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Kazinczy Ferenc – Török Lajosnak
Rozsnyó, 1788. július 18.
Hochgeborner Herr Graf
Königlicher Ober Studien Direktor!
Um die mir unterm 27ten Juny laufenden Jahres No 885/310. mitgetheilte Verordnung der Hochlöblichen Königlichen Ungarischen Statthalterey von 5ten Juny 1788. No 21882/729. kraft welcher die Katholischen und Ewangelischen National Schule zu Rosenau vermischen hatte, in die gewärtigte Erledigung zu bringen, reisete ich den 13ten dieses Monaths anhero ab, und habe nun die Ehre Euer Hochgebohrnen über die diesfällige Verrichtung folgenden Bericht zu erlegen.
Ehe ich noch zu Werke schritt, so achtete ich es für zweckmässig mit der hiesigen Jugend, die bishero getheilt, das ist, in den aus zwey Klassen bestehenden Katholischen, und 3. Klassen in sich fassenden Ewangelischen Schulen unterrichtet worden ist, eine öffentliche Prüfung halten zu lassen. Ich machte den Anfang mit der I. und IIten Klasse der Katholischen National Schule, die Johann Koletzki lehret. Die Zöglinge dieser Schule führten sich ausserordentlich schlecht auf. Es war kein einziger, der selbst unter den ungebildeten Mitschülern sich ausgezeichnet hätte; ein Zeichen[,] daß der Lehrer seine Pflichten zu erfüllen nicht gewohnt ist und seine Bestimmung nicht kennt. Andere Lehrer verfehlen gemeiniglich damit ihren Zweck, daß sie das Unwesentliche vorziehn[!], ihre Kinder mit dem Auswendiglernen plagen, und alle Gegenstände tabellarisch abhandeln, das ich aber bey den Gelegenheiten meiner sich vorgenommenen excursionen und in den an die Lokal Vorsteher erlassenen Schreiben, bis auf die Tabelle vom Buchstabieren, die den Grund zur Correcte Orthographie legt, eingeschränkt habe: allein hier war nicht einmal dieser Fall. Das Gedächtniß der Schüler war eben so unbearbeitet gelassen, al es andere Geisteskräfte geblieben sind. Die Zöglinge konnten blos die Buchstaben fertig nennen; Ihr Buchstabiren, Lesen, Rechnen, war zur Beschämung des Lehrers, und ich glaubte meine Pflichten zu erfüllen, da ich ihm in Gegenwart der Zuhörer meine gänzliche Unzufriedenheit deutlich merken ließ, und den verdienten Verweis gab.
Der erstere Lehrer, Anton Supponits unterrichtet die 3te und 4te Klasse, mit dem besten Erfolg. Nach dem Geständniße des Lokal Vorstehers ersetzt dieser mit den neuen Schülern der 3ten Klasse alles das, was Koletzki versäumt hat, – durch Geschicklichkeit und angestrengten Fleiß, indem er die festgesetzte Stunden des Unterrichtes mit Aufopferung seiner Gemächlichkeiten erweitert. Hier traf ich eminente Zöglinge in allen Gegenständen dieser zwey Klassen. Schade, daß dieser Lehrer dadurch weil er einen Theil des Koletzkischen Unterrichtes wiederhohlen muß[,] hinlängliche Zeit nicht gewinnt, die Geographie und Geschichte des Landes vorzutragen.
Nach beschlossener Prüfung gieng ich in die Ewangelische Schulen hinüber. Die zwey erstere Lehrer Kristof und Petrisch lehren nach der Normal Methode, und weisen einen beyfallwürdigen Fortgang; besonders dadurch daß ihre Schüler Ungarisch und Deutsch ganz gleich sprachen und verstunden. – Allein der 3te Lehrer, Michael Sárkány, ein Mann der seit ohngefähr zwanzig Jahren schon die Stelle eines öffentlichen Lehrers vertritt, und seine Theorie zur prax[!] umgeschaffen hat, ist über alles Lob. Ich muß ihm das Zeugniß eines der ersten Lehrern[!] dieses ganzen Litterär Bezirkes geben. So viel ist gewiß daß ich ausser den Lehrer der National Haupt Schule zu Leutschau Praccháry, und den Lehrern der NormalSchule zu Kaschau Balintfi und Vályi, keinen von den mir Untergeordneten kenne, der das vorzuweisen im Stande sey, was dieser geschickte Lehrer zeigte. Die Deutsche und Latenische Sprachlehre, die Arithmetik, Ortho- und Calligraphie, die Geographie und Geschichte des Vaterlandes waren diejenige Gegenstände, die er seinen Schülern zu meinem unbeschreiblichen Beyfall vorgetragen ließ, den ich ihm auch öffentlich gab.
Hierauf gieng ich in die hierortige Mädchen Schule die der Lehrer Burtz unter sich hat. Mädchen, die in der 1ten Klasse mit Kindern vermengt zum Lesen gebracht worden sind, kommen hieher hinüber, und werden in der Calligraphie und Arithmetik, besonders aber in den Grundsätzen der Religion unterrichtet. Die Frucht dieses Menschen ist Charlatanerie – auswendig gelernte bis zum Ersticken fortgeplauderte und ganz und gar nicht verstandene Catechismus Fragen, die geschickt sind, die Zahl der Betschwestern mit der Zeit zu vermehren, und Irrthum und kalte Finsterniß, der wohlthätigen Wärme der Aufklärung zum Nachtheile, auszubreiten. Da ich es merkte daß diese Schule ganz und gar nicht das zur Absicht hat, daß vortrefliche Mütter gebildet werden sollen, so machte ich bald ein Ende; nachdem ich vorhero meine Meinung, nicht als Nationalschulen Vorsteher, sondern als Protestant, dem Director dieser Schule, dem gegenwärtigen Prediger und dem Lehrer selbsten eröfnet habe.
Ehe ich aber aus dieser Schule noch gieng, so entschlüpfte es meinen Augen nicht, daß hier auch Katholische Mädchen unterrichtet werden. Und da es mir bekannt gemacht worden ist, daß diese während dem Religions Unterrichte zwar zu profanen Gegenständen und Beschäftigungen angehalten, aber doch immer in der Schule geduldet werden, so gab ich den Vorstehern und dem Lehrer der Schule diesetwegen einen Verweis, und traf die Anstalt, daß dahier[!] zu allen Stunden der Catechismus gelehret, und also der Katholischen Gemeinde Gelegenheit zum Mißtrauen gegeben wird, der Lehrer hinführo keine Katholische Mädchen in dem Unterricht nehme, sondern sie in die Katholische National-Schule hinweise; es sey dann daß die Ewangelische Gemeinde den Unterricht der Religion auf wenigere Stunden einzuschränken sich gefallen lassen wollte.
2.) Den 17ten July versammlete ich die Vorsteher des Ortes sowohl von der Katholischen, als auch Protestantischer Seite, und ließ die hohe Verordnung der Hochlöblichen Königlichen Ungarischen Statthalterey zufolge welcher ich anhero kam, verabkündigen; zeigte der Gemeinde den eigentlichen Zweck Seiner Majestät in Ansehung dieses Instituts, sowie auch die Unschädlichkeit desselben rücksichtig auf die Religion und dessen Unterricht; trug ihr die Puncten die zu allenfalsigen Zusicherung dienen könnten vor, und drang auf die genaueste Erfüllung dieses Intimats besonders aus dem Grunde, weil dies nach dem Ausdruck des verabkündigten Befehls der ausdrückliche Wille Seiner Majestät erwartet.
Die Katholische Gemeinde erwies sich zur Befolgung dieses hohen Intimates gänzlich bereit; so wie auch von der Ewangelischen Seite Herr Andreas von Cházár, ein Mann, der von seiner Gelehrsamkeit, aufgeklärten Denkungsart und vortreflichen Herzen auch sonst bekannt ist, und gieng mir an die Hand seine Glaubens Genossen aus philosophischen und patriotischen Grundsätzen von den heilsamsten Absichten des Landesherrn und der Unschädlichkeit dieses Institutes uberzuzeugen: allein die mit dem Geiste der Toleranz streitende unphilosophische Gesinnungen mancher Ewangelischer Beruffenen steckte sich hinter ein unwillig bekanntes Mißtrauen, und stellte mir anstatt der erwarteten Befolgung sub No 1o eine remonstration[!] vor; die ich nachdem ich sah, daß meine Verwendung bey aller Capacitation doch immer fruchtlos seyn wird, annahm und Euer Hochgebohrnen hier zu überreichen die Ehre habe.
Unter allen die sich in der Hemmung dieses Geschäftes hervorgezeichnet haben, ist besonders Herr Sonntag, Notarius der Stadt, Ausweisungen ungestürzt hat; ja, der auf meine einigemahl wiederhohlte Fragen, ob denn ein einziger noch in der ganzen Versamlung sey, der eine weitere Uberzeugung bedarf, mir antwortete, daß sie schiech um etwas vorzubringen wären, und mich durch ähnliche Stratagemen in die Nothwendigkeit versetzt hat, unterdessen bis über ihre remonstration eine höhere Entscheidung erfolgen wird, die Sache in statu quo zu lassen.
Soviel ist gewiß daß nachdem einer Seits die Katholische Gemeinde und Herr von Cházár, einer der einsichtvollesten Mitgliedern der Ewangelischen Gemeinde der Vermischung froh entgegen giengen, anderer Seits aber ausser sechs bis sieben Protestantischen Einwohnern dieser Stadt die übrigen sich wo nicht ganz dafür entschlossen, doch gewiß auch nichts weniger als wiederspänstig erwiesen, dieses Geschäft leicht den gewärtigten Zweck erreicht haben würde, wo nicht der Herr Sonntag, ausgebrochen wäre.
Hauptsächlich habe ich es anzuzeigen, daß die Protestanten diejenige Verordnung, nach welcher sie in dem Punct der Vermischung von allen Zwangs Mitteln freygestellet sind, sich berechtiget glauben anzuführen, um so selbst Versuche und Tractate von Vermischungen von sich abzulehnen. Ich ließ mich hiedurch nicht abweisen, sondern stellte es vielmehr vor, daß so wie sie einerseits im allerhöchsten Namen von allen Zwangs-Mitteln freygetellet worden sind, so habe man Grund es zu fodern, daß sie von der andern Seite die wohlthätige Absichten und die gütige Art, womit man sie behandelt, einsehen, und sich durch unzeitiges Mißtrauen, welches immer ein untrügliches Zeichen von der verborgenen intoleranz noch ist, von der Anerkennung der Heilsamkeit dieses Institutes nicht wird abschrecken lassen wollen.
Ich lasse mich in die Entscheidung der Frage: ob die Protestantische Gemeinde auf die jetzt bestehende Schule sich fest gründen kann? nicht ein: es sey mir hier genug auf ihren sub No 5o angeführten Punct der angeschlossenen Bittschrift zu antworten. Dieser lautet folgendermassen:
5.) [„]Citra exstructionem novarum scholarum nec Catholicae, nec infrascriptorum (Acatholicorum) scholae recipiendae utriusque religionis tam copiosae iuventuti capaces sunt.”
Das sub No 2o[,] 3o et 4o beygebogene Verzeichniß zeugt an, daß in der 1ten Klasse 64. Ewangelische Kinder männliches und 33. weibliches Geschlechts sind. In der 2ten sind 68. – in der 3ten und 4ten 92. Kinder – In der aus 2. Klassen bestehenden Katholischen National Schule sind insgesamt 120. Kinder. – Vermische ich also die Katholische und Ewangelische SchulJugend, so habe ich folgende Summen:
Ewangelische Mädchen in der 1ten Klasse – – – No 33.
Ewangelische Kinder männlichen Geschl[echts] in der 1ten Klasse bey den Katholischen 30. – bey den Ewangelischen 64. – – – – = 94
In der 2ten Klasse Katholische 30. – – – Ewangelische 68. = 98.
In der 3ten, Katholische 30. Ewangelische 46. – – – =76.
In der 4ten, Katholische 30. Ewangelische 46. – – =76.
Nun können die Mädchen der 1ten Klasse in die Schule des Mädchen lehrers[!] Burtz geschickt werden, oder auch da in den zwey besondern National Schulen jetzt 5 Lehrer angestellt sind, mit der Vermischung aber nur 4. gebraucht werden, so könnte man auch für die Mädchen zwey Klassen mit eben soviel Lehrern errichten.
Die 1te und 2te Klasse die 90 bis 100. Kinder hat, könnte in das geräumigere Katholische National Schulen Gebäude, die 3te und 4te Klasse aber in die Ewangelische bereits errichtete Schulen untergebracht werden.
Da aber diese zwey Schulen von einander entlegen stehen, so wäre mein Vorschlag entweder ein neues Schulgebäud[!] in der Mitte der Stadt zu erbauen, oder wenn dies kostspielig scheint, solche Vorkehrung zu treffen, daß die jetzige Schulzimmer behalten und die Lehrer so vertheilt werden sollen, daß sowohl in der Katholischen Schule eine Klasse ein Protestantischer Lehrer als auch in der Protestantischen eine Klasse ein Catholischer in dem Unterricht zu nehmen hätte.
Diesem Vorschlag steht aber folgendes im Wege:
1.) Daß für die Errichtung der Katholischen Schule die ganze Gemeinde, der Protestantischen aber nur die Protestantische gesorgt hat.
2.) Daß die Protestantische Schul Zimmer auf eben dem Hofe stehe, an welchem das Bethaus ist.
3.) Daß das Katholische Schulgebäude auf einen umbequemen Ort liegt, als wo der vorbeyfließende Bach mit stinkenden Gerber Unflath dicht vorbeyfließt.
Da aber für die letzte Unbequemlichkeit auch auf dem Falle der nicht-Vermischung die Stadt zu sorgen hat, in Ansehung der übrigen es zu hoffen ist, daß die Mitgemeinschaft die zwey Gemeinden darüber vereinigen wird: so lasse ich den Muth nicht sinken, daß wenn die Hohe dirigirende Landes Stelle selbst auf die hier mitgehende Remonstration der Protestantischen Gemeinde bey dem gefaßten Entschluß der Vermischung beharren, und sie mir nochmahl im allerhöchsten Namen anbefehlen wird, ich im Stande seyn werde, die väterliche Absicht Seiner Majestät mit dem ersten Versuch zu erreichen. – Rosenau, den 18ten July 1788.
Franz von Kazinczy mp.
[A levél külzetén a helytartótanács bejegyzése:] praesentatum 4. Martii 1788. Gehorsamste Einbegleitung des halbjährigen Berichts über die Haupt National Schulen des Kaschauer Bezirkes für den Winterkurs des Jahres 1787/8[.] betreffend in Gemäßheit der hohen Verordnung de dato 23. July 1787. No 25629/1448. Kaschau den 24. Februar.