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Kazinczy Ferenc – Mailáth Jánosnak
Széphalom, 1820. január 3.

Hochverehrter Graf,
Die Ubersetzung meines Sonetts hat mich unendlich geschmeichelt, und das Geschenk, welches Sie mir jetzt mit der Handschrift des edlen Prinzen Eugen von Savoyen, und vor einigen Monathen schon mit andern ähnlichen gemacht haben, ist eine Gabe, für die ich Ihnen, edelmüthiger Graf, den wärmsten Dank bin. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie mir ward, als ich die Handschrift des grossen Eugen, den ich als einen grossen Beförderer der Wissenschaften und Künste in dem damals noch ungebildeten Oesterreich, ehre, und dem unser Vaterland so viel zu verdanken hat, erblickt habe. Ich schrieb auf das Blatt, daß ich es von Ihnen zum Geschenk erhielt, und ich werde es nachstechen lassen, wenn es mein Beutel ertragen wird. Es zeugt von dem Adel Ihrer schönen Seele, verehrter Graf, daß Sie so gütig für meine Freuden sorgen.
Heute erhielt ich von Kaschau wieder die Nachricht, daß Hormayrs hist[orisches] Taschenbuch noch nicht da ist, und Baron Paul Wécsey sagte mir, daß er zugegen war, als Hauptmann Sisak meinen Brief erhalten hat, in welchem ich ihn, auf Ihrem Befehl zur Übersetzung des Agathokles der Pichler angeeifert habe. Wécsey sagte mir vor einer Stunde, daß Sisak dieses sein Versprechen wohl ewig unerfüllt lassen wird.
Ich liege im Bette. Mein Kopf leidet diesen Winter durch an rheumatisch[en] Schmerzen. Aber ich habe mich angewöhnt auch liegend zu arbeiten. Gestern schickte ich die 8te Ausarbeitung meiner Erdélyi Levelek nach Pesth, wo das M[anu]S[cript] ein Mann, den Sie kennen, lesen will, ehe es gedruckt wird, weil er besorgt, daß ich darinn etwas, verleitet durch partheiliche Nachrichten, erzählen werde, wo er mich leiten kann. Die Censur ist die 7te Ausarbeitung durchgewandert, und mein Censor war nicht sehr ungnädig. Aber er stieß sich an manchen Dingen, die keiner Frage unterworfen sind. –
Das Sonett fiel in der Übersetzung excellent aus, dessen sich Übersetzungen selten zu rühmen haben. Könnte ich meine erste Quadrine dazu schaffen, was Ihre Quadrine ist, ich würde es mit vieler Freude thun. Unstreitig ist das im Deutschen besser, wie im Ung[arischen] durch Wirbel fort, durch steile Klippen hin, und die Zeile ob – ob ist äusserst schön.
In der 2ten Quadrine bin ich mit der Ungr[ischen] mehr zufrieden. Ich stelle dar, daß Gattin und das Volk meiner Kleinen mit mir im Kahn sind, u[nd] daß sie mitfahren, daß ich sie fahre.
In den zwey Terzinen habe ich kein Wort, das ich verändern möchte, als das einzige: Künstler. Ich wünschte sehr, mein Herr Graf, daß Sie dafür das Wort Sänger aufnehmen wollten. Ich würde im Ungrischen auch Lantos gesagt haben; aber ich fand, ich weiß nicht was in dem Wort, was mir mißfällt. Und doch will ich es noch vielleicht thun, denn das Wort Künstler, Artiste, ist genericum, der Sänger bestimmt mehr; und man könnte glauben, ich sey zugleich Mahler oder Bildhauer.
Sie sagen mir, verehrter Graf, daß in meiner ersten Terzine manches Wort vorkömmt, welches nur um den Vers auszufüllen da steht. Ich habe dieser Bemerkung wegen Ihren, mir unendlich schätzbaren Brief nicht alsogleich beantwortet; ich wollte Ihnen zeigen, wie sehr ich bereit bin, Zurechtweisungen, wie die Ihrigen zu folgen. Gewiß bin ich das, und gewiss schätze ich diese, wie sie geschätzt werden sollen. Aber Lückenbüsser finde ich in dieser Terzine nicht, und ich glaube also, daß sich nur Ihre Feder verirrt haben mag. Sie lautet so, diese Terzine:

Köd, éj borítják útamat megint;
De rám amott eggy szép csillag tekint,
’S szent hittel tölti bé a’ csüggedt szívet.

Ich finde, daß hier ausser dem amott kein Wort fehlen kann.
Nebel, Nacht umdecken meinen Weg wieder;
Aber mich blickt ein schöner Stern da an;
Und füllt mit (einem) heil. Glauben das verzagende/te*
Verzag [Az „ende” és a „te” egymás alá írva, azaz választhatóak.]
Herz.

Wohl ist aber wahr, daß meine Sprache hier von der Sprache des Lebens nicht so stark abweicht, und in Poesieen ist das doch wahres Erforderniß, als Ihre Sprache von der UmgangsSprache der Deutschen.
Ich schickte dieses Sonett an den Herausgeber des Magy[ar] Kurír, ohne meine*
meine<n>
Unterschrift. Es ward abgedruckt. Auch Kultsár nahm es auf; aber er fand nöthig Zusammenschmelzungen zweyer Vocale (wie rien in Franz[ösischen]) und elisionen herauszuwerfen. Sein Wille geschehe! – Ich bleibe aber bey meiner Arbeitung und nicht bey der seinigen.
Ich wünschte alles was ich herausgebe, durch Sie, verehrter Graf, dessen Geschmack und tiefe Kenntnisse ich in dem Grade, wie Ihr edles Herz verehre, lesen zu lassen. Mein Anti-Verseghischer Aufsatz im Tudom. Gyüjtem. Novemb[er] muß in Pesth viel Beifall gefunden haben, da man es früher aufnahm, als ich es erwartete, ja trotz meines Verbotes aufnahm. Aber ich achte den Beifall nur von Einigen, und bin begierig zu hören, was Sie über mein Verfechten der guten Sache urtheilen. Ich bitte Sie, mein Herr Graf, inständigst darum, und das gewiß nicht aus Eitelkeit, sondern wegen Belehrung. Ich kenne wahrlich niemand in meiner Nation, der mich so wie Sie leiten könnte.
Daß Ihre Frau Schwester die Gräfin Agnes dem edlen Baron Mednyánszky ihre Hand reicht, ist ein Vorfall, worüber*
ein <...> worüber [A „Vorfall,” a sor fölé írva.]
sich jeder Gute freuen wird. Also Sie und Er – Schwäger. Empfehlen Sie mich der Frau Gräfin und dem Beglückten. Sie sollen Söhne dem Vaterland geben, wie Sie es sind.
Ich beharre mit der innigsten Verehrung, edler Graf! Nehmen Sie meinen heißesten Dank für die Übersetzung des Sonets, für die Handschrift Eugens, und jedes Merkmal Ihres Wohlwollens an.
Mein Herr Graf Ihr
unterthänigster Diener
Kazinczy Ferencz.
Széphalom d[en] 3. Jänner
1820.
Baron Johann Sennyey in Bély ist
gestern d[en] 2. Jänner gestorben.