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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1809. december 5.
Széphalom, den 5. Xbr. 1809.

Mein lieber Freund,
Eben kommt ein Bote von Kázmér, daß noch heute der Wagen meines Schw[ieger]vaters (dessen Gesundheit sich bessert) nach Kaschau geht. Ich eile also Ihnen Göthe’s verlangte Schriften zu schicken. Ich legte den Theil bey, wo seine göttliche Iphigenie, das höchste der Kunst steht. Diese Iphigenie ist das Objet [!] meiner idolatrie. Aber auch Stella, Egmont, Tasso, Faust und alles, alles, was der Heros schrieb, ist mir mehr, wie alles, was ich je las, wenigstens im Deutschen, theuer. Selbst wenn mich Schiller, Klopstock, etc. wegreißen, ist mir noch Göthe der Einzigste.
Bey diesen Büchern werden Sie mir eine Bitte erlauben, die man Pips Desőffy übel nahm, wie ich dieß im November mit einem freundschaftlichen Ärger hörte, weil ich, eben so gut wie mein Pips, dieß zu begehen im Stande bin. Eine Dame foderte von Ihm Bücher zum Lesen. Er schickte sie ihr, legte aber in einzigen Zeilen die Bitte vor, das Buch nicht zu beschmutzen, nicht auszuleihen, mit dem Nägel oder mit Einbiegung des Blattes die Stelle, wo das Lesen unterbrochen ward, nicht zu bezeichnen. Dieß soll impertinent von Pips gewesen seyn! Ich gestand der Dame, die mir dieß erzählte, so etwas zu begehen bin ich im Stande, und zittre immer, wenn meine Sophie oder meine Schw[ieger] Mutter Bücher von mir lesen. Ist das Buch nicht eins von denen, die mir sehr lieb sind, so mache ich mir aus dem Flecken, den man darin*
man |darin| [Betoldás a sor fölött.]
macht nicht viel: aber wenn man meinen Don Carlos auf Velin oder Göthen liest, und das Buch nicht zugemacht, sondern offen und*
und |offen| [Betoldás a sor fölött.]
umgekehrt auf den Tisch setzt, wenn man eben aufstehen muß, so ist das mir wie ein Stich ins Herz. Vay schickte mir Don Carlos mit einer Fette von der Kerze zurück, und ich hätte ihn wie einen Hering zerrissen, wenn er gegenwærtig gew[esen] wäre, als ich das Buch wieder erhielt. – Ich bitte Sie um gar nichts anders, als daß Sie Göthen nicht einmal Ihrem Busenfreund ausleihen wollen. Für Sie stehn auch die andere Bænde zu Diensten, so wie ich Ihnen*
Ihnen <auch>
jetzt auch die nicht verlangte Iphigenie schicke.
Noch schicke ich Ihnen eine brochüre, die Sie, auch nicht vom Schmutz – sondern von fremden Augen bewahren müssen. Wer sie schrieb, weiß ich nicht. Sie werden mich sehr verbinden wenn Sie mir sagen wollen oder können, wer sie geschrieben haben mag. – Alle data sind nicht wahr darin.
Barcsay*
Barcsay <schri>
starb 1806. 3. März.
Ihr Blatt, der den Artikel von mir enthælt, habe ich verlegt; Szirmay Adamcsó (Sohn v. Adam) übernachtete heute mit einem liebenswürd. jungen Mann (Dókus László) bey mir; ich las ihn die Rec. von Berzeviczy und Kisfaludy, mit denen beyden er unendlich zufrieden war, so wie auch Dókus (Beyde Fiscalen des Zemplin. Com.) beyde fanden Berzeviczys Behauptungen grundfalsch, sagten aber beym Ende, die Wahrheit stehe in der Mitte, denn das Loos des armen Bauers könnte doch, und sollte, gemildert werden. Wahr, aber dieß ist etwas ganz anderes als dieses: Kazinczys Reflexionen und Recension ist nicht gerecht und wahr. – Szirmay sagte, B[erzeviczy]s*
Berzeviczys <Werk>
Schrift sey in der Jen. L. Z. mit Posaunen Lob recensirt, und darüber habe sich Szirmay herzlich geärgert, weil auch er B[erzeviczy]s Schrift unwahr fand.
Mit den*
der [Átírással javítva.]
Erläuterungen der Ihnen vorgelegten Fragen bin ich allerdings sehr zufrieden. Sie sind vollkommen gründlich. Ich danke Ihnen dafür unendlich. Das Blättchen, das Sie mir aus Ihrem in Arbeit stehenden Werk geschickt haben, will ich Ihnen mit erster Post zurück schicken. Jetzt merke ich dazu noch an, daß die
Herczeg de la Rochefoucauld’ Gnómáji.
Három nyelvben.*
nyelvben. <.>
Magyarra Kazinczy Ferencz Széphalom, 1809. mit einem*
einem <ged>
gestochenen Frontispiz und einer Schlußvignette bereits verkauft wird. Geistinger kaufte von mir den Verlag um 500 f. 375 kostet der Druck; das übrige gibt er mir in Büchern.
Az Amerikai Podocz és Kazimir Keresztyén vallásra térése. Aus dem Deutschen des Herrn Georg v. Bessenyei übersetzt. Kassán, 1776. habe ich Ihnen zu diesem Blatte angemerkt. B[essenyei]s Werk hat im Deutschen den Titel: Die Amerikaner.
–––––
 Sie erhalten*
erhalten <…>
hier einen angefangenen langen Brief, über welchen Ihr Aug Thränen weinen wird. Aber Sie werden aus Freundschaftsgefühl für mich mein Schicksal auch segnen. Beschuldigen Sie mich nicht der Unklugheit, andern*
[.]ndern [Átírással javítva.]
so was erzählt zu haben. Mein Character ist Offenheit; diese Offenheit mag an Unüberlegung und Leichtsinn gränzen. Ich mache mir darüber keinen Vorwurf, gegen einen Freund, den ich so liebe, und der mich so liebt, mehr offen gewesen zu seyn, als tausend andre es gegen die ihrigen sind. Verbrennen sie aber diese Blätter. Sie könnten mir Unglück zuziehn. Ich schicke Ihnen hier auch gegen Rücksendung ein Werk in Kupfer welches mir B[aron] Riedele (Andreas Nicolaus) einst Erzieher unsres Kaisers, und 1800 und 1801. mein immediater Nachbar in Munkács, aus Brünn, wo er bey den Minoriten als Halbgefangener gehalten ward, geschickt hat. Der Name Notus (dieß war mein Name in Munkács; er hieß dort Julianus) daran, ist seine Hand. Er ward 1794 gefangen und kam (ich glaube 1806.) nach Brünn. Sein Schicksal ward gelindert dadurch, daß er unter der Aufsicht der*
daß <zwischen der> er |unter der Aufsicht der [Betoldás a sor fölött.]
Minoriten*
Minoriten <als>
lebte; aber ganz frey ward er nie. Man sagt, er sey todt. Sie können sich vorstellen, was ich, 10 Monate Nachbar von diesem merkw. alten Manne alles gelernt habe. Hohenwart war Lehrer des Kaisers und des Großherzogs von Würzburg in der Religion; dieser in den weltlichen Gegenstænden, besonders der Mathematik.
Leben Sie wohl, theurer lieber Freund!