Széphalom den 25. Xbr. 1823.
Eben lese ich Ihre Novelle in der Auróra. Ein herrliches Stück’ das mehr noch Kraftaufwand nöthig hatte als die in der Hébe’ und in der sich Ihr Genius noch mehr ausspricht. Aber Zuniga ist lieblich, die Salzgruben sind mir, der in der Gnomenwelt mich kaum orientiren kann, zu dunkel. Doch das ist meine Schuld, und nicht des geistigen und geistvollen Dichters. Auch das ist Wohlthat, daß Sie uns mit dieser Gnomenwelt bekannt machten. – Sonst gefiel mir vielleicht am meisten Karl Kisfaludys Erzählung Viszontlátás S. 135, Szellőhöz S. 47. und Veresmartys Völgyi lakos 241. – Auch Dies irae ist trefflich gearbeitet.
Wie freue ich mich, daß ich Ihnen mein Herr Graf, meine Vorrede zu Sallust vorgelegt habe. Sie haben mich durch Ihre Frage aufmerksam gemacht, daß ich nicht spreche, ne non intelligi possim. Die Stelle wird so besser stehn:
mellyet a’ szintén-úgy tömött, de nem kedvesen-sötét, hanem búsan-fekete Tacitusz is csak úgy tuda meghaladni; hogy utól-érni ugyan távolról sem tuda. Der düstre Tacitus steht dem lieblich ernsten, das Helldunkle liebenden Sallust nach.
Mit meinem Grundsatz über die Kunst zu übersetzen, wollte ich nicht andres sagen, als daß es nicht möglich ist Wort zu Wort zu übertragen; auch liegt die Sache nicht an dem, daß wir den Gedanken das WAS geben, sondern in Werken der Kunst über alles andre den Charakter, die Farbe, die eigene Physionomie des Schriftstellers, des Dichters, u[nd] des Gedichtes oder des Gedichteten. Und das haben Sie in der Übersetzung der Magyarschen Gedichte beurkundet, oft noch verschönert aber stets im Geiste des Gedichteten.
Sie würden mir, mein Herr Graf, eine wesentliche Wohltat erweisen, wenn sie mir bey Ihrer ausgebreiteten Bekanntschaft mit Bibliothekaren und Buchhändlern ein Verzeichnis aller Ubersetz[un]gen des Sallust ins Deutsche, vom Anfange bis zu der allerletzten ausschreiben liessen und zuschicken wollten, damit ich diese meiner Übersetzung voransetzen könnte. Ich besitze folgende: von Abbt, Wagner, Meissner, Höck, Schlüter, Weinzierl, Fröhlich, und erhalte dieser Tagen die von Woltmann. Es gibt aber ihrer auch mehrere.
Auch wünschte ich zu wissen, ob Deutschlands Gelehrte ihre Bibliotheca Classica Latina schon herauszugeben angefangen haben, und darin Sallust schon erschien. Vielleicht wäre es Ihnen leicht, eine Anzeige über diese Sammlung zu erhalten, auf welchen Fall ich auch unterfange, Sie darum inständigst zu bitten.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes glückliches Jahr, und beharre mit aller Verehrung
Mein Herr Graf
Franz Kazinczy.