Széphalom den 23. Jun. 1818.
das erste, was ich Ihnen sagen muß, ist, daß ich den 13. Jun. Vater von einem Knaben geworden bin, der in der Taufe den Namen Bálint mit dem Vor Namen Caecilius und dem Nachnamen Franciscus erhalten hat. Die Voreltern meiner Frau führten diesen Namen Bálint in grosser Anzahl. Der Kleine hat meine Haare, Augen, und Physionomie. Sophie stand den 3ten Tag schon auf, und hielt Unterricht den Kindern. –
Baldovszki hat mich verlassen, ohne Groll, mit Liebe und Freundschaft, aus Capriz, und weil er seine nicht Goldmacherey, sondern makrobiotische Medizinen nicht kochen konnte. Es war ein Mann, der mir sehr lieb war; doch der Verlust ist mehr von seiner Seite. Er ging ohne Aussichten weg, und schrieb mir von Pesth aus, ich sollte ihn zu die [!] Kinder meines Schwagers verhelfen. Das darf nicht angehn, weil Kath. Eltern protest. Lehrer nicht halten sollen. –
Unsere Malie macht sich wenig; es ist ein schwer zu leitender Charakter, und nicht ohne Maliz, in so weit das Kinder haben können. Ich wünsche, daß wenn je meine Kinder in fremde Hände kommen, sie so behandelt werden, wie Malie hier von uns und unseren Kindern: aber sie wird von niemand geliebt, und alle meine Vorstellungen helfen nichts. Meine Frau hat ein 70 jähriges Weib im Haus, die Krankenwärterin bey ihren Eltern war. Malie war mit ihr allein geblieben im Zimmer. Die Alte bat Malie, in bittender nicht grober Form, ihr einen Schemel zu geben. Sie that, als wenn sie die Bitte nicht hörete. Die Alte wiederholte die Bitte: Malie that in dem Augenblick etwas, als merkte sie die Bitte nicht. In dem Augenblick trat Sophie ein, und Malie, erschrocken, als wenn sie Züchtigungen litte, sprang auf, und gab der Alten ohne wieder gebeten zu seyn, den Schemel. Meiner Frau fiel das auf, und die Alte erzählte nun was vorfiel. Sophie und ich gaben ihr eine väterliche Lehre, ohne Zorn, und stellten ihr vor, wie artig es ist zuvorkommend zu seyn, sich durch Gefälligkeiten gegen Groß und Klein, Liebe zu erwerben. Ich hörte neulich Malies Schrey. Ich lief hinüber und sah, daß Thalie ihr in die Haare fällt. Eine dritte erzählte mir, daß Malie der Thalie mit den Nägeln ins Gesicht fuhr und wirklich hatte sie von der Malie eine kleine Narbe erhalten. Sie kam zum Geständniß, daß sie aus Zanksucht die Thalie angefallen habe. Gezüchtigt war sie nicht, aber ich gab ihr eine derbe Lehre. Auch im Lernen macht sie nicht den Fortschritt, den sie bey ihrem guten Kopf machen sollte. Unachtsamkeit ist ihr Fehler, den ich wie ich kann, fixire. Bey mir, wie bey Baldovszki lernte sie die vier Species der Arithmethik. Beym Leihen in der Subtraction weiß sie selbst noch nicht, daß in den bewussten Fällen der Punct nöthig ist. Ich rechne es mir zur Pflicht, dieses Ihnen alles zu erzählen, und rechne wieder darauf, daß Sie mich darum lieben werden. Gesund ist sie immer, und war noch nie krank.
Ich habe zwey reichhaltige Briefe von Ihnen vor meiner, welche schon lange einer Antwort harren. Einige Briefe an Sie waren da; ich verwarf sie wieder; ihr Text war meine Recension, und jetzt
*jetzt <sogar>
auch der Aufsatz über die Recensionen, und ich schrieb, was ich wegwerfen mußte. Die Recension meiner 9stöckigen filagoria ist ein unseliges Ding. Hätte ich selbst dem Rec. etwas lächerliches wider mich in die Feder geben sollen, ich würde nichts ärmers gefunden haben. Er fangt mit Lehren über Bescheidenheit an, und wer ist weniger geeignet darüber eine Strafpredigt zu halten? Ich habe, sagt er, den B[eregszászi] elhomályosodott szemű Izsák genannt, (csúfoltam) weil er
wehe Augen hat, und ich weiß bis jetzt nichts von Bs schwachen Augen. Auch habe ich nicht Izsák, sondern IzsákOK gesagt, weil B. das Wort mir so in den Mund gab. Ich habe ihm ja die Stelle mit der Anführung der IV. Seite der Dissert. Philolog. und mit Bs eigenen Worten caligantes oculos Isaaci citirt. – Dann soll ich Prof. Sipos einen Stolzen genannt haben, der aus Stolz andre stolz nennt. Plato sagte dieses dem stolzen Cyniker, der seine Königl. Tapete stolz zusammentrat; ich sagte nur így árúlja-el etc. S. 96. also nicht grade auf Sípos. und
bódítani ist bloß
betäuben, – man sagt, das zu stark geheitzte Zimmer elbódít. H[er]r N. sah das für ein aequivalent von bolondítani, so wie er νηπιος und
stultus schlecht durch
bolond übersetzt. Vermuthlich weil er lateinisch so kann, als da er mir nicht glauben wollte, daß die
erste Bedeutung des Wortes arcus ein
Bogen in
streitigem, nicht in architectonischem Sinn ist, und daß arcus von arceo stammt. – Dann sagt er, ich habe den Superint. Kis einen meuchelmörderischen Stoß beybringen wollen, weil ich seine 4 Zeilen rühmte, denn weder die Reime sind ausserordentlich schön, noch fassen sie einen erhabenen stoischen Sinn – da doch dort bloß von grammatischer Würdigung die Rede war. Diese 4 Zeilen gehören wirklich zu die [!] schönsten, welche unsere poetische
*unsere |poetische| [Betoldás a sor fölött.]
Literatur aufzuweisen hat, und sie haben doch den nöthigen Artikel 3mahl weggeworfen, und HA steht nicht dort, wo es nach dem Gebrauch sollte. Und dieses alles in gereimten Zeilen, wo man sich weniger erlaubt. Es ist darauf gemünzt, daß auch Kis und Berzsenyi ihren Gehaßten hassen mögen. Sehen Sie Heft VI. S. 28. unten. Habe ich denn in dem portrait dieser Zwey in den Töv. és Vir. zurückgenommen, was ich ihnen gab? Sonst sagen sie, ich zünde Weyrauch nur diesen an, die mir schmeicheln. – Brekeke ist, beyden etwas unerträgliches, geistloses. Etwas gar Großees ist es nicht, aber es ist gewiß eine genialische Dichtung. – Sie fragen mich, ob ich aus hú
s hu
sz machen werde. Ich könnte sie fragen, ob sie Cornides und Schedius CornideSCH und SchediuSCH aussprechen werden, damit sie ungrischer klingen? Doch wer wird, wer kann auf alles antworten? Unterdessen geht meine Antikritik morgen nach Pesth. Sie ist schon da, aber ich nahm die vorige zurück. Beyde sind im ruhigen Ton ohne Bitterkeit und Stolz, aber frey, und im Gefühl meines Werths, und die neuere noch sanfter. Ich sagte H[er]rn N. auf die filagoria: Vétett e az Oroszvár Ura (Karlsburg zwischen Raab und Wien) hogy apró ablakú, terpedt ajtajú, nyikorgó vitorlájú Udvarházát, ’s a’ puszpángos táblájú kertet, hol bőven terme répa és petrezselyem, szilva és dió, olaszízlésű Villává változtatta, ’s a’ Tata’ Ura (Dotis) a’ kukoriczaholdakat Armídai Tündérkertekké? Dann habe ich ihm gesagt, was der Unterschied zwischen Übersetzungen in franz. u. deutsch. Geschmack sind; gefragt, ob er Daciers Homer, oder den von Voss den Vorzug gibt? gewiesen wohin uns beide hinführen, daß ich unsrer Sprache Vieltönigkeit zu geben gemüth bin, da sie ihr Einseitigkeit geben wollen, und philosophisch erläutert, was zu
viel in Neuerungen ist.
Füredi Vida (pseudonym) stellte mich dem Baróti Szabó entgegen. Ich protestire dawider und sage, auch Baróti Szabó sey Neolog. Er, Verseghy und Dugonics seyen mir Heroen der Sprache. Doch Sie werden dieses alles lesen; denn diese Herren Redactoren sind zwar mit den Transdanubianern
eins, aber sie versprachen ja S. 132. im Aprilhefte Anticritiken
*
Anticritiken [Átírással javítva.]
aufzunehmen. – Ich halte für meinen Recensenten den
Horvát Endre Pleban zu Tét bey Raab, und für den Verf[asser] des Aufsatzes üb[er] die Recensionen den Ober Notär des Raaber Com. Joseph Takács von Tét. Orthographie, Stil, Grundsätze, Partheilichkeit, Haß gegen mich, zeigen dieses. Und die vielen unnöthigen Citationen, ganz wie im 1ten Band der Ung. Minerva, wo er dem Ladislaus Festetics, noch sein Erzieher, einen Telemachischen Unterricht gab.
Wissen Sie noch nicht welch eine Gattung von Strauch mir in Keszthely gepflanzt ward?
Ich las diese Recension und diesen Aufsatz in voller Ruhe. Sie werden mich von meinen Grundsätzen durch Grobheiten nicht abziehn, und ich stehe ihnen mit Antworten zu Gebothe, so lang sie es wollen. Führen sie die Fehde so, so ist der Sieg an meiner Seite.
Szemere über Tárgy és Nyelv a’ Költésben, und Tóth László üb[er] Pindar sind herrlich geschrieben. Jener Aufsatz spielend und in lauter Antithesen, und fein für mich apologisirend, dieser mit Schillers Energie, tiefer Kenntniß der Sache, vieler, und nicht unnöthiger Gelehrsamkeit, elegant zugleich, und in classischer Gedrängtheit. So schrieb kein Ungar.
Graf Joseph Desőffy trat wider mich auf, und sein Wort konnte mir nie ungelegner kommen. 48 Stunden vor der Ankunft des Heftes erhielt ich noch das [!] freundschaftlichste Schreibung von ihm. Ich klagte ihm ohne Bitterkeit. Sein Humor fängt an rauh zu werden, und das hat eine physische Ursach. Hiezu kommt dass er sich bey Reichstagen und Comit. Sitzungen angewöhnt hat, wider seine Freunde loszudonnern. Dieß deucht ihm ein Beweis seiner freyen Seele. Vor ein paar Jahren schickte er mir seinen im Tud. Gy. abgedruckten Aufsatz über seine Orthogr[aphie], und wollte mein Gutdünken hören. Ich sagte ihm, wir schreiben nicht bloß fürs Ohr sondern auch für die Augen. Das wollte er nicht verstehn. Nun gab Döbrentei meine Pápaische Recension, die, wie Sie wissen, 10 Jahr alt ist. Je
unwissender jemand, umso geneigter für das Ohr zu schreiben, sagte ich. D. muß geglaubt haben, die Recension sey neu, und ich habe auf ihn gezielt. Nun sagte er mir, Socrates sey etwas wissender gewesen als ich, und er, der Bescheidene, (nicht zugleich Stolzere?) – habe doch gesagt, er wisse nichts. Freylich war
*war [Átírással javítva.]
das das Demüthigendeste zwischen denen, die alles wussten. –
Szemere’s Atticismus ist beneidenswerth. Aus Schonung gegen den Recensenten (mich) und zugleich gegen Desőffy hat er meinen Namen in NN. ungetauscht. Dieser Vorfall gab mir ein Epigramm, das nur der Metaphysiker verstehen kann.
Félre a’ Gőgössel (mit dem Aufgeblasenen)! maga van, nincs senki kivűle.
Eggy újabb, (de) őrűlt (wahnsinnig) Berkeley – szánni lehet.
Félre, Szerény (Schein bescheidener)! nem vagy (du bist nicht da), mert más is volna, ha volnál.
Ismerem a’ zengést – ich kenne den Sang des Vogels – szánni, mosolygani kell.
Vagy te (du bist da): de más is van; törpébb ez mint te, tetősbb az,
Mondod is ezt, hiszed is, – Légy te barátom, Igaz.
Du, der du gegen andre und gegen dich gerecht bist, du bist da, aber dir ist auch ein andrer da. Zwar ist jener gegen dich ein Zwerg: aber jener ist ein Riese. Und dies sagst du, wenn es nöthig ist, und du sagst es ohne Stolz, auch fühlst du so. Komme, werde du mein Freund.
*Karl Fekete, honorärer Notär des Zempl. Com., wird allem Anscheine nach, durch das Schwert der Gerechtigkeit fallen. Seine Mutter ist die Schwester des Historikers Engel. Er wohnt in Erdő-Bénye. Dieser Ort hat ein terrain, welches auch die Baskóer (Abaújv. Com) für das ihre halten. Die Kanzley legte dem terrain ein sequester auf. Die
Baskóer beobachteten es, die E. Bényeer weideten ihr Vieh u. aufgenomm[enes] Vieh auf. Baskó trieb es ein. Der junge Tollkopf ließ den Richter
*ließ |den Richter| [Betoldás a sor fölött, halványabb tintával.]
und Notär kommen, trieb alle Mannschaft zusammen, unter ihnen waren auch entlassene Soldaten, und er führte selbst seine Miliz, 300 Mann stark unter tambour und Trompetenschall an. Alles lief zusammen in B[askó]. Nun das Signal: Lőjj, ölj, vágj! 9 wurden getödtet, mehr als 30 erhielten tödtliche Wunden, sogar auf den Geistl[iche] mit dem Sacrament wurde geschossen, aber die Kugel traf die schwangere Frau des Sterbenden. Das Gefängniß in Ujhely ist voll, die dort keinen Platz fanden, sind in dem Gefängniss von Patak. Einige Baskóer wurden an die Schweife der Pferde der Barbaren gebunden. – Oberdirektor und Consil Fejér
*Consil |Fejér| [Betoldás a sor fölött.]
Y legte die Redaction nieder. Diese ward dem Prof. Vas, und Schedius übertragen. Thaisz (Fiscal bey Teleki László) ist Adjunctus. – Pataks Beschreibung habe ich geschrieben – G. H. I. – bin ich. Diese Buchstaben stehn im Abece zwischen F. u. K. – Könnten Sie mir nicht sagen, was Brunks Analecta Poetarum Graecorum Argentorati 1771. I. II. III. kosten, und ob die griechische Anthologie nicht sonst ganz zu haben ist? und wo? Leben Sie wohl th. Freund.
*Acte von ________ 1813−1817. [Megjegyzés a lap jobb alsó sarkában, halványabb tintával, más kézzel.]