den Vaterfreuden, die Sie zu kosten beginnen. Sint tibi propria munera! Mein Schwiegervater speiste heute bey mir. Er fragte mich, wann doch einmahl unser Buchbinder in Ujhely mit Ihren Geschenk fertig werden wird. Sie sehen hieraus, daß er Ihr Werk mit Ungeduld erwartet.

Ihre Dinte ist sehr blaß. Schade, wenn Sie mit*
dit [Átírással javítva.]
dieser etwas schreiben, was ætatem ferre soll. Ich habe im Junius 1808. in den Blättern des Kultschár das Recept einer sehr schwarzen Dinte, die ich selber brauche, bekannt gemacht.