Hochwohlgeborener Herr Kreisshauptmann,
Hochzuverehrender Herr.
Die Stände des Zempliner Comitats haben Ew. Hochwohlgeboren Anzeige über Ihr gigantisches Unternehmen mit allen Gefühlen der gerechtesten Bewunderung, des Beifalls und wahrer patriotischer Freude empfangen. Sie ward in der Sitzung vom 28. Nov. in Újhely gelesen. Ich war nicht zugegen, und um so schmeichelhafter ist es mir, dass das Praesidium derjenigen Deputation, die über diesen Gegenstand operieren soll, mir aufgetragen wurde. Sie wird aus Männern von vielen Kentnissen bestehen: dem Pfarrer von Patak, Herrn Andreas Tulsiczky, Herrn Michael von Szirmay, Prof. der Philosophie zu Patak, Herrn Joseph v. Rozgonyi und dem Oberfiskal des Comitats Ladislaus Dókus von Csaba. – Ich habe meine schriftliche Bitte gemacht, daß der Prof. der vaterländischen Rechte, Herr Alexander v. Kövy, dann der Prof. Johann Szombathy, den ich in dem, was ich die Mikrologie der Geschichte nennen möchte, für einen der gelehrtessten Männer im ganzen Lande halte, und der Herr Prof. Franz Nagy von Wály (der übersetzer des Homer in das Ungarische, der eben eine kleine historische Abhandlung in Arbeit hat) alle in Patak, uns noch mitgeben werden möchten.
Das Werk des im Jahre 1812 verstorbenen Hofraths Anton v. Szirmay: Notitia Topographica et Historica Comitatus Zempleniensis, werden Ew. Hochwohlgeb. gewiss kennen, ja besitzen, und da darin vieles vorkommt, was unsere Deputation geleistet haben würde, so wandelt mich eine Angst an, dass wir darüber nicht gar viel werden liefern können. Doch, da Sie auch über den Fortschritt der Reformation zu sprechen haben, und Luthers Lehre im Land zuerst in Sátor-Alja-Újhely, dem Sitzungsort unserer Comitats Versammlungen, gepredigt ward, da wir in dem Gremium dieses Comitats die berühmte reformierte Schule zu Patak haben, die viele alte Schriften für dieses Fach hat, und da die Rákóczys in Patak gewohnt haben, und als dieses Comitat einst das Augenmerk des ganzen Landes war: so glauben wir, dass unsere Beiträge um so weniger arm ausfallen werden, weil mein verehrter Freund Anton Szirmay sich über diesen Gegenstand zu Wenig extendirt hat, und weil sein von Hoffnungen und Furcht zerquälter Geist die Wahrheit in sehr viele Gelegenheiten, und das sehr haufig wissend verleugnet hat. Was wurde dann mit mir werden, sagte er in seinen letzten Jahren zu mir, als ich eine seiner letzten Schriften bey ihm las, und über seine Heucheley meine Verwunderung nicht zurückhalten konnte, – was würde dann mit mir werden, wenn ich schreibe, wie ich denke? Lector, qui nasum habet, me intelliget, et hoc mihi satis est.” Ich sage Ihnen dieses auch zur Warnung: Sie müssen seinen Schriften nicht überall trauen. Sehen sie darin vielmehr überall den Güter, Decorationen und Ämter wünschenden Ulysses an und den unseligen Heuchler, der dem Clerus überall Complimente machte, um ihm hinter dem Rücken einen Hieb geben zu kennen. Er wollte stets ungekannt seyn und verrieth sich so arg dass man hat ihn recht empfindlich ergriffen und gegriffen.
Die Monumenta Hungarica meines Freundes Herrn Prof. Rumi werden für Sie auch ein köstlicher Genuss seyn. Der 2-te Band ist eben unter der Presse, und der mich sehr liebende Mann hat mir aufgetragen, die Vorrede dazu zu schreiben. Mein Fach ist Philologie und Aesthetik, und nicht Geschichte, unterdessen glaube ich doch dass ich darin nicht ganz unrecht geurtheilt habe, wenn ich beym Schluss dieser Vorrede sage:
„Endlich kann die Herausgabe dieser Schrieften in uns auch Gefühle des Danks gegen die Vorsehung erwecken, welche uns jetzt eben hiess, und nicht in jenen unseligen Tagen, wo diejenigen, die herrschen wollten, ungarisches Blut durch ungarische Arme haben verstromen lassen. In der Geschichte unseres Vaterlandes stossen wir bis zu die Zeiten der gesegneten Theresia kaum auf ein paar bald vorübergehende, glänzende Punkte, an denen diese schöne Nation ihrer würdig gestanden wäre, an denen der Leser mit einem wellenden Herzen weilen könnte; hingegen welche Grauel sehen wir überall, besonders in dem unglücklichen Erdély! Gehen wir die Reihe ihrer Regenten durch, und enthalten wir uns, wo möglich von der Ausrufung dessen, was über Asiens entnervte wütriche Voltaire an die Kaiserin Katherine schrieb:
O sagesse des dieux, je te crois trs profonde,
Mais quels plats tyrans as-tu livré le monde!
Jene Zápolyas, und ihre Martinusinsse! Jene Sigmund und Gabriel Bathoris, die Kemenys, die Apafis, und fast alle, die den Namen Rákoczy führten, welche Geistlose, feige, unbrauchbare, blutdurstige Geschöpfe waren sie! Und wie haben sie Nation und Vaterland so unglücklich gemacht!” Mit diesen Worten schliesst die Vorrede. – Freylich war es auch anderwärts nicht um vieles besser.
Ew. Hochwohlgeboren wollen Ihre Arbeit mit vielen Kupfern zieren. Ich glaube Ihnen keinen unangenohmen Dienst zu leisten, wenn ich Ihnen sage, dass der Künstler Jaschke in Wien in seiner Reise durch unsere Gegend, auf der er den Erzherzog Reiner, als Zeichner 1810 begleitete, viele Costüms und Prospekte zeichnete. Als der Erzherzog in Újhely speisete, war ich Jaschkes Nachtbar bei der Tafel, um seine Bekantschaft zu machen, und mich mit ihm über Fuger, John, Maurer, Kreutzinger, Kininger, Zauner zu unterhalten, und er hatte die Güte mich lieb zu gewinnen, weil ich in Sachen der Kunst nicht ganz fremd bin und die genannten Männer kenne. Der Erzherzog wollte damals eine Voyage pittoresque en Hongrie arbeiten. Nicht unmöglich, dass Sie von diesen Zeichnungen manches in Copie erhalten könnten.
Ich beharre mit allen Gefühlen der innigsten Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren
gehorsamster Diener
Kazinczy Ferenc
Széphalom, eine Stunde
von Újhely nördlich, den
21. Decembris 1815.
[A címzés a borítékon:]
Ujhely. Cassovie. A Monsieur, Monsieur de Criebel, capitaine de cercle. Jaslo en Galicie.