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Kazinczy Ferenc – Török Lajosnak
Alsóregmec, 1789. január 16.
Hochgebohrner Herr etc.*
A megszólítás felett a főigazgatósági utasítás száma: 362:789.
Zween Monathe sind eben vergangen, als ich Euer Hochgebohrnen unterm 2ten Novembris des letzthin verflossenen Jahres ergangenen Auftrag in dem Zipser Comitat von der Leutschauer Post den 14. November erhielt, zufolge dessen ich über die hier gehorsamst rückgeschlossene Ausarbeitung der zur National Schulen Visitator Stelle vorbereiteten 5 Individuen mein Gutachten ohne Aufschub zu eröfnen gehabt habe: allein meine seit dem Anfange des Monats November bis den[!] 26ten Dezember fast unausgesetzte ämtliche excursionen hinderten mich in der Erledigung dieses Auftrages so sehr, dass ich dazu nicht eher als jetzt (nachdem ich nehmlich mit der Beantwortung jener Correspondenzen, die während meiner Reise sich angehäuft haben, fertig geworden bin) die Feder habe ansetzen können. Nun gebe ich mir aber die Ehre das von mir abgeforderte Gutachten ohne weitern Verschub so gewissenhaft, wie das Amt das ich zu bekleiden das Glück habe – die Verbreitung des National Schulen Institutes – das damit vereinbare Wohl der Vorzuschlagenden, und Euer Hochgebohren Erwartung fodert, gehorsamst vorzustellen:
Die 1. unter den 5. Ausarbeitungen war
I.) Die Ausarbeitung des Lehrers bey der Königlichen National Schule zu Kaschau, Andreas Vályi. Diese ist meinem Urtheile nach (ohngeachtet dessen, dass manche wahre Anmerkungen hat, und die aufgeworfene Frage auflöst) in Rücksicht des Conceptes und in Rücksicht der Schreibart schlecht; so schlecht, dass ich sie nie hätte für seinen Aufsatz anerkannt, wenn ich dabey seinen Namen und Handschrift nicht hätte gesehen. Er sagt, er habe Anlasse gehabt zu glauben, dass er damit eilen müsse, und so habe er sich übereilt. Ich nehme diese Entschuldigung für ungiltig an, denn der Aufsatz ist weniger als übereilt, und wenn ich ja selbst etwas, den unangenehmen Eindruck den dieser bey allen Lesern von Geschmack nach sich lassen wird zu benehmen herbeyführen müsste, so würde ich bey seinen mir sonst bekannten anempfehlenden Kenntnissen und Fähigkeiten sagen, er habe aus Verlangen ihn gut zu machen, alles vereitelt, das oft das Schicksal derjenigen ist, die sich bey einer Prüfung auszeichnen wollen.
II. Die 2te war die Ausarbeitung des N. N. Janusek. Dieser Aufsatz zeugt davon, daß der Vorszustellende die in Rücksicht der National Schulen ergangene Verordnungen der hohen dirig[irenden] Landes Stelle fleissig studiret und daraus in Bezug auf die zweckmässige Verwaltung des Amtes erforderte Kenntnisse gesamlet hat. Ausser den letzten hat er die gröste[!] Fertigkeit ämtliche Aufsätze zu machen.
III. Die 3te war des Johan Pracchary, ersten Lehrers bei der Hungarischen National Schule zu Leutschau. Sein Aufsatz ist voll von paedagogischen Einsichten, die alle meine Erwartungen übertroffen haben, obwohl ich diesen vortreflichen Menschen auch sonst für den ersten aller National Schulen Lehrer dieses Bezirkes gehalten habe. Gewiss zeigt sein Aufsatz, dass er ein denkender Mensch sey, und sein Amt mit Eifer und Klugheit geführet habe. Seine Bemerkungen sind practisch, nicht aus Erziehungs Büchern herausgeschrieben, und ganz geschickt den allerhöchsten Erwartungen zu entsprechen.
IV. Die 4te war des Herrn Jos[eph] von Kiss. Hat auch wahre Bemerkungen: die sich aber in der Masse der schwülstigen Einkleidung verlieren.
V. Die 5te ist der Aufsatz des Jos[eph] Schmidt, voll von Merkmalen, dass ihm die Werke der grössten Paedagogen Deutschlands bekannt sind, von seinem geschmakvollen Styl von der Art klar zu denken, und von Aufklärung.
Dies sind meine Meynungen über die gehorsamst rückgesch[ickten] Aufsätze, und ich würde hier sonst schon schliessen, wofern ich es zu Euer Hochgebohrnen Güte nicht hoffen dürfte, dass Hochdieselbe dasjenige, was ich hier noch sagen zu müssen glaube gütigst entschuldigen und keinesweges für Ausdehnung über die Schranken meines Wirkungskreises ansehen werden. – Ich bin überzeugt dass denen allerhöchsten Erwartungen durch nichts mehr entsprochen wird, – dass Wissenschaft[,] Cultur und echte Aufklärung durch keinen Weg mehr verbreitet werden können, als wenn man in die besetzende Visitator Stellen mit sorgsamer Wahl gewählte Subjecte einsetzt, und wage also hier die dreye von denen Vorzuschlagenden die bishero in National Schulen Dienste dieses Bezirkes, und also unter meiner Aufsicht, gestanden sind, in Rücksicht auf ihre Religion, Alter, Kenntnissen, Empfänglichkeit, Sprache, Activitaet, Sitten und Aufklärung gewissenhaft zu schildern. – Diese sind:
1. Andreas Vályi, Lehrer bei der Königlichen National Schule z[u] Kaschau Reformirter Religion – hat seine Studien ordentlich geendiget, und besitzt beträchtliche Kenntnisse die er nach seiner nichts weniger als bornirten Empfänglichkeit durch das fleissig fortgesetzte Studium der besten Schriftstellern täglich verbreitet; spricht Ungrisch, Lateinisch[,] Deutsch und Schlow[akisch] – liest auch etwas franz[ösisch] und italiänisch; wobei ich aber anzeigen muss dass ihm der Geschäftsstyl im Deutschen (bey alle dem dass er diese Sprache grammatisch so vollkommen kennt, als ein Ungar, der sie nicht mehr in den Jahren der Kindheit erlernet hat, kennen kann) jetzt noch gebricht, und er also dazu eine Übung braucht; – ist äusserst activ, nie ohne Beschäftigung, unternehmend, und in der Ausführung seines Vorhabens meistens glücklich. Die Liebe und Achtung die er sich bey der Königlichen Normal Schule zu Kaschau, bey den Eltern seiner eleven, und dem Officier Aufseher der Militair Stiftskinder erworben hat, zeigt hievon auf das klareste; seine Sitten sind von dem Flecken aller Laster eben so gänzlich frey, wie sein Kopf von religiosen Vorurtheilen es ist. Ein junger Mann, zur subordination gewohnt, ruhig und sanft.
II. Johann Praccháry, Erster Lehrer der Hungarischen National Schule zu Leutschau. Katholischer Religion. Hat seine Studien zu Kaschau vorschriftsmässig geendiget, ist dann auf Patvarien [gegangen] und hat als Juratus bey der Königlichen Justiz Tafel zu Pesth practisirt, wo er sich in der Manipulation von öffentlichen Geschäften erfordernen Kenntnisse die ihm jetzt in der Verwaltung des bevorstehenden Amtes dienlich seyn werden, gesammlet hat. Von seinen Kenntnissen, Empfängl[ichkeit] und Activitaet spricht sein recensirter Aufsatz und die allgemeine Achtung die ihm von allen Schul Aufsehern und Schullehrern der Gegend in welcher er wohnt erwiesen wird. – Der Comitats und Stadt Magistrat, die Dommherrn[!] und der Clerus des Zipser Kirchsprengels, so wie anderer Seits das Zutrauen der Protestanten und die Eintracht in welcher er mit ihnen lebt, sind unbezweifelbare Zeugnisse seiner Verdiensten, seiner Klugheit, Sanftmuth und Aufklärung. So sehr es kühn ist alle übr[ige] National Schulen Lehrer dieses Bezirks ihm nachzusetzen, so sehe ich mich doch gedrungen ihm das Zeugniss zu geben, dass die übrigen ihm weder an Einsichten, noch an Art, vielweniger aber an der Geschicklichkeit ihrer eingenen Person und dem ganzen Normal National Schulen Institute, das noch immer verkannt wird, Achtung zu verschaffen, gleichen. Er ist ein Mann von ohngefehr 35. Jahren; in seinem Amte ruhig, activ, von aller Seligpartheilichkeit entfernt, allenthalben geliebt, geschätzt, in seinem Character fest, und spricht alle zu Lande üblichen Sprachen wohl.
III. Jos[eph] von Kiss Local Director der National Schulen zu Miskólcz, Katholischer Religion. – Spricht Ungarisch und Lateinisch, versteht auch das Deutsche, doch ohne dass er schriftliche Aufsätze zu machen im Stande sey, worinn aber ein aus seinem eigenen Beutel besoldender Cancellist ihm zum Ersatz seyn könnte – ist in seinem Amte seit dem ich ihn kenne stets eifrig gewesen sowohl in Rücksicht der Schulaufsicht, als der schleunigsten Beantwortung der an ihn ergangenen ämtlichen Schreiben, und hat sich dadurch dass er bey Gelegenheit der repar[atur] des Schulgebäudes der Cameral und Orts cassa zur Schonung manch Material, namentlich auch eine Glocke hergeleistet hat, ausgezeichnet. Auch hat er die zu Stande gebrachte Vermischung der Schule durch sein eifriges Bestreben das Zutrauen der Protestanten zu gewinnen, betreiben getrachtet. Seine Sitten sind ungetadelt; hat aber bey allen zur Verwaltung des angesuchten Dienstes erfoderten Fähigkeiten, auszeichnende sonstige Litterarische Kenntnisse nicht. Er ist in einem Alter von ohngefehr 42. Jahren.
Über die zween übrige Candidaten, das ist der N. N. Janusek und Jos[eph] Schmidt bin ich nicht im Stande gleiche Schilderungen zu machen, indem ich den letzten einmals sah, den erstern aber wenig kenne. In Ansehung dieser wünsche ich nichts, als ein ruhiges Gemüth, und eine nicht nachgeahnte, sondern ihnen ganz eigene Aufklärung weil ich versichert bin, dass eine Aufklärung die vielleicht aus Neben Absichten, und wenn diese noch so unschuldig sind, – nicht aber aus Grundsatz adoptirt wird, der Cultur des Landes und wenn ich es sagen darf, der Philosophie weit gefährlicher ist, als der mit der ächten Aufklärung streitende sectarische Geist, der sich in seiner wahren Gestalt darstellt, und Gewaltthätigkeiten durch Drang und List ausübt.
Dies ist das, was ich über diesen Gegenstand Euer Hochgebohrnen auf den mir gegebenen Auftrag mit aller Entschlossenheit eines seine Pflichten heilig zu erfüllen trachtenden Beamten, der in der Güte seines Vorgesetzten ein gränzenloses Vertrauen setzt, vorzustellen mich unterfangen habe.
Regmetz, den 16. Januar 1789.
Franz von Kazinczy mp.*
A levél utolsó oldalán alul a főigazgatósági utasítás száma és időpontja, valamint Kazinczy jegyzete: 362. 1789. 16. Ianuarii[.] Recensio conceptus visitatorum.