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Kazinczy Ferenc – Mailáth Jánosnak
Széphalom, 1826. november 8.

Ich bin hoch erfreut, verehrter Graf, nach so langer Zeit wieder Beweise Ihrer unschätzbaren Zuneigung zu erhalten. Ungewiß, ob Sie beym Landtag, in Wien, in Pesth, oder auf Ihren Gütern sich aufhalten, wagte ich nicht grade an Sie zu schreiben; aber einen Brief an Sie habe ich in die Hände des Herrn Baron Mednyánszky abgeben lassen; und da ich darauf keine Antwort erhielt, so fiel ich noch mehr in meine Ungewißheit. Müßte ich nur nicht hören, daß Ihr Schweigen die Folge Ihrer Leiden gewesen ist. Der bösartige Dämon sollte statt Ihrer die Müssigen, geist- und herzlosen anfallen. Wir haben ihrer so viele!
Ich schreibe noch heute nach Preßburg, daß man Ihre kostbaren Geschenke aus der Händen des Grafen Anton übernehme. Ist der Herr Graf, Ihr würdiger Cousin, noch da, so erhalte ich sie noch dieses Monath. Meine Gefühle finden keine Worte, um Ihnen für diese Freuden zu danken.
Ihrem großen, Ihrer ganz würdigen Unternehmen, die ganze Geschichte der schönen unglücklichen Nation zu geben, sieht niemand mit mehr Ungeduld entgegen als ich. Fessler ist zu gedehnt, und Engel hat zu wenig für Composition und Schmuck gesorgt; Sie treten also zwischen den zweyen auf, und mit Glanz; ich kenne Ihre lichte Ansichten und die großen Gefühle Ihres Herzens. Gönne mir, der ich den 27sten Octob[er] mein 68stes Jahr begann, der Himmel nur das Glück, daß ich auch Ihre Arbeit lesen könne! – Schon der Gedanke entzückt mich, das Sie nicht das ganze Feld einnehmen. Was Sie unberührt lassen, ist tödtend.
Mit Sallust bin ich längst fertig, und nicht meine ewige Feile, nicht meine Bedenklichkeiten haben die Schuld, daß das Werk bis jetzt noch nicht erschien. Mit Ende des Landtags muß ich nach Pesth, um dort den Successionsprozeß meiner Frau, den sie wider ihren Bruder gewann, durchsehen zu lassen. Dann nehme ich meine beide Übersetzungen mit, um mit Freunden Rath zu halten, wie sie gedruckt werden können. Die in französischem Geschmack gearbeitete erscheine in 8., die bessere, die mich so viel Mühe kostete, aber*
Mühe <gab>, aber [A „kostete” a sor fölé írva.]
auch so viel Freuden lohnte, in 4. Wahrlich ich habe diesen Lohn verdient. – Aber lassen Sie mich Sie fragen, mein Herr Graf, quis leget hoc? und statt Ihrer antworten: vel duo, vel nemo. – Auch wir preisen die Alten, aber gewiß lesen wir sie entweder nicht, oder nicht wie sie gelesen werden sollen. – Guzmics verlor seine Zeit, da er uns den Theokrit übersetzte, und sein ganzer Lohn ist der Genuß, den ihm die Arbeit selbst gab. Es ist äusserst nicht abschreckend, sondern nur traurig, wenn ich sogar vom Freund*
sogar Freund [A „vom” a sor fölé írva.]
Döbrentey, als er das Kapitel mit dem schönen Portrait der Sempronia [gelesen], an dem ich mit vieler Liebe verweilte, und mir genug that, hören muß, es sey nicht gut; dies sey nicht ungrisch; traurig und schreckend zugleich, wenn man hört, der Homer von Voss sey nicht von Werth. – Est bene, non poterat dicere – dixit erit.
Igaz starb, und bis jetzt kann ich nicht wissen, wo das M[anu]S[cript] Ihrer übersetzten Regék steckt. Ich ersuchte um Nachrichten darum den Kämmerer Cserei, und den Prof[essor] Márton, und weiß nur, daß seine Sachen wegen Schulden sequestrirt sind. Ich schrieb nun an seinen Bruder und an die zwey Benannten. Das M[anu]S[cript] ist wohl nicht in der Rubrik, die das sequester mir entziehen kann. Es ist ja mein Eigenthum, wenn ich es dem Verstorbenen gleich zum Geschenk geschickt habe.
Ich beharre mit allen Gefühlen der wahresten, innigsten Vrehrung,
Mein Herr Graf,
Ihr
Széphalom, den 8ten November 1826.
unterthänigster Diener
Franz Kazinczy mpr.