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Mailáth János – Kazinczy Ferencnek
Pest, 1830. május 1.
Pest am 1/5. XXX.
Frau v[on] Bártfai hat mir das Gedicht zugesendet welches Sie verehrter Freund auf das zu frühe Hinscheiden unserer liebenswürdigen Erzsi verfasst.*
Erzsi <geschrieben> verfasst.
Es ist zart, u[nd] sinnig, im Ganzen griechisch, gefällt mir recht gut, und ich bin ihnen für die Mittheilung desselben verpflichtet, denn ich glaube dass in ihren Auftrag Frau v[on] Bártfay mir dieses Sinngedicht zugesendet hat. Ich hätte es gerne übersetzt, aber ich bin kaum von einer Rippenfellentzündung genesen, bin heute zum erstenmal ausgegangen, mein Kopf ist noch nicht darnach, dass ich Verse machen könnte, also bleibt diess auf ein andermal. – Wie steht es mit ihren Sallust? ich sehe der Erscheinung desselben mit gespannter Erwartung, aber leider noch immer vergebens entgegen. Ich schreibe eine populäre Geschichte Wiens in einen mässigen Band, sie soll so sein, dass jeder verständige Bürger Wiens, jede etwas*
<g>etwas
gebildete Bürgerin sie mit Vergnügen u[nd] Belehrung lesen mag; ich sage mir auch täglich jenen Sa[t]z Quintilians vor: historia scribitur ad narrandum non ad probandum. Ohne der bösen Rippenfellentzündung wäre ich schon fertig, oder doch dem Ende nahe. Ihnen wünsche ich ein so heiteres Leben als der heutige Tag hier ist. Ein wahrer Maytag! für Reconvalescenten doppelt angenehm; in so fern ist eine Krankheit gut dass man alles erfreuliche genesend doppelt fühlt; ihnen wünsche ich aber doch dass Sie bei der einfachen Art des Fühlens, nämlich gesund bleiben. Leben Sie wo[h]l, u[nd] denken Sie manchmal an mich. Ihr Freund
Mailáth.