Hochwohlgeborener Ritter, hochzuverehrender Herr Hofrath,
Einer Ihrer dankbarsten Zöglinge, Prof. Dan. Nitsch, zu Sáros-Patak, (gest[orben]. den 28st[en] May 1808.) hinterließ ein Werk unter dem Titel: Abhandlung über die Osteolithen, nach einer neuen Theorie der Erde und der Erdkatastrophe, und der Vollstrecker seines letzten Willens beehrte mich mit dem Zutrauen, Nitsch’s eigenhändiges, zum Druck bestimmtes Ms. vor einigen Wochen in meine Hände abzulegen. Die Abhandlung ist dreyßig Bogen stark, und ist der Kön[iglichen]. Societas in Göttingen zugeeignet. Den V[er]f[asser]. quälte noch auf seinem Krankenlager der Gedanke, daß das Werk ungedruckt bleiben könnte, und er hat wenige Stunden vor seinem Ende ein Empfehlungs Schreiben an Sie mein Herr Hofrath, einem der Anwesenden in die Feder dictirt, das ich mit dem Exemplar übernahm; aus welchem aber, theils weil bey dem Sterbenden Geist und Organe dahinschwanden, theils weil der Schreiber mit der Sprache nicht viel, mit dem Gegenstande gar nicht bekannt war, fast gar kein Sinn herauszubringen ist. Ich gebe mir die Ehre, Sie mein Herr Hofrath, von diesem Ereigniße zu unterrichten, und zeige zugleich an, daß das Werk gewiß gedruckt werden soll. Würde mich aber unsere Censur an dem Vorsatz hindern wollen, welches wegen einigen Hypothesen, in denen Nitsch von der Meinung der Theologen sich enthfernt hatte, wohl zu befürchten ist, oder sollte sie mir auch nur einige Veränderungen aufdringen wollen, so werde ich eine getreue Abschrift der Abhandlung für die Bibliothek zu Göttingen Ihnen mein Herr Hofrath einsenden. Auch sollen auf den befürchteten Fall Copieen davon sowohl in unserer Nationale Bibliothek, als auch in der des hochwerehrten Kanzlers von Siebenbürgen, Gr. Samuel Teleki, Excell., zu Maros-Vásárhely, und der des Sohns seines Neffen, des Gr. Ladislaus Teleki zu Pesth, abgelegt werden. So wird das Werk wenigstens für einige Köpfe gerettet, und die Manen des Verstorbenen sind beruhigt.
Nehmen sie mein Herr Hofrath, diese Anzeige zugleich als das Merkmal meiner innigen Verehrung und des Danks für die Wohlthat, auch auf die Geschichte meines Vaterlandes sehr viel Licht verbreitet, auch auf uns gewirkt zu haben, gütig an. Es war mein lang genährter Wunsch dieses Ihnen sagen zu können; und mich freut es, daß dieses Geschäft mir Gelegenheit gab, ihn endlich erfüllt zu sehen.
Ich schließe das Umschlagsblatt von einem Zeitungsstück aus dem Grunde bey, weil mein ungrischer und ungrischklingender Familien-Name für Sie, einen Nicht-Unger, daran leserlicher seyn muß, als er es geschrieben ist.
Ich verharre mit wahrer Verehrung
Mein Herr Hofrath
Ihr unterthänigster Diener:
Franz v. Kazinczy.
Széphalom, Gegend von Tokaj,
d. 25. Febr. 1809.