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Mailáth János – Kazinczy Ferencnek
Pécel, 1820. október 16.
Péczel, am 16/10. XX.

Kan ich wo[h]l besser thun als wenn ich hier, einen ihnen und mir sehr lieben Ort ihr le[t]ztes Schreiben beantworte? Die Krigeslieder haben mir viel Freude gewährt, es will mir aber scheinen dass a’ tisztulás innepe nicht von algemeiner Wirkung sein wird, und darum möchte ich ihnen raten es auszulassen, ob es gleich an sich recht schön ist, ich finde die drei ersten Strophen nicht modern, sondern in gleicher Haltung mit den übrigen, az oltár Szüze ist sehr gelungen, das Ganze scheint mir in der Art aufgefas[s]t wie Klopstok seine Barden singen läs[s]t, und also ist es nichts für unsre Leute. Das andre Lied ist prächtig, viel Kern. Szemere’s Sonet Az emlékezet ist vortreflich, werden Sie das von*
das <auf> von
meiner Übersezung auch sagen? Sie liegt hier bei; die Freiheit die ich mir in der Stellung der quatrinen genommen*
quatrinen <erla> genommen
ist im Deutschen erlaubt und wird oft angewendet. Es ist mir sehr verdrüs[s]lich Szemere nicht hier gefunden zu haben; Er fuhr nach Pest als ich heraus. Meine Anthologie ist fertig bis auf die Gedichte die ich noch von Szemere bekomme. Was Sie mir von Szent Miklósi geschi[c]kt, und noch mehreres von ihm aus dem Erdélyi Museum ist überse[t]zt und ihm bereits zugeschi[c]kt. Az elkéset Ámor, und az Alvó szép sind nicht überse[t]zt; Ersteres weil das profanum vulgus es missdeuten kön[n]te, das Zweite, weil ein zu grosser Zauber in der Sprache liegt, den ich im deutschen hervor zu bringen verzweifle. – Was Sie schönes von mir schreiben, ist um so vieles zu schön dass ich es von einem Andern für persifflage halten würde, bei Ihnen aber ist mir’s nur ein Beweis dass Sie mich nicht prosaisch, sondern durch das prismatische Glas der Freundschaft ansehen, ich bitte sie also meine Meinungen über ihre Werke nicht als Königliche Placete zu betrachten, wie sie sich genug*
sich <…> genug
scherzhaft ausdrü[c]ken, sondern sie zu nehmen als die Äus[s]erungen eines vielleicht zu besorgten Freundes, der von ihren Werken auch den Schatten eines Tadels abgewendet zu haben wünschte. – Ihren Erdélyi levelek seh’ ich mit der lebhaftesten Ungeduld entgegen, nicht um zu reflektieren und commentieren, sondern um sie zu überse[t]zen, wie ich mit meiner abhandlung über die ungrische Poesie fertig bin. Di[e]s veranlast mich zur Bitte dass sie mir ja gewiss durch meinen Bruder Joseph die zugesagten Behelfe zuschi[c]ken mögen, da ich ohne selben schlechterdings nicht arbeiten kan. – Tóth Lászlo’s Tod hat mich sehr betrübt, das ist das Los des schönen auf der Erde sagt Schiller eben so schön als wahr. Leben Sie recht wol und lieben Sie mich, wie bis izt. Ihr Mailáth.
Aus Zrinyi’s Gedichten habe ich übersezt Orpheus an Plúto.*
[Ez a sor más tintával írva.]

Erinnerung

Und wieder naht ein seliges Empfinden!
Es hellet sich das Grau vergangner Zeit,
Auf Rosenpfaden die ich sinken schwinden
Sah’, giebt zur Wonneflur sie mir Geleit.

Das Wallen meiner Brust will Liebe künden
Der Gottheit die den Zauberarm mir beut.
Mein Herz, ich fühl es, wird hier Ruhe finden,
Dein Hauch, Erin’rung, hat es neu geweiht.

Nein! rufe nicht verschwundne Lust zurück;
Lass über mich die dichtsten Schleyer zieh’n,
Bedek der hingeschwund’nen Zeiten Glück.
Schon einmal sah’ ich meine Freuden flieh’n,
Ach’ zwinge neu zu bluten nicht mein Herz;
Zweimal verlieren!! fühle diesen Schmerz. –

–––
Am 22ten Die lezte Post*
Die Post [A „lezte” a sor fölé beszúrva.]
war schon weg als ich diesen Brief abschi[c]ken wol[l]te, daher die Verspätung; ich lege dafür 3. seither überse[t]zte Sonette bei.*
[Ez a mondat más tintával írva.]

Echo*
[A következő két vers más színű papíron mellékelve.]
Du bist so still, nur leise Seufzen beben,
Nur stumme Thränen trüben deine Wangen,
Nach Menschen sucht dein sehnendes Verlangen
Ihr Mitgefühl soll Linderung dir geben.

Umsonst! denn unempfindlich ist ihr Leben,
Mit kalten Blik sehn sie dein scheues Bangen,
Ob Schmerz ob Nebel deinen Pfad umfangen?
Auf keiner Lippe wird die Frage schweben.

Fort! Nicht bei Ihnen trifst du Leidesbrüder!
O komm zu mir! hier spricht das Herz zum Herzen.
O komm! dein Leid erschliest der Trauten sich.

Nahm liebes dir der Tod so wekke mich
Mit ihren Namen, ich klag’ dir ihn wieder,
Und lindre mit dir weinend deine Schmerzen.

Szemere
Isabelle
Wie durch die Wälder hüpft das Reh’ das schnelle,
Wie durch die klaren Fluten schlüpft der Aal,
So lebt ich wonnig glüklich überal
Eh’ ich dich angebetet Isabelle.

Nicht so seit du erregt der Gluten Welle!
Nicht so! nach strömet dir der Thränen Qual
Ich finde Ruhe nicht; auf Berg und Thal
Und überal bist du der Seufzer Quelle.

O Gott! indess mein Herz in Leiden bricht,
Nent dich ein Andrer schon am Altar sein,
Und lächelnd wühlt ihr auf mein ganzes Seyn.

Wohl ziemen deinem hohen Reize Kronen
Dir huld’gen siehst du die am höchsten thronen
Ein treuer*
[Helyesen: „treues”.]
Herz als meines trifst du nicht.

–––
Für das 3te Sonet A’ boldog Pár fehlt wie Sie sehen der Raum. – So eben erhalte ich einen sehr lieben Brief von SzentMiklosi.