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Kazinczy Ferenc – Mailáth Jánosnak
Széphalom, 1820. szeptember 17.
Széphalom den 17. Sept[em]b[e]r 1820.
Sie machen mich stolz, verehrter Graf. Ich will Ihre unschätzbare Gütigkeiten verdienen, und verspreche also, daß ich das M[anu]S[cript] der Erdélyi Levelek Ihnen zuschicken werde, ehe das Werk noch gedruckt wird. Ich habe nicht nöthig zu sagen, wie sehr ich Ihren Geist, Ihre Seele, Ihre Bildung, Ihren Geschmack verehre. Ich werde von Ihnen hören, was ich auslassen und verändern soll; und Sie sollen sehn, wie sehr ich bereit bin, mich Ihrem bessern Wissen ganz zu unterwerfen.
Vor 3 Tagen bin ich mit Sallust endlich fertig, und so wie er jetzt ist, soll er gedruckt werden. Nichts ist zurück als die critischen und philologischen Anmerkungen, sammt der Vorrede. Mit Sallust zugleich sollen Ciceros Reden erscheinen. Das Publicum sehe aus diesen, warum ich den Sprachverderber Sallust anders als den Cicero übersetzt habe. Unsere ungr[ische] Grammatiker wollen alles in einer Farbe, und Sallust und Cicero müssen zwey Colorits haben! – Wie empörend ist wieder das, was H[er]r Joseph v[on] Takács, einst Erzieher von Ladislaus Festetich in Keszthely, jetzt Ober Notär von dem Raaber Comitat in dem August-Heft des Tud. Gyüjt. mit seinem Rájnis über Ossian und Gessner gesagt haben. Der eine recoquirt wieder das, was er (sammt Verseghi) in dem Aufsatze, worauf Orthol[ogen] u[nd] Neolog[en] als Antwort erschien, gesagt haben, und dem andern ist Ossian u[nd] Gessner ein Gelächter. Takács u[nd] Rajnis streiten für die Reinheit der Sprache, das ist, für das, was die Sprache ist u[nd] war, und haben keinen Sinn für das, was sie seyn soll, u[nd] was sie gewiß seyn wird.
Da ich von diesem Hefte des Tud. Gy. spreche, so erlauben Sie mir, Sie auf meinen Aufsatz darin aufmerksam zu machen. Superint[endent] Szilágyi war ein Mann von colossalischer Grösse. Er hatte schon damals Sinn für den Werth der Deutschen, die denen wilden Patrioten gar nichts sind, als nur Vorbilder zum Ungeschmack. Auch glaube ich, daß Ihnen der Auftritt mit Joseph II. gefallen wird. Als ihn der Kaiser glühend anfuhr, so war seine ganze Antwort: ut respirem. Denn er war fett, es war heiß, u[nd] der Kaiser ließ ihm kaum zu die 2 Wörter Zeit. Wirklich wachte er die ganze Nacht mit mir durch, weil der mehr als 60 jährige Mann bey sich einen jungen Menschen von 21 Jahren sah, der gern lernte.
Sie erhalten hier, mein Herr Graf, zwey Kriegslieder von mir, das eine ist nicht beendigt, aber nahe zum Ende. Ich nahm mir vor 12 solche zu dichten, und dann damit das ungr[ische] Publicum zu überrraschen. Diese Herrn sollen sehn, daß auch der Germanicus ungrisches Blut und Gesinnungen hat. Ich möchte aber nie etwas drucken lassen, worüber Ihr königliches Placet nicht geschrieben ist. Mit dem Schlachtlied bin ich nicht unzufrieden. Gedanken und Form ist gut. Die anapäste passen zum Stoff. Aber die Feyer der Reinigung läßt mich im Zweifel. Es ist nicht Lied, sondern eine Scene. Auch sind die 3 ersten Stanzen kaum in dem Geist jener Heldenzeiten. Die refrains erinnern uns an Verfeinerung. – Gut motivirt aber scheint der Schwarm an den Zweigen einer Eiche, die einen andern beherbergt hat, und die moralische Predigt des Opferpriesters, um die Schande abzuwälzen, dass Arpads Volk eine Herde wilder Barbaren war. – Ich erbitte mir Ihre Meinung über beide Stücke, flehe Sie aber zugleich an, die Stücke niemand zu zeigen, damit die Überraschung erfolgen kann.
Pleban Pucz Antal hat es bewiesen, daß er Kant’s Philosophie gut studiert hat, aber als Dichter ist er mittelmäßig. Auch Takács Jósef gab einen Band Poesieen heraus, die niemand kennt.
Von Szemere wieder ein sehr schönes Sonett. Die Erinnerung.
Bugaczi Csárda sollte dem Orczy, nicht mir zugestellt werden.
Orczy hat noch ein Lied, das seine glückliche Stimmung charakterisirt. Der Titel des Liedes Seite 94 ist Világi tekintetek megvetéséről.
Némelly éltét adja | Jószágát elhagyja | Csak 2 réf pantlikáért
Nem tetszik szabadság | Inkább fényes rabság | Kit eladott egy kulcsért
Eggy varrott csillagért | Arany báránykáért | Gondolja hogy jól cserélt.
Die letzte Zeile ist wie die des Sallust: Cethegus war so sehr Narr, daß er glaubte, alles sey gut, wenn geschwind.
Und welche herrliche Zeile S. 167. Tullus alatt sáncza sövény volt Romának. prosaisch müßte das so stehn T. a. sövény volt a’ Róma sáncza. Gewiß Génie taugt mehr als alle Regeln der Welt.
Ungarns edleste Dichterin ist Juditha v[on] Takács aus Duka, Eisenb[urger] C[omitat] verheirathet an Franz v[on] Göndöcz, eben dort, u[nd] durch einen Sorbus in Keszthely 1817. gekrönt.
Döbrentei schreibt wenig Verse. Alles von ihm steht im Erd[élyi] Muz[eum]
Sylvester (1541) ließ in Versen bloß Summarien der Bibelbücher.
Kis’s Hajós Ének ist wirklich das Matthissonsche. Sein Hymenaeum für mich ist eine französ[ische] Ode. Überhaupt ist er mehr franzos als deutsch.
Daykas Abschiedslied ist freylich nicht zum Übersetzen geeignet.
Die Ode v[on] Berzsenyi A’ te ernyődnek kies alkonyában hat ätherische Bilder. Lassen Sie meinen Namen aus, u[nd] stellen Sie dahin das Wort Freund. – Und wollten Sie denn sein heissgedichtetes Lied Búcsúzás a’ Kemenes aljától auslassen?
Versegis Búcsúzás a’ Múzsáktól ist ein übersetztes Stück. Ich fand es deutsch zwischen Musicalien, gedruckt oder gestochen, u[nd] habe, däucht mich, eine Abschrift davon.
Szemeres Hoffnung ist reitzend übersetzt. Man muß Ihre Übersetzungstalente bewundern, mein Herr Graf. Mein Epigramm: Az Epigramm ist so gegeben, daß man daran nichts ändern [kann] u[nd] soll.
Sie sollten kein Lied bey Zrinyi gefunden haben, welches des Ubersetzens werth wäre? Mir ist er auch als Lieder u[nd] Idyllendichter mehr wie mancher spätere. Auch von dem Versmacher Tinódi wäre vielleicht etwas zu wählen.
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Nach diesen Dingen lassen Sie sich eine niederschlagende Nachricht melden, mein Herr Graf. Sie betrifft den braven Ungvár Némethi Tóth László. – Er ist nicht mehr. Den 31. Aug[ust] soll er gestorben seyn. Einer seiner Freunde verließ Wien auf einige Tage, und ein dritter junge Medicus schrieb ihm die Nachricht mit allen Umständen. Tóth speiste den 29. Aug[ust] in einem Bierhaus auf die Nacht. Ein gewaltiges Erbrechen und Durchfall raubte ihn uns. Lange traf kein herberer Verlust die Spr[ache] und die Literatur.