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Kazinczy Ferenc – Mailáth Jánosnak
[1822. május eleje]

Verehrter Graf,
Ich beginne mein heutiges Schreiben mit einer höchst erfreulichem Botschaft, welche Ihren würdigen, auch Ihrer würdigen Neffen, dem Grafen Anton Mailáth in Perbenyik betrifft. Er wird uns leben, und ist auf dem Weg des sichersten Genesens. Seine Krankheit war die nervosa putrida. Die berühmtesten Ärzte wurden herbeigeholt, aber sie gaben jede Hoffnung*
gaben <alle> Hoffnung [A „jede” a baloldali margóra írva.]
auf. Wir hielten ihn schon für verloren, und bedauerten das Vaterland, welches in ihm einen seiner ersten Zierden und Stützen verlieren soll. Unsere Vice Gespänne thaten alles, was in ihrer Möglichkeit war, und trotz dessen, daß wir Congreg[ation] u[nd] Fixen hatten, ging der zweyte, H[er]r von Szőgyéni, doch zu ihm hinaus. Fiscal Lehoczky war stets um ihn. So auch Frau Conseill[er] Szirmay aus Topolovka. – Genug, der edle, allgemein geliebte, geschätze Jüngling, der werth ist, ganz werth ist, der Fakel Ihres Vaters, mein Herr Graf, der Sohn Ihres Bruders, und Ihr Neffe, und Georgs Cousin zu seyn, lebt.
Ich hätte Ihnen früher schon geschrieben, aber ohne mit dem Grafen Anton in der mindesten Berührung zu stehn, überfiel mich ein unüberwindliches Schaudern, so oft ich an ihn dachte.
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Mein Advocat in Eperjes ist H[er]r Samuel Aszalay von Szendrő, und ich wünschte mir keinen andern, wäre ich auch Fürst Eszterházy, und liefe ich Gefahr, alle meine Güter zu verlieren. Ein äusserst liebenswürdiger, edler Mann, und in großer Achtung vor seinen Richtern. Cicero und Tacitus sind ihm stets bey der Hand, und wir lesen ein paar Stunden diese, de Senectute, und manches in den Annalen und dem Histor[ischen] Libris. Er war zuvor Secretaire bey G[ene]ral Gabriel Splényi, besonders weil der General zugleich Obergespann von Szabolcs war. – Dann rühmt man auch Vincenz Bujanovics, der mit Aszalay innigst verbunden ist, und einen dritten, mit Namen Hellner, den ich ein paarmal sprach, aber nicht einmal seinen Taufnamen kenne. Bujanovics und Hellner sind auch sehr gute Köpfe und edle, dort sehr geschätzte Männer. Geht diese Frage den Baron Mednyánszky, und nicht einen andern Schwager von Ihnen an, mein Herr Graf, so freut es mich doppelt, Ihnen, Herrn von Aszalay oder die zwey obgenannten vorschlagen zu können.
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Es sind bloß zwey Tage, daß ich den freyern Gebrauch meiner Augen wieder erhalten habe, und ich sehe jetzt klarer, reiner wie zuvor, wiewohl mein Gesicht eins derjenigen meiner Sinne immer war, über die ich nie zu klagen hatte. Apud deos inferos zwischen 1794. u[nd] 1801. konnte ich noch die editions de Cazin, noch kleiner als die Elzevirs, bey dem kärglichem Licht ohne Ungemach lesen. – Darum sind Ihre übrigen Gedichte noch nicht angerührt. Auch war ich, seit dem ich sie von Ihnen erhielt, von wiederwertigen*
erhielt, <mit> wiederwertigen [A „von” a sor fölé írva.]
Geschäften und bey Sedrien, so sehr aufgefangen, daß mir keinen Augenblick möglich war, die Arbeit vorzunehmen. Mit dem schlafenden Kinde hätte ich also meine geringen Kräfte nicht umsonst versucht. Wie wird es aber mir bey den gereimten Stücken ergehn? Doch Sie, verehrter Graf, erleichterten mir ja die Arbeit, da Sie mich von der Scansion des Zeilen lossprachen. Ich will also jetzt die Arbeit vornehmen. – Szép Lenka ist entzückend übersetzt. Kölcsey wird stolz seyn. Mich freut es, daß diese Ballade in Ihrer Anthologie abgedruckt wird. Im deutschen ist das Gedicht sogar mir, den*
[Helyesen: „dem”.]
das ungewohnte, zu gewagte so sehr gefällt, und nicht zurückstoßt, verständlicher, als im Ungrischen. Aber eben diese Neuerungen des Kölcsey machen es, daß mir dieses Stück auch in Umgr[ischen] so sehr gefällt.
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Mit der gestrigen Post erhielt ich XVI Briefe des Königs Matthias Corvinus, welche noch ungedruckt sind. Welch ein Fund!
Leben Sie wohl, verehrter Graf, und erhalten Sie mir Ihre unendlich schätzbare Zuneigung.
Mein Herr Graf
Ihr unterthänigster Diener
Kazinczy Ferencz

Wann erhalten wir die Magyarische Gedichte? Mein Sallust und die Erdélyi Levelek sollen in wenig[en] Monaten endlich fertig werden. – Baricz ist oft sehr glücklich, aber oft auch nicht. Unter andern begegnete ihm das schlimme Unglück, daß er in einem Orte invidia durch irigység wiedergab,*
durch <gyűlölség> wiedergab, [Az „irigység” a sor alá írva.]
als wenn er nicht gewußt hätte, daß dieses in gewissen Fällen auch gyűlöltetés heißt. Und schon sein vitam et mores in der 1 Zeile des Agricola! – Doch opere in magno fas est obrepere errorem, und er ist der erste Ungar, der den Tacitus herausgab. Obergespan Balogh Péter, Gubernial Rath Cserei Miklós haben aus Tacitus auch übersetzt, Balogh viell[eicht] den ganzen Tacitus.