Széphalom den 7 Nov. 1810.
Krank bin ich nicht, aber seit einiger Zeit bin ich so sehr aus meiner Sphäre heraus, daß ich mir wegen meiner Saumseligkeit im Schreiben keine Vorwürfe machen kann. Meine Reise in das Biharer Com., die Weinlese, und ein paar Reisen in Familien Angelegenheiten ließen mir in September und October wenig Zeit, an meine Freunde zu
*zu <denken>
schreiben. Ich fühle, daß ich ihnen darum Ersatz schuldig bin, und will das Versäumte einholen.
Als ich den 3ten nach Szőlőske, zur Copulation meiner kleinen schönen Cousine, die den 4ten in Gegenwart des Hofraths Joseph Vay vorbeyging, fuhr, erhielt ich zu Ujhely Ihr Schreiben, vom 15. October und Csereys Schreiben mit einem exempl. meiner Epistel an ihn. Diese ist so gedruckt, als wäre sie aus der Leutschauer Druckerey hervorgekommen. Druck, Papier, Format, alles ist execrable daran, und der Elende, den Cserey zur Abschrift gewählt hat, verstund weder die Regel der Orthographie und interpunction, noch was er schreibt. H
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rtted ’s házadért hat er in
*er |in| [Betoldás a sor fölött.]
hazádért umgeändert. Die Ungarn fochten also für Theresia und
ihr V
aterland nicht
und für dein H
aus!
Ich preßte aus der Hofräthin heraus, daß der Hofrath 1752 den 29ten Octob. gebohren sey, und den 4. Xbr. 1774 geheurathet habe. Sein Sohn, der Bräutigam, ward 1789 den 16. Junii und die Braut den 11. Jan. 1794 geboren. Das erstere ist für Sie kein unwichtiges Datum. Ich theile es Ihnen mit, daß wenn mein Notaten verloren gehen sollten, wir es doch immer wissen können.
Sennovitz in Eperjes hat mir Elias Hellners Stammbuch, von welchem ich Ihnen einst schrieb, gestern zugeschickt. Hellners Sohn war so gütig, es ihm für mich
*mich <aus>
zu leihen, aber es ist ihm um keinen Preis feil. Sehen Sie, welche Namen es enthælt:
Achenwall, Bister, Büsching, Bahrdt, Carpzov, Ebert, Eschenburg, Gatterer, Gellert, Jerusalem, Klotz, Kaeæstner, Less., Joh[ann] Pet[e]r Miller, Michälis, Noehhelt, Schröckh, Semler, Spalding. – Tessedik und Wallaszki schrieben ungarisch hinein.
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Man sagt Lichtenstein habe das Commando an den Herzog
*
[.]erzog [Átírással javítva.]
von Würtemberg wegen einer zu freyen remonstration wegen den Banconoten abtreten müssen, und daß in Wien, die Kaufmannsladen einen Tag nicht geöffnet waren, weil den Handelsleuten lieber
*lieber <war>
ihre Waaren als das Papiergeld ist. – Ist es an dem?
Die Weinlese war hier nicht so übel, als wir es befürchteten: aber doch weit geringer als wir es vor dem Monat Junii erwarteten. Ich habe nichts als 9 Fass, wo der Weingarten schon 45 Fass, und gegen 100 Butten trockene Beeren gegeben hat. Heuer ist, so zu sagen, kein Tokayer gemacht worden. Hofr[ath] Vay wird in allen seinen vielen und sehr grossen Weingärten nicht 3 Butten gehabt haben, und man verkaufte die Halbe von Trockenbeeren (iccze) zu 4 f. Die ord. Weine werden aber gut werden.
Leben Sie wohl, theurester Freund! Ich umarme Sie.
Prof. Nagy Ferencz, der Odendichter, hatte die Function bey der Vermählung in Szőlőske. Er war dabey frey von pedanterie, was bey ihm ein seltener Fall ist. –