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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1812. április 30; május 3.
Széphalom den 30 Apr[il] 1812.
Theurester Freund!
Szirmay Antal theilt mir ein Schreiben von Kovachich mit, aus welchem Sie folgendes interessiren wird. Vielleicht finden Sie werth, einiges davon in [!] Intelligenzblatt der Annalen oder einer andern L. Z. dem Publ[ikum] zu sagen.
1. Colocae grandem Codicem Membranaceum Ms. 334 folorum in folio reperi, qui poemata 183 antiquissimi Poetӕ Germanici Conradi de Wirtzburg, qui A. 1280 floruit, plus quam 50, 000 versibus complexa continet. Est classicus, et jam plura ejus opera, ubi in Mss. habentur, scimus, maxima parte inedita. Ejus Lied der Ubelungen ӕqui paratur Homero. Utinam pro gloria Hungariӕ in Hung[aria] edi possint! Nunc Codicem mihi huc Budam missum recenseo pro Ephem. exterorum.
2. Lucubrationes tuas secure vita comite ad Museum mittere poteris. Miller certe non leget, nec sciet, quid scripseris etiam post plures annos. Felix est quod director Musei cum 2500 f hospitis, lignis et lumine per Palatinum resolutus sit, alioquin jam viduus; et adhuc illi externum honoris signum a Sua Maj. exoperandum, promittit. Ecce quomodo inventio mea de erigenda B[iblio]theca et Museo Nationali alteri prodest!
3. Ego hac hieme Censuram in Tomum 1. Gustermanni, qui Hungaros lingua Germanica infamissime habet, 45 philytis eadem lingua conscripsi nunc in Tomum II scribo, in quo verus thesaurus pro jure publ. Hung. erit. Opus tanti habetur ut illud Comitatus Pestiensis in Congregatione deciderit Archivo describendum esse una cum meo opere 65 philyverarum de Banderiis et exercitatione, quam materiam pro Deputatione in plena luce collocavi, sed probabiliter Deputatio nihil in hac materia aget, prout multӕ Deputationes inanes erant. Sed Censura in Gustermannium liberrime scripta vix ad typum admittetur, quod nec ego intendo; maneant haec ad posteros; nisi forte aliquis extra miserit, cum multi describi curent.
———

Den 3 May 1812

Eben erhalte ich ein Schreiben von H[err]n Prof[essor] Fuchs mit einem exempl[ar] seines Werkes Jus Naturӕ und eines andern kleinern Werkes: Romanorum scriptorum etc. lectionem commendat Js. Fuchs. Es ist das erste Schreiben, welches ich von ihm erhalte. Mein Kreis erweitert sich durch den Zutritt eines würdigen Mannes. −

Schöne Literatur.

Ohne Druckort: (Pesth, b[ei] Trattner) Nemzetes Czibulka Anna Asszonysághoz, a Pesti Német*
Német [Átírással javítva.]
Színjátszó Társaság első és nagyjelességű Énekesnéjéhez; midőn a’ nagytekintetű Magyar*
Magyar [Átírással javítva.]
közönséget nemzeti nyelvünkön énekével örvendeztetné. Aʼ Dunamelletti régi Játékszínben Marcz[ius] (tz)*
(tz) <iken>
25-ikén M. DCCC. XII. An Madame Anna Czibulka, erste*
erste<n>
und sehr berühmte*
berühmte<n>
Sängerin der Pesther deutschen Schauspielergeselsch[aft]; da sie das verehrbare ung[arische] Publicum mit ihrem Gesang in der nationalen Spr[ache] erfreut hat. In dem alten Theater an der Donau, den 25 März 1812. 3 S. in 8.
Das gegenwärtige Sonett hat H[errn] Mich[ael] von Helmeczi, Doktor der Philosophie zum V[er]f[asser] einen jungen, kenntnißreichen Mann, der einst in der Reihe der Dichter Ungarns gewiß glänzen wird. Binnen 24 Stunden mußte das Gedicht neu gedruckt werden; ein Glück, dessen sich wenige Kunsterzeugnisse in Ung[arn] zu erfreuen haben. Ehe wir über das gegenwärtige Sonett sprechen, wollen wir über das Sonett überhaupt etw[as] sagen.
Sonette haben ihr Glück bey deutschen Ohren nicht gefunden. Der höchste*
<hoheste> |höchste| [Betoldás a törlés fölött.]
und lieblichste Dichter dieser Nation hat ausser dem Sonett, welches er seiner Eugénie (Natür[liche] Tochter II. Aufzug IV. Auftr[itt]) in die Feder gibt, das einzige gedichtet, welches im I. Band s[einer] Werke der Tübing. Ausg. S. 985 steht das Sonette,*
steht |das Sonette| [Betoldás a törlés fölött.]
und in diesem erklärte er sich dorthin, daß er diese Form lyrischer Dichtungen seiner unwürdig findet.

Ich schneide sonst so gern aus ganzem Holze,
Und müsste nun doch auch mitunter leimen.

Das Publ[icum] kennt die Kunstfertigkeit des Unvergleichlichen, und weiß,*
(Wiener Ausg[abe] VII 6. S. 94.) [Utólagos bejegyzés a szó fölött.]
daß er, achtete er Chronostichen seiner nicht unwürdig, auch in dieser mühsamen Spielerey*
Spielerey <(turpe est difficiles habere nugas)>
Meisterstücke liefern würde; und die wahre Ursache, warum er Sonette nicht dichtet, ist wohl nicht, weil er in dieser Beschränkung sich nicht leicht genug bewegen würde (die Kunst des Meisters besteht ja darin, daß er sich in jeder Beschränk[un]g mit Leichtigk[ei]t zu*
Leichtigk[ei]t |zu| [Betoldás a sor fölött.]
bewegen wisse; und hat denn die achtzeilige Stanze nicht auch ihre festgesetzte Zeilen und Reime, und nach der 6ten Zeile ihren*
<seinen> |ihren| [Betoldás a törlés fölött.]
Abschluß?); sondern die, welche er in seinen Epigrammen aus Venedig 1790 unter No. 76. angibt:
Was mit mir das Schicksal gewollt? Es wäre verwegen
Das zu fragen; denn meist will es mit vielen nicht viel.
Einen Dichter zu bilden, die Absicht wär’ ihm gelungen,
Hӕtte die Sprache sich nicht unüberwindlich gezeigt.

Nur hat diese Ursache*
Ursache <sich>
hier im Sonett keinen Platz gefunden, und wünscht bloß errathen zu seyn.
Persischlagen, wie die mit denen man in Deutschland Bürgers und Aug[ust] Wilh[elm] Schlegels Afterjünger stumm zu machen sich so gar sehr angelegen seyn ließ, verdienen nichts, als daß man über sie, je nachdem sie witzig oder plump ausfielen, mitlache oder gähne. Vor den Pfeilen des Witzes ist auch das Heiligste nicht erhaben genug, und verunglückte Versuche nicht beruffener Dichterlinge können nichts*
können |nichts| [Betoldás a sor fölött.]
die Sache selbst lächerlich*
lächerlich <nicht>
machen. Anstatt also diese in die Wage zu bringen gehen wir zur Würdigung eines Angriffes von der ernsteten Art über.
Voss ließ im Jun.hefte 1808 der Jenaer Allg. L. Z. einen Aufsatz, zu dessen Veranlassung er eine Recension von Bürgers Sonetten nahm, abdrucken, in welchem er transcendentalisch beweisen sucht,*
transcendentalisch <beweist>|zu beweisen sucht| [Betoldás a sor fölött.]
daß Sonette zu nichts taugen.*)*
*) Daß Voß ein Freund des Sonetts ist, wusste man schon früher aus seinem Sonett an Göthe. [Halványabb tintával írt megjegyzés a lap alján.]
Gestrebt habe ich, sagt Voss, wie irgend ein anderer,*
anderer [Átírással javítva.]
nach dem Inneren der Verskunst, und in allen mir verstӕndlichen Völkerzungen die allgültigen Elemente der rhythmischen Zeichensprache bis zu den Urquellen des Menschengefühls verfolgt: warum aber, und zu welchem Zwecke das Sonett gerade zweymal vier Zeilen mit 2 Reimen von bestimmter Verschränkung,*
Verschränkung [Átírással javítva.]
und gerade 2mal 3 mit 2 oder 3 willkürlich gehäuften und verschränkten an einander gefügt verlange; das blieb bei der leisesten Aufmerksamkeit meinen Sinnen so unvernehmlich, wie die mystische Zahl jenes Thieres in der Offenbarung.” — Der Verf[asser] ist*
<Rec.> |Der Verf[asser]| ist [Betoldás a törlés fölött.]
ein grosser Verehrer jenes philos[ophischen] Geistes, welchen alles, sogar G[e]g[en]stӕnde des Gefühls und Geschmacks, transcendentalisch untersucht und beweisst. Sollte aber die düstere Muse der transcendentalischen Philos[ophen] das Sonett wirklich*
Sonett |wirklich| [Betoldás a sor fölött.]
für eine Form*
Form <wirklich>
erklären, welche bloß darum schön seyn soll, weil*
weil <sie einst>
eine altväterische Mode sie*
Mode |sie| [Betoldás a sor fölött.]
für schön ansah, so muß er die gute*
<..?> |gute| [Betoldás a törlés alatt.]
Muse, die kein Gehör hat und doch über Modulation zu urtheilen sich anmasst, freilich bedauern. „Ins Kloster mit dem, der von uns lernen will, was schön ist!” sagt Conti der Mahler zu seinem Prinzen in der Emilia Galotti. Doch das hat man hier nicht nöthig. Symmetrie und Eurythmie bieten sich in dem Sonett dem Aug und Ohr so dringend auf, daß daran nur ein Blinder und Tauber zweifeln kann. Herder urtheilt ganz anders. Band VII. S[eite] 294, Abtheil[un]g*
Abtheil[un]g [Átírással javítva.]
zur schön[en] Lit[eratur] und Kunst sagt er, nachdem er von Sonetten, Canzonis etc. gesprochen hat: Nun müsste es wohl ein sehr barbarisches Ohr seyn, das nicht zumal unter jenem Himmel die Musik dieser Versarten fühlte. — Die schön verklungene Harmonie eines vollkommenen Sonett’s - - - tönt so anmuthig, der Tanz ihrer Sylben ist so ätherisch, dass ihn unsere deutsche Sprache, die ein ganz anderer Genius belebet, vielleicht auch nicht nachahmen*
nachahmen [Átírással javítva.]
sollte. Die Stelle verdient nachgeschlagen zu werden, wir brechen sie*
brechen |sie| [Betoldás a sor fölött.]
hier ab, zur Ersparung des Raumes. Dieß sei genug gegen*
<wider> |gegen| [Betoldás a törlés fölött.]
Vossens Angriffe, der mit allem Aufwande seines scharfschneidenden Witzes Sophismen auf Sophismen und Sarkasmen auf Sarkasmen häuft, um das Sonett überhaupt, doch wohl im Ernste nur das deutsche,*
deutsche <|Sonett|> [Betoldás a sor fölött. A betoldott szót utóbb több vonallal áthúzták.]
mit dem krausfaltigen Talar und dem Glöcklein am Saum*
Saum<e>
und dem Gebimmel lächerlich zu machen.
Der erste der in der Sprache des Recensenten ein*
Recensenten |ein| [Betoldás a sor fölött.]
Sonett gewagt hat, war der alles wagende Csokonay. Sein Sonett*
Csokonay. |Sein Sonett| [Betoldás a sor fölött.]
Tavasz virít ’s száz rózsa nő*
nő <..?>
kann man für ein Sonett nicht angehen lassen. Der Grundton des Sonett’s, sagt Pölitz, ist Innigkeit und Zartheit.*
lassen. |Der Grundton des Sonett’s, sagt Pölitz, ist Innigkeit und Zartheit.| [Betoldás a bekezdés végén, korrektúrajellel.]
Stoff und Form passen hier nicht zu einander, und in der 11ten Zeile ist ein grober grammatischer Schnitzer és statt esik.
Ihm folgte der nun auch verstorbene Farkas Károly, der in seiner Sammlung sehr flüchtig gearbeiteter Gedichte: Mulatságok. Pest, 1805., drey übersetzte Sonette aufnahm, die in so holprigen unscandirten*
unscandirten [Átírással javítva.]
Alexandrinern
geschrieben sind, von denen dem Leser grauen muß. z. B.

Még is indúlatok | nélkül elfelejtkezem
Létemről - - -

Wer Sonette so dichtet, der hat keinen Begriff von den Erfordernissen des Sonetts,*
Sonetts <..?>
denn zwey Vierlinge und 2 Dreilinge, jene mit 2, diese mit 2 oder 3 Reimen machen ein Lied zum Sonett noch nicht. Zu einem fehllosen Sonette werden zwar auch Tugenden der Poesie und des Ausdrcks, aber vorzüglich wohlklingende Laute in gefälliger Abwechslung verlangt, sagt sehr richtig Voss.
Der dritte, der mit einem Sonett in ung[arischer] Sprache öffentlich auftrat, denn Kazinczy Szemere*
Kazinczy |Szemere| [Halványabb tintával betoldva a sor fölött.]
und Kölcsey haben derer mehrere gedichtet, ist unser Helmeczi. Gedacht ist sein Sonett trefflich; es hat viel Innigkeit und Schwung; aber die 10 und 11 sylbigen*
sylbigen [Átírással javítva.]
Zeilen sind nicht scandirt, das Sonett duldet Reime wie bájzengzete und érzette um so weniger, da dieß selbst in einer Versification die von Zrínyi den Namen trägt, nicht geduldet würde, und*
und <weil>
Verse wie:

Mellyek Ulysszt is megbűvölhetni
Képesek | ’s Thébákat teremthetni

keine schöne Verse sind. Je kleiner ein Gedicht ist, um so mehr frappirt jeder Fehltritt. Hier hätte das Képesek entweder vor das Ulysszt oder ganz hinten stehen sollen. Ferner ist das Szírénének sprachwidrig; es hätte Szírennek seyn sollen, nur des Reimes wegen ward es mit einer intercalirten Sylbe verlängert. Nichts stoßt aber mehr zurück, als das harte Wort dicstaps,*
dicstaps, <aus>
deutsch wurde es ditschtapsch geschrieben. Schon der Schall ist unerträglich; das Wort wird es*
wird |es| [Betoldás a sor fölött.]
noch mehr, da so wohl das dics als auch das taps apocopirt, und überdieß*
und |überdieß| [Betoldás a sor fölött.]
in ein Wort zusammengezogen sind, das dics soll so viel als dicsőség (gloria) und das taps als tapsolás (applausus, Hӕnde klatschen) heißen, welches Glück dem neugeprägten Wort wohl nie werden wird.
Da bis jetzt kein fehlloses Sonett im ungrischen gedruckt erschien, so wollen wir beim Schluß unserer*
unser|er| [A szó utolsó betűi utólag hozzátoldva.]
Recension eins von denen, welche Kazinzy gedichtet hat anführen, und setzen zugleich ihre getreue*
zugleich <eine nicht verschäuende> |ihre getreue| [Betoldás a sor fölött.]
Übersetzung bey. Vielleicht daß*
daß <..?>
ein Ungar, dem*
dem [Átírással javítva.]
die Kunst ein Gedicht vorzulesen nicht ganz fremd ist, und der Sinn hat die Hiatus durch Elision zu verschmelzen, vor einem italienischen Ohr vorlesen wird, und dieses über die sonore Sprache der Magyaren ein gerechtes Urtheil fällt, (hoc dicatur pulchrius)

AZ Ő KÉPE,
magának távolléte alatt.

Midőn az Hajnal elveri álmomat,
’S a’ fény orozva csúsz-be rejtekembe,
Imádott kedves kép, te tűnsz szemembe,
’S ah! gyúladni érzem régi lángomat.

Ez Ő! ez Ő! kiáltom, s’ csókomat
A’ képre hányom részegűlt hevembe’.
Így szóllott, így járt, így mozgott, ölembe
Így süllyedt, elfogadván jobbomat!

’S most ezzel folynak, mint eggykor Vele,
A’ titkos, édes, boldog suttogások,
Vád, harcz, megbánás, új meg’ új alkvások.

’S midőn ezt űzöm, mint eggykor Vele,*
,<–> mint eggykor Vele, <–> Az áth. gondolatjelek helyett vesszők kerültek a közbeékelés elé és után.
Kél a’ nap, ’s bélő a’ jalouxnyiláson,
’S sugárival körűltte glóriát von.

Ihr Bildniss, bey Ihrer Abwesenheit. Wenn*
Wenn [Átírással javítva.]
das Morgenroth*
<Früh>|Morgen|roth [Betoldás a törlés fölött.]
meinen Schlummer verscheucht, Und das Licht verstohlen in mein Gemach schleicht, Geliebtes schönes Bild, dann bist du es, was*
<d>|w|as [Betoldás a törlés fölött.]
mir vor allen andern Gegenstӕnden ins Aug fällt, und ach! ich fühle meine alten Flammen neu glimmen. Das ist Sie! das ist Sie! rufe ich; und meine Küsse fliegen in dem trunkenen Wahnsinn dem Bilde zu. So hat sie gesprochen, so ging sie, dieß war ihre Bewegung, so sank sie mir in den Schooß, als sie meine Hand*
Kraft [Halványabb tintával a szó fölé írva.]
annahm!
Und nun fließen mit dem Bilde, wie einst mit ihr, die geheimen süssen, seligen*
<be>seligen<den>
Geflüster, der Hader, der Streit, das repentir,*
die See [Halványabb tintával a szó fölé írva. Bizonytalan olvasat.]
und neue und wieder neue reconciliatione*
Versöhnungen [A szó fölé írva.]
und da ich dieß treibe,*
treibe, <..?>
wie einst mit ihr,*
ihr, <..?>
steigt die Sonne auf, schießt durch die Öffnungen meiner jaloux (Fensterbretter) und zieht*
und |zieht| [Betoldás a sor fölött.]
mit ihren Strahlen*
Strahlen <wird> <zieht sie>
eine Glorie um das Bild.*
Bild <gezogen>