Széphalom, den 12. Jan. 1809.
Ihre schätzbare Zuschrift vom 2ten d[ieses Monats] erhielt ich mit der gestrigen Post. Was mir Ihr Beyfall ist, den sie meiner Preisschrift ertheilen, habe ich nicht nöthig Ihnen erst zu sagen. Stückweise finde auch ich sie nicht ganz übel, und hie und da sehe ich wohl, daß man mir nicht unrecht nachsagt, daß mein Herz sich durch meine Feder glühend zu ergießen pflegt: aber ich fürchte, man wird da U
nebenheiten finden, und auch diesetwegen wagte ich meine Zuflucht zu Sie, nicht bloß darum, weil ich fühlte, daß mein deutscher Styl wider alle Regeln der Grammatik anstoßt. Daß ich sehr schlecht deutsch schreibe, fühle ich sehr wohl; nur weiß ich mir nicht genug klare Rechenschaft zu geben, woher es kommen mag, daß ich in gewissen Gattungen der deutschen Stylistik manchesmahl Beyfall einerndte. Sie hatten in der Rec. der Kischen Epistel
ihn sogar wegen seiner deutschen Übersetzung gelobt. Diese Übersetzung ist von
mir; ich arbeitete sie ohne sie je abzuschreiben, Kis corrigirte kaum 6. Worte daran, und sie ward so gedruckt, wie ich sie im ersten Ansatz entwarf. – Wäre ich nicht in
der Epoche
angestellt gewesen, wo man durch die deutsche Sprache die ungr. und lat. zu verdrängen getrachtet hat, mein deutscher Styl wäre vielleicht
rein. – Sie verstehen mich. – So war auch der grosse Pászthory. Er schrieb schlecht deutsch und vortrefflich französisch [!]. Bey
*französisch. <Unter de> Bey
alle dem gestehe ich gerne, daß
*daß <..>
mir unter allen Gaben, die der heil. Geist ausspendet, diejenige am
*diejenige <mir> am
liebsten gewesen wäre, welche die vom süssen Wein berauscht geschienene Apostel erhalten haben. – Ich glaube die Tübingsche Preisrichter werden den Preis niemanden zuerkennen. Bis jetzt hätten sie es schon längst können, wenn sie es gedürft hätten.
Graf Cajetan Rogendorff ist den 7. Jan. bey mir gestorben. Er war Commandeur des toskanischen St. Stefan Ordens und seit 1771. Consigliere bey der Regierung zu Mayland, wo er unter seinem nahen Verwandten Grafen Carl Firmian zu dienen anfing, dann Intendente delle finanze in Padua, bis er 1806. auch diese seine dritte Heimath verlassen mußte. Er flüchtete sich zum Fürst Salm, Bischof von Gurk, der sein Cousin war, und dessen Familie seine Güter mit der Verbindung ihn in alten Tagen zu unterhalten übernommen hatte. Hier ward er 1806.
*180[.] [Átírás.]
Priester. Sie entzweiten sich, und so flog er nach Kázmér, und zu uns. Ich erbte sein kleines Päckchen von Papieren, und einen Horaz, den ihm Firmian schenkte. In diesem Cahier fand ich documentirte Genealogien, einen prächtigen Brief vom Graf Wilcžek an ihn, einen andern vom Minister Kaunitz, einen dritten vom Erzbischof Hohenwart. etc. Welche Schätze für meine authographische Sammlung! Sein Bediente sagt, er habe ganze Kisten ins Feuer geworfen, als sie von Mayland flohn. In Mayland hatte er nicht nur Kammerdiener etc. sondern sogar
Läufer, und für einen Schurken vom Kammerdiener zahlte er eine Schuld von 4000. Golddukaten. – Der Mann hatte viele Gelehrsamkeit. Einst erzählte er mir, Graf Firmian habe durch ihn seinen Kauf von Kupferstichen rangiren lassen, und dies zeigt, daß er auch in diesem Fache Kenntnisse hatte. Nie sah ich einen Menschen vom bessern Ton, von mehr Modestie, und seine Moral war die reinste. Jesuiten hat er gehaßt, von Päbsten sprach er, als hätte er kein talar getragen, aber Catholicismus war ihm heilig. Ich fand in seinen Papieren einige Predigten, die er in Kärnthen hielt. Mich schauderte von dieser
übernatürlichen G
nade zu glauben was die K
irche befiehlt, und ich schlug das Papier mit dem Vorsatz zusammen, es niemehr wieder hervorzunehmen. Mit ihm starb das schöne Geschlecht der Rogendorffe aus. N. B. Sein Vater hatte Carolina Pálffy zur Mutter, und diese war Tochter des Palatin Nikolaus Pálffy. – Ich halte dies für Glanz sogar in
*sogar <für> in
Bezug auf mein Weib und meine Tochter,
*und |meine| [Betoldás a sor fölött.]
und ich bin doch gewiß kein Ahnen-Narr. –
Sie erriethen, was mich in Berzeviczys Abhandlung
beleidigte. – Auch ich zittre für
Auflösung, und sehe, daß diese nicht
unmöglich ist. Aber ganz anders ist es, wenn man davon zitternd spricht, anders, wenn man davon
*<sie> |davon| [Betoldás a sor fölött.]
mit
ruhigem G
eist, sogar
es wegen
Gold und
Commerz wie
von etwas wünschenswerthem spricht. – Ich habe hievon auch an Koczok, meinem alten Schulfreund geschrieben, und B. war bey K. als mein Brief hinkam. K. forderte mich auf, um mich zu expliciren. Ich that es. Ich bin gegen Bs viele und grosse Verdienste nicht blind, ich weiß, daß man nicht
türkisch denken müsse: aber was wird aus einem Volke, das wie B. denkt? Umænderung der Constitution etc. à la bonne heure, wenn ihm nicht mehr auszuweichen ist: aber politischer Mord – Auflösung – und das wegen Gold! – Weg! weg! –
Ich erwiedre meine Wünsche zum neuen Jahr. Gott mache Sie zum Vater! –