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Kazinczy Ferenc – Friedrich Gottlieb Klopstocknak
Alsóregmec, 1789. december 27.
Regmetz, in Ober Ungarn, den 27 Xbr. 1789.
So gering der Weyhrauch ist, den ich Ihnen bringe, Erhabener Mann! so muß für Sie die Nachricht, daß ich Ihren Messias übersetze, – daß folgsam Sie mit einer edlen Nation, die durch Religion und so manches anders entzweyt, umgestürzt, nie in den Kunsten des Friedens blühen konnte, bekannt werden; – daß Sie auch uns Gefühle der Tugend und Ihres verehrten Herzens lehren werden, doch nicht gleichgültig seyn. Durch ein Geschick zur Beförderung unserer litteratur auserkohren, fing ich an manche Stellen Ihres Messias, manche Ihrer Oden und Lieder, zu übersetzen. Der Versuch gelang mir über meine Erwartung, und Thränen nach Ruhm haben mich zu einem Vorsaz hingerissen, den nur der Grad meines incalirens rechtfertigen kann. – Ich kam zu Ihre Werke durch den so sehr bekannten Siegwart, den ich so viele edle Empfindungen danke; ich begnügte mich, da ich Ihnen nicht überall hin im Fluge folgen konnte, mit den Stellen Semida und Cidli mit Benoni,*
Cidli<,> mit Benoni,
mit Portia; ich reisete; ich erwarb durch das Studium der Deutschen, besonders Geßners, den ich übersezte, mehr Stärke in dieser mir fremden Sprache; ich übersezte Ihre Ode: Zitternd freu ich etc. und rückte sie in die periodische Schrift, die die allererste in Ungarn war, und die mir ihre Entstehung zu verdanken hat, und sah, daß die Auserwählten, die Sie zu verstehen lernten, sie mit Beifall aufnahmen; ich rückte wieder das Gespräch Jesus mit dem Vater im 1 Gesang, dann wieder Portia im 7. und Sammas Befreyung, ein, sah, daß diese Stücke den Geist meiner Nation bilden, und wagte den kühnen Vorsaz den ganzen Messias zu liefern. Nun bin ich so weit gekommen, daß ich seine 10. erste Gesänge das bevorstehende Jahr herausgeben kann, wozu mir Herr Chodowiecky*
Chodowiedzy [Vélhetően másolási hiba, emendálva.]
in Berlin die schöne Episode Portias mit Maria zur vignette sticht; und fast mache ich mir Hofnung, daß ich auch ein kleines Bändchen von Ihren Oden zu geben im Stande seyn werde.
Auf keine undeutlichere Stelle fiel ich noch nicht, als in der Strophe der benannten Ode: Selbst damals da einer der Gottesstrahl: und die Stelle im Messias Gesang IV. wenn ich nicht irre, denn ich habe das Buch zu Kaschau, meinem Wohnort. Es ist in der Episode von Semida wo Maria Johannes um Jesus fragt: Den mein Arm getragen etc. in den Comma: Mütterlich angeblickt als er ein blühendes Kind war. In manchen Ausgaben (ich habe die schöne Ausg. in 4.) find ich diese variant: – Dürft ich Sie, grosser verehrter Mann! um Ihre Erläuterung, um einige Zeilen Ihrer Hand, bitten?
Ob unsere nicht so üppig-wollüstige als die Ital. – aber doch vor allen lebendigen reinere, mehr melodische Sprache auch den Vollton hat, den die Epopoe erfordert, werden Sie fragen? – Haben Sie die Gedult folgendes nach der deutschen Mundart zu lesen. Es ist die Stelle, da die Geister der Hölle ihren Sitzen entstürzen und krachend erklang etc.

Behszadt a’ mehjschehg, ’sch retschegwe bőhdült-meg a’ leg-
brach ein die Tiefe, und krachend erklang die un-
alantabb Pokol*
Pokel [A másolási hiba emendálva.]
– – Oder folgende Hexametern an ei-
terste Hölle. nem meiner Freund: der ein Heldengedicht von
Hunyadi lieferte.
– – – téhgedet / áhdáz /
Belloh/nád hadi / kürtre ki/ált, ’sch máhr / szárnra re/pihtett /
Hangjaid / a’ kite/rültt Ege/ken ugj / dörgenek / a’ mint (donnern.)
A’ daga/doh ten/ger s Hunja/didnak / menköwe / dörgött (tonitru / in tonuit.)
Und izt das sanfte: Engemet / hihw Era/tohm kiwi/rihtott / erdeje / behkehsch
Arnjeh/kaba*
Arnjch/kaba [A másolási hiba emendálva.]
ve/zet*
reszet [A másolási hiba emendálva.]
s ot/tann*
ot/tam [A másolási hiba emendálva.]
a’ / Hóldnak e/züst szin
Fenjeh/nehl olj / buschlako/doh han/gokra ta/nitgat,
Mint a’/ nyugoti / szehl lágy (weich) nyogdéts/lése’ midönh az (Girrklagen)
Illatozoh*
Matozoh [A másolási hiba emendálva.]
rosahk közt Cencimet alva találja. Erlauben

Sie daß ich hier Ihnen meine Zeilen auslege: – „Dir winkt deine grausame Bellona zu die*
zu<,> die
Schlachttrompete und deine auf Flügel geschwungene Töne brüllen durch den zum horchen ausgebreiteten Himmel wie das schwellende Meer, wie die Blitze (Fulmina) deines Hunyadi*
Humjadi [A másolási hiba emendálva.]
einst brüllten: Mich, mich führt die mir getreue Erato in die friedliche Schatten ihres in Blüthe stehenden Haynes, und lehrt mich beim silbernen Schein der Luna so zärtlich schwärmende Töne, wie das weiche Girrklängeln des Abendwindes, da er meine Cenci zwischen den duftenden Rosen eingeschlafen findt.” – Unsere Sprache hat Weichheit, Stärke, energie, Rundung und alles was man wünschen kann; Die Nation hat alles, den fruchtbarsten Boden; aber es fehlt an aufmunterung, an Gelegenheit sich auszubilden. Der König cultivirt sie nicht, denn sie ist nicht sein; Er spricht sie nicht, kennt sie nicht; – es cultiviren sie die Verleger nicht, denn hier ist es unerhört, daß man einen Schriftsteller zahle; wir haben keine Phidiasse keine Apellesse, keine Bühnen; Jesuiten lehrten uns lateinisch, und schrieben alles darinn. Im Jahre 1772 erwachten drey edle Ungarn bey der Noble Garde Hongroisse in Wien, schrieben und übersetzten Theatral-Stücke, dann machte man den Ung[a]r[ischen] Stolz mit der Einführ[ung] der deutsch[en] Sprache (die einem Ungarn das ist, was einem Britten oder Deutschen die Sprache des Franzosen ist) zu der öffentlichen Manipulation der Geschäfte, rege, und nun haben wir die Contes Moraux par Marmontel, Duschens Briefe und Orest, die Henriade zweymal in Versen, einen Franz[ösischen] Young!!! – Cide, Alzire, Zayre,*
Zagre [A másolási hiba emendálva.]
Tancred,*
Tamred [A másolási hiba emendálva.]
Hamlet, Mahomet, le Triumvirat,*
le Treiumvirar [A másolási hiba emendálva.]
Belisaire,*
Belivaire [A másolási hiba emendálva.]
Telemaque,*
Telemaqre [A másolási hiba emendálva.]
Heloise & Abelard,*
Heloire & Abeland [A másolási hiba emendálva.]
etwas von D’Arnaud,*
D’Arnand [A másolási hiba emendálva.]
manches von Metastasio Rabener und Gellert, etwas von Virgil, von Xenophon, etc. etc. Geßner, 3. Ung[arischen] Zeitungen, 1. Gelehrte Zeitung und 2 Monathsschriften.
Ich bin 30. Jahre alt; Reformirt, aus einem alten Ungarischen Geschlecht, das einst in Rakoczischen Zeiten sich hervorthat aber fast erlöschte; – bin bei meinem Lieblings Geschäft angestellt; das ist bei der Erziehung, da ich 12 Grafschaften, das heißt den 4ten Theil Ungarns unter meiner, als Kön[iglichen] Nat[ional] Schulen Oberaufseher des Kaschauer Litterär Bezirkes, habe. Itzt bin ich auf einem kleinen Rittergute bei meiner noch lebenden Mutter, das von Kaschau 4 Meilen, von Tokaj*
Tukaj [A másolási hiba emendálva.]
aber 5. entfernt ist. – Gessners Idyllen habe ich 1787. herausgegeben. Graf Teleky V[ice]Canzler und Fr[ei]h[err] von Raday, der gelehrteste aller unserer Litteratoren gaben ihm den Beyfall, daß dieses Werk classisch übersezt sey; und so übersezte ich von Geßner alles. Nun bin ich mit der Messiade beschäftiget, dichte Lieder, und gebe eine Monatschrift unter dem Titel: ORPHEUS heraus.
Ich erbitte mir Ihre Antwort. Sie bleibt in der Sammlung die Radayn original Briefe meinen Nachkömmlingen überliefern wird, aufbewahrt; und ich werde stolz seyn über den Schaz, etwas von Klopstock zu haben. –
Ich umarme Sie – wenn ich mich Ihnen nähern darf! – mit Seelenkräften.
Franz von Kazinczy.