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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1807. szeptember 20.
Széphalom, den 20. September 1807.

Mein Herr Professor,
Verehrungswürdiger gütiger Freund!
Endlich habe ich auch Ihr Päckchen in Händen. Ich bringe Ihnen meinen innigsten Dank nicht nur für Ihr unschätzbares Geschenk, sondern auch für die Freude, das dabey liegende Werk kennen zu lernen. Früher oder später würde ich*
ich <unse>
dieses auch erhalten haben, aber ersteres ist mir umso schätzbarer, weil ich es bis jetzt nie erhalten konnte. Sie haben mir in ihnen Freuden gegeben, für welche jeder Dank viel*
Dank viel [Betoldás a sor fölött.]
zu arm ist. – Wenn Sie auch bey den nachfolgenden Theilen auf mich denken wollen, ja, wenn Sie die Freundschaft haben wollten, mir auch Grellmanns Aufklärungen zu bestellen, so würden Sie mich sehr verbinden. Es ist Pflicht dem guten Verleger Lust zu ähnlichen Unternehmungen zu machen, und seine Klagen (in der Vorrede dieses Werkes) so viel an Einzelnen liegt,*
liegt, <zu>
stillen zu trachten. – Eben ist seit ein paar Tagen ein Freund in meinem Hause, der das Buch*
Buch <...>
– Magazin*
<…> Magazin
– mit hat. Er hat es schon gelesen; ich noch nicht. Er fand bey mir die*
mir <…> die
unter dein [!] erdichteten Namen Austerlitz gedruckte Briefe eines Ungars, las sie diese Nacht, vergleicht sie mit dem Aufsatze des würdigen Berzeviczy, und zwischen uns entstand ein interessantes Gespräch darüber. – Mit vieler Ungeduld warte ich auf die nachfolgende Theile des Magazins, und wünsche nur, daß seinen Gang nichts unterbrechen möge.
Csokonais Dorottya ist vortrefflich recensirt. Nur muß ich gestehen, daß ich mit seinen deus-sen [!] ex machina mich nie zufrieden stellen konnte. Auch Baggesen flocht sie in seinen Parthenaide ein: aber die Parthenaide ist in Griechischen Versmaße in einiger*
<mir> |in einiger| [Betoldás a törlés fölött.]
griechisch-modelirten Sprache geschrieben, und die Götter Griechenlands sind in dem Gedichte vom Anfange her gegenwärtig, (wiewohl es ziemlich possierlich aussieht, daß griechische Götter einen Nordfrank auf Schweitzergebirgen herumführen etc.): aber in der gereimten und ungriechisch sprechenden Dorottya erscheinen sie nur um den Knoten zu lösen, und die Tekintetes-Vénus Asszony kommt Somogyer Landjunkern eine Predigt über ihre Wunderwirkungen, (sogar in dem Reiche der vegetabilien) zu halten. (a’ penyész’ tenyészete.) – Wieland und Baggesen, oder mein Gőthe, würden sich dabey gewiß ganz anders benommen haben. Csokonai verdient geschätzt, sogar bewundert zu werden: aber classisch ist er nicht. – Seine Versification bezaubert, seine genialische Schöpfungen gewähren viele und große Freuden: aber das ist meistens nur Schimmer, der*
des [Átírással javítva.]
blendet. Wie ganz anders ist das bey Virág, Dayka und meinem Kis! – Csokonais übersprudelnde burlesque Einfälle wie das: fies nobilium tu quoque (fontium) pudlium me dicente! – und dergleichen, sind vielleicht das beste in dem Gedichte und es ist sehr wohl gethan, daß Sie seiner Anmerkungen nicht vergessen haben.
Erst gestern erhielt ich die Antwort aus dem Arader Com., wohin ich wegen Révais Geburtsort und Tag geschrieben habe. Man weiß nichts sichres [!], als daß er zu Csanád gebohren [!] ist, und das wußte ich ohnehin. Dies machte, daß ich Ihnen seine versprochene biographie bis jetzt nicht geschickt habe. Und jetzt – jetzt ist mir diese Arbeit sehr erschwert worden, aber möglich, daß seine biographie von meiner Hand um so interessanter wird. Sie wissen von seinem Streit mit Versegi. V. schrieb vieles über unsere Sprache, wie ich urtheile sehr schal und falsch. Er ward gefangen. Während meiner und seiner détention ward Révai Prof. der Ung. Sprache bei der Universitӕt. Ihm legte sein Professorat zur Pflicht Irrthümer aufzudecken, und er that es ohne V...s. Kränkung. V. kam 1803. nach Haus. Eher er vielleicht noch wusste daß R. ihm widersprochen, machte er Rs. Bekanntschaft. Er ward sehr gütig aufgenommen. Sie entzweyten sich bey mündlichen Berathschlagungen, und nun erschien V. mit seiner Grammatik und Tiszta Magyarság, und stimmte mit R. einen Streit an, worüber der Rec. in den Annalen sehr wahr und nur zu bescheiden sagt, dass er von V. nicht mit Anstand geführt worden. Der äußerst reitzbare R. der seiner guten Sache und seines Vorzugs vor V. als Grammatiker und Dichter bewußt war, fand es unter*
[.]nter [Átírással javítva.]
seiner Würde, dem V. zu antworten, da er mit ihm in seinen mündlichen Verhandlungen unglücklich war, und trug dieses Geschäft dreyen seiner Schüler auf. Diese antworteten V. und weil Versegi sie kost követő ostoba juhok nannte, so sagten sie ihm derbnur zu derb! daß*
derb! |daß| [Betoldás a sor fölött.]
da er einmahl von Schafen gesprochen, so hätte er wohl, anstatt dem vorangehenden Widder, ganz get[r]ost ein Esel nennen können, der den Schafen auch vorangeht, und nahmen nun von Versegis grosser*
gross[..] [Átírással javítva.]
fleischiger Figur, von seiner Baß Stimme etc. die Bilder, um ihm zu einem bildlichen Esel zu qualifizieren, und vergassen dabey der vielen Wimmer, mit denen sein Gesicht übersäet ist, nicht. Sie sehn, welche*
welche <ein>
unedle Behandlung! Aber was mußte sich V. vorwerfen, da er der Anfænger war! – In dieser Beklemmung, die ein Griechen zum Strick gejagt haben würde, trat er in den ersten Blätter der Hazai Tudósítások als ein Apostel der Schriftstellerischen Decenz und als der toleranteste Grammatiker auf. Révais Schüler folgten ihm auf der Ferse nach und entlarvten den Heuchler. Ich wußte von dem ganzen Händel nichts, als was ich in diesen Zeitungsblättern las, und schrieb an Révai. Ich bat ihn, Versegi*
[.]ersegi [Átírással javítva.]
auf seine hæresen in der Grammatik und Tißta Magyarság zu antworten, aber seine Person unberührt zu lassen und seiner Würde nicht zu vergessen. Zugleich sagte ich ihm mein, freylich sehr ungünstiges Urtheil über V... als Schriftsteller. Révay, nicht faul, rückte den ganzen Brief ohne mir das mindeste zu sagen in das Werk seines Schülers Víg László ein, schickte mir die zwey erstere Antworten wider Versegi, und sagte, die 3te sey noch unter der Presse. Ich fiel fast um, als ich zu Debrezin das Werk bey Kis István erblickte, kaufte, und beym ersten Aufschlagen des Werkes meinen Brief fand. Es zeugt von meinen friedlichen Gesinnungen. Aber was wird es für einen Spuck in der Welt geben, wenn es erlaubt seyn wird, ähnliche Briefe, die in Freundschaft geschrieben sind, vor das Publicum zu bringen? – Was ich geschrieben habe, kann und will und soll ich nicht retractiren; ich halte alles für wahr, und bin bereit es zu erweisen. Aber in*
Aber |in| [Betoldás a sor fölött.]
so einen Streit verwickelt zu werden ist sehr unangenehm, und das anzustellen, was Révai dort mit mir anstellte, sehr unfreundschaftlich und imprudent. Vielleicht muss ich nun auftreten. Werde ich es, so werde ich es gewiß mit Anstand.
–––
Esaias Budai ist den 3ten Aug. consecrirt. Gabriel Szilágyi war damals noch nicht todt, aber er hatte schon resignirt. Nicht unwahrscheinlich, daß Budai Theol. Prof. zu werden damals schon gewünscht hat. In einigen Tagen darauf starb Szilágyi. Budai wird nun Theol. Prof., und vielleicht in kurzem Superintendent.
Abdera-Debrezen spielt immer Streiche die seiner würdig sind. Obristlieutnant [!] Michaelis Péchy von dem Corps de Génie, zu Hermannstadt, entwarf einen Plan, um die abgebrannte alte Kirche in Debrezin aufzubauen. Emerichs Péchys Antagonisten wollten dem Mich. Péchy die Ehre nicht gönnen, daß seine Zeichnung befolgt werde. Sie selbst ließen einen Plan nach ihrer abderitischen Angabe durch einen Maurer Meister in Debr. zeichnen. Wie dieses Gebäude nun halb aufgeführt ward, fiel ihnen ein, nach Wien zu schreiben, und die Professoren der Architecturwelches ich ihnen von Anfang her anrieth – zu consultiren. Diese antworteten, der Riß sey unter aller Kritik, nicht werth, daß sie darüber auch nur ein Wort verlieren sollten. Aber da es nicht zu erwarten ist, daß das, was schon steht, niedergerissen werde, so mögen sie nur fortfahren. Die Wölbung müßte aber nicht durch alltags-Maurer [!] aufgeführt werden, sonst lauft [!] die Gemeinde Gefahr, unter ihrem Schutt begraben zu werden. – Auch als Mich. Péchy den Riß zum Collegium machte, wandte ich ein, daß ein Obristlieutnant*
Obristlieutnant <nicht>
bey dem Génie Wesen nicht eben auch ein geschickter Architekt und ein ästhetischer Architekt seyn müßte; sie sollten den Riß nach Wien schicken. Dort war der Haß wieder Péchy zu bekämpfen, hier Péchys Anhænglichkeit gegen seinen Cousin, und jetzt sieht man, dass meine lieben Glaubensgenossen ewig verurtheilt*
ewig <…> verurtheilt
sind, nichts was Geschmack hat, aufweisen zu können. Die Architraven in der Facade des Collegiums sind entweder unterbrochen! oder doch durch die Fenstereinfassungen berührt. – Ob es nicht besser wäre, wenn die Herrn Kalviner endlich „luthrische Wissenschaften” anstatt dem Plunder, den man in Debrezin und andern Kalvinischen Schulen*
Schulen <…>
hohlt [!], lernen möchten? – Auch in Patak ist es mein Verdienst, daß jetzt das Auditorium in die Mitte der Facade Seite, und nicht in einen Winkel, kommt, und daß es nicht einen Saal, der vier Säulen hat*
<in dem> |hat| [Betoldás a sor fölött.]
haben sollen, erhalten wird.
Sie sehen, dass mein Anti-Debrecinismus sich noch nicht gelegt hat. Ich hoffe zu Gott; er wird ewig bleiben – bis nehmlich Debrezin Abdera bleibt. Diese meine Abneigung hat jetzt einen persönlichen Grund. Ich lieh 1806. in Febr.*
Febr. <ihre>
einem dasigen Mann, der auch zwischen den Gelehrten sitzt, alle Jahrgänge der Wiener Annalen. Vorgestern habe ich sie zurückerhalten. Der ganze Jahrgang 1802 und 1804 ist*
<sind> |ist| [Betoldás a törlés fölött.]
verloren, von 1805 aber Januar, August und September, also zwei ganze Jahrgänge und neun Monathe. Ich wage an Sie die Bitte, mir diese abgängigen*
diese <…> abgängigen
Bände, seys von der Spedition der Annalen, seys durch eine Ankündigung zu verschaffen, und mir dann sie zu schicken. Den Preis erlege ich Ihnen mit vielem Dank. Auch werde ich Ihnen die 4 f. die ich an dem Magazine erblickte, bald zuschicken.
[…]*
[Aláírást helyettesítő hullámos vonal.]
Wie heißt der Portrait Mahler in Leutschau, der H. v. Pfannschmied, den Schwiegersohn des H. v. Günther, gemahlt hat? und könnte er sich nicht entschließen hieher zu kommen? –