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Verseghy Ferenc – Ismeretlen grófnőnek
[h. n.], [1817 után]

Gnädige Gräfin!
Theuereste verehrsteste Freundin!
Wie*
Wie<unendlichschw>
unaussprechlichist es für uns zu vermehren, daß die Gesundheitsumstände unserer innigstverehrten Freundin nicht die besten sind, noch schmerzlicher aber, daß Sie die Hofnung hergestellt zu werden aufgeben zu wollen scheint.
Sollte aber die so schöne, so gesunde, und so ausgebreitete Vernunft, die Euer Gnaden, besitzen keine Trostgierde finden, welche diese so grallschattirte Wolken zerstreuen könnten? Die Jugend ist noch da, und sie wirkt gewiß, wenn sich nur das Gemüth wider sie nicht einnehmen läßt, und ihre Wirkung aus Hang zum Traurigen nicht hemmt. Euer Gnaden könnten meine Tochter seyn, und ich habe viel gelitten, leide an den Uebeln des Alters noch; aber je mehr diese mich quellen, desto heiterer und bestimmter schreye ich auf, daß ich*
ich<nochwenigstens>
über meine zurückgelegten 60 Jahren noch*
Jahren |noch| [Betoldás a sor fölött.]
wenigstens andern 90. überlebten werde. Man lacht dazu, ich lache mit, und so ein Lachen ist die beste Arznei, und verlängert das Leben. Für den Antheil an dem Glücke unserer Kinder sagen wir den innigsten Dank; besonders Rosine*
Rosine<das>
küsset E. G.*
G. <dieHand>
mit der zärtlichen Rührung des Erkenntlichkeit die Hand. Sie ist in ihrem Dienste so*
Dienste |so| [Betoldás a lap szélén, korrektúrajellel.]
pünktlich, und so zuvorkommend, in ihrer Aufführung so gesetzt, daß*
daß<Sie>
sie sich eine*
sich<das> |eine| [Betoldás a lap szélén.]
besondere Auszeichnung der Fürstin Mutter erworben hat. Ihre Durchlaucht hat die Hohe Gnade gehabt, dieses der Marie, den Ossitzky, und selbst mir mit den gütigsten Betheuerungen zu versichern. Karl schwebt ebenfalls, daß er glücklich sey, und die Gnade seiner Herrschaft besitze. Ich habe ihm schon berichtet, daß E. Gnaden nach Florenz kommen werden, und ihm, was er von uns brauchen sollte, mitnehmen wolten. Wie wird sich der gute Mensch freuen, wenn er dieses vernimmt, und wie erst, wenn er E. G. in einem fernen Lande die Hand zu küssen das Glück haben wird.
Was den Erzherzog anbelangt, ich kann E. G. versichern, daß die Redereyen von einer neuen Liebschaft nichts als ein giftiger Geifer der niedrigsten und pöbelhaftesten*
niedrigsten |und pöbelhaftesten| [Betoldás a lap szélén, korrektúrajellel.]
Verläumdungseyn. Er ist in strengsten Sinne der zärtlichste Vater, der seine ganze Zeit, die einzigen Stunden der Geschäfte ausgenommen, nur seinem*
seinem<Ki>
Erhabenen Kindern schenkt, die Ihn und uns Gott gesund erhalten möge! Ein Vater, der wie uns Rosine mit Freuden Thränen erzählt, seine Sprossen so zärtlich lieben, sie ans Herz legen, und Ihr aufkeimen, Ihr Lächeln, und ihre Bedürfnisse mit unverwandten Augen beobachten kann, ist wohl nichts weniger als fähig, auf Liebschaften zu denken, und*
und<dasGedächtni>
die Erhabene Mutter, die mit dem Verlust Ihres Lebens Ihm diese theuere und Engelschöne*
theuere |und Engelschöne| [Betoldás a lap szélén, korrektúrajellel.]
Pfünder Ihrer zärtlichsten Liebe hinterlassen hat, aus dem Gedächtnisse zu verlieren.
Graf Beckers geniesset*
geniesset<sei>
ungestört seinen Himmel, den er in der That verdienet hat. Seine Gräfin, ein wahrer Engel, die leutseligste Güte selbst, und die kleine Comtesse, der Mutter*
Mutter <…>
Stolz, der Vaters Freude. Uebrigens ist dieser glückliche Vater Tag und Nacht, mit seinem Amt beschäftigt, und nur seinem unausgesetzten Eifer und Thätigkeit hat das Haus zu verdanken, daß es nach einer so entsetzlichen Zerrüttung in so kurzer Zeit sich wieder zu haben anfängt. Nur ein B. war fähig mit seiner Pünktlichkeit, die er mit der zartesten Menschenliebe gegen seinen brave Untergeben zu verknüpfen weiß, aus diesem Chaos eine andere schöne Welt zu schafen.
Glauben E. G. ja nicht, daß ich eins oder das andere übertreibe. Ich bin zwar in keinem Hofdienste, und komme nur selten en visit hinauf: aber aus*
aber<durch> |aus| [Betoldás a törlés fölött.]
Ossitzkys und Rosinens unschuldigsten Erzählungen*
Rosinens |unschuldigstenErzählungen| [Betoldás a lap szélén, korrektúrajellel.]
habe ich die beste Gelegenheit, einen stillen Beobachter zu machen. Ich würde auch, wenn die Sachen anders ständen, kein Bedenken tragen, Euer Gnaden, als eines*
<.>eines
vernünftigen, und verschwiegenen Freudin die klare*
die |klare| [Betoldás a lap szélén, korrektúrajellel.]
Wahrheit zu vertrauen.
An Herrn Grafen bitte ich meine ergebenste Respect zu melden. Henri ist, meines Erachtens, weder faul, noch tumm [sic!]. An E. G. Stellen würde ich ihn nur auf eine einzige Probe setzen, und er würdedieganze Welt umsichüberzeugen, daßerdas Gegentheilsey. Wieso? Ichwürdeihm mit Genehmigens ja sogarunter der Leitung*
Genehmigens |ja sogarunter der Leitung| [Betoldás a lap szélén, korrektúrajellel.]
seines Principals einen kleinen besondern Handel mit einigen Artikeln, die er sich wählen würde, gestatten, und ihn einen kleinen Fond dazu geben, mit der ausdrücklichen Erklärung, daß ihn der Gewinst ganz eigen bleiben wird. Sein eigenes Interesse würde ihn beleben. Auf die Millione Küsse soll die gute Marie, die sich von Männern nicht gern küssen läßt, selbst antworten. Wärem einer bei E. G. so wirksam, daß er die Gesundheit unsere Freundin herstellen könnte, heute würde ich noch aufbrechen, um noch Oedenburg zu eilen. Nun, da dieses nicht zu hofen ist, so nehme ich von E. G. den mir zugesandten mit Ehrfurcht und innigster Freude bei meinem Schreibpult an, und bitte um Erlaubniß, ihn ebenfalls schriftlich erwiedern zu dürfen.*
beleben. |Aufdie Millione Küsse soll die gute Marie, diesich von Männern nicht gern küssen läßt, selbstant worten. Wäre meiner bei E. G. sowirksam, daß er die Gesundheit unsere Freundin herstellen könnte, heute würde ich noch aufbrechen, um noch Oedenburg zueilen. Nun, da dieses nichtzuhofenist, son ehmeich von E. G. den mir zu gesandten mit Ehrfurcht und innigster Freude bei meinem Schreibpult an, und bitteum Erlaubniß, ihn ebenfalls schriftlich erwiedern zu dürfen.| [Betoldás a lap szélén, korrektúrajellel.]