Veszele am 23/6 XXVII.
Es naht der Kahn; wie Venus einst dem Schaum
Entstieg, betrat die Reizende den Strand,
Und als ihr Aug’ den theuren Bruder fand,
Sank sie ihm an die Brust, und athmet kaum.
Das reinste Bild aus eines Malers Traum,
Belebter Marmor aus des Bildners Hand,
Sind nicht so schön wie sie jezt vor uns stand.
Betreten lehnt ich mich an einen Baum
Und dachte trüb: Als Kind war sie dir gut,
Doch ist mir durch fünfjähr’ge strenge Hut
Die Stirn gefurcht; sie wird mich nicht mehr kennen.
Da hör’ ich plözlich meinen Namen nennen,
Fühl’ ihren Kuss auf meinen Wangen brennen, –
Bald schien sie Kind, bald Göttinn in der Glut.
Di[e]s ist die Übersezung, Umbildung, Verwandlung, oder wie sie es sonst nennen wollen ihres Sonettes vom 30. Julius 1800. Nur bitte ich Sie zu glauben, dass es nicht die Absicht war ihr Sonett zu verbessern wodurch
*verbessern <…> meine [A „wodurch” a törlés fölé írva.]
meine Übertragung eine vom Original abweichende Gestalt erhielt, sondern dass es sich nicht anders gefügt hat, oder vielmehr, dass die Ideen ihres Sonettes sich in
*Sonettes in [A „sich” a sor fölé írva.]
mir plözlich so gestalteten, nachdem ich vergebens eine getreue Übersezung versucht hatte.
„Élet u[nd] Literatura” hat Unrecht wenn es di[e]s Sonett verwirft, aber allerdings ist es ohne Bekantschaft mit der Situazion u[nd] der Personen nicht verständlich. Das Verfahren der Redaktoren der erwähnten Zeitschrift sagt mir überhaupt nicht zu; man muss sich izt wahrhaft fürchten einen freundschaftlichen Brief zu schreiben, oder eine Meinung zu äussern, weil so etwas nach Jahren von einen
*[Helyesen: „von einem”.]
Pedanten ans Licht gezogen wird u[nd] man sich dann gedru[c]kt um eine Äusserung schlagen muss die vielleicht in überwallender Herzensergiessung nieder geschrieben worden. Ich bedaure es von ganzer Seele dass Sie dieses kleinen Krieges nie los werden.
Ich stehe am Ende des zweiten Bandes meiner Geschichte; Bei der Schlacht von Varna. Bis ostern 828. ist hoffentlich der 3te Band u[nd] somit das Ganze fertig. Der erste Band u[nd] die Hälfte des 2ten ist bereits bei der Zensur. Da ich eine schriftliche Erklärung der Zensurhofstelle eingereicht dass mein Werk mit der Schlacht von Mohács endet, folglich die östreicher nicht berührt, wird es als ein „rein wissenschaftliches Werk” betrachtet, u[nd] so hoff’ ich bald u[nd] glücklich durch dieses „Ergastulum obscuritatis” durch zu kommen.
Seit ein par Tagen bin ich hier um
*hier <b> um
täglich nach Pöstény zu fahren u[nd] zu baden, ich gedenke wenigstens 60 Bäder zu nehmen, u[nd] habe also die Zeit bis zum 15ten August bestimmt. Wenn Sie mir in der Zwischenzeit schreiben wollen so adressieren Sie gefälligst über Pressburg, Tirnau, nach Veszele. Mein Schwager dankt ihnen auf das herzlichste für ihre freundliche Erinnerung, protestirt aber, u[nd] meine Schwester noch mehr gegen die Erfüllung des Wunsches dass seine Familie sich mehren möge wie die Kinder Abrahams, es genügen die vier, die je[t]zt um ihn knospen u[nd] blühen. Leben sie recht wol. Ihr Freund Mailáth.