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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1808. július 16.
Széphalom den 16. Jul. 1808.

Mein Herr Professor,
Verehrungswürdigster Freund!
Ich habe Sie dem Hofrath Vay an die Stelle des seligen Nitsch vorgeschlagen. Auch sprach ich mit den erstern Männer der Conferenz, und entwarf ihnen Ihr Bild, um sie*
sie [Átírással javítva.]
für Sie zu gewinnen. Ich war schon fast sicher meines Gesuches, da sich eine Cabale entspann, die ich Ihnen nur mündlich erzählen kann. Einige dachten daran, daß man auf diese Stelle nicht mehr ein Glied Ihrer Kirche, sondern eines der unsrigen bringen soll. Der grosse Mann, der dort das Ruder führt, begegnete diesem Bestrebnisse damit, daß er seine Motion mit der Erinnerung begann, man könne den nexus, der zwischen den fratres Augustani mit uns in Rücksicht der Katecheten besteht, nicht auflösen, und bat also die Versammleten bey der Erwählung des neuen Prof. der deutschen etc. Sprache darauf zu sehn, daß dieser ein Ewang-Luth. sey. – Man sagte, die Luth. haben diesen nexus schon aufgehoben, da sie in Leutschau keinen Ref. mehr zum Prof. der ungr. Sprache haben, aber Vay antwortete, daß man Beyspiele nur in Guten befolgen müsse. Er lenkte die Beratschlagung darüber so, daß sie mit wenig Worten aus war; man trug ihm auf,*
auf, <sich>
uns von dem Supr. Inspect. Eccl. & Schol. Aug. Conf. ein würdiges Subject auszubitten, und dabey blieb es, ohne daß man Ihren oder irgend jemands Namen vorgebracht hätte. – Sie könnten dies mir als Mangel an Freundschaft anrechnen, denn in ähnlichen Fällen hat auch das schon einen Werth, wenn man genannt und empfohlen wird; ich muß Ihnen also etwas erzählen, was mir da unter vier Augen begegnete:
Ich erinnerte mich, daß im vorigen Jahr einer der in Patak angestellten Ober-Professoren mir Ihren Namen genannt hatte. Ich glaubte also, Sie seyen an ihn*
<mit ihm> |an ihn| [Betoldás a sor fölött.]
durch eine persöhnliche oder wenigstens literärische engere Bekanntschaft geknüpft, und meinte daher, ich würde ihm etwas sehr angenehmes sagen, wenn ich Sie ihm empfehlen und um seinen Beystand bäte. – „Rumi? fragte er; derjenige Rumi, der sich anmaßte, dem nach Arabien reisenden k.k. Offizier Vorschriften wie ein Mihaelis etc. zu ertheilen?” – Wie das? sagte ich. „Welche Keckheit ist das, war seine Antwort, daß ein particulärer Gelehrter sich so was beykommen läßt?” – Ich dächte doch, dies sey mehr zu seinem Lobe als zu seinem Nachtheil; denn durch eben das Blatt, welches ich 1807. in Januar in Ihrer Hand sah, Herr Prof., waren ja nicht nur ganze Collegia, sondern auch jeder einzelne Gelehrte aufgefordert, ihm solche Winke zu ertheilen. – Er nannte dies alles in Ihnen Charlatanérie, Immodestie etc. – Ich trat beschämt zurück. Doch eben fiel es mir ein, daß der Sauertopf einst den Prof. Humanior. Nagy*
Humanior. |Nagy| [Betoldás a sor alatt.]
einer Art Narrheit zeihte, daß er Verse schrieb! – Ich begriff ihn nicht. Er antwortete mir, daß es wirklich eine Art Narrheit sey, Verse zu schmieden, sie zusammenzuhäufen, sorgfältig aufzubewahren,*
zusammenzuhäufen, |sorgfältig aufzubewahren| [Betoldás a sor fölött.]
und da sie zu*
sie |zu| [Betoldás a sor fölött.]
ein hübschen Häuflein angewachsen sind, drucken zu lassen. – Sie stellen sich vor, wie ich die Augen aufrieß. Mir verging die Lust ihn zu fragen, ob nicht auch Scaliger, Grotius, Heinsius, Janus Secundus, Lottich etc. eben so Verse häuften etc. denn freylich wäre es eine Versündigung wider etc. gewesen, hier das Beyspiel von Horaz, Virgil, Ovid, Tibull zu citiren. – Sie glauben nicht, welche Sonderlinge unsere Scavans lourds in Patak sind. Doch Sie kennen ja die zu Debrezin. Und Narren gibts ja überall. – Ich war Ihnen diese Erzählung schuldig, und ich machte sie Ihnen umso freyer, weil ich weiß, daß Sie ihre Galle gewiß nicht, vielleicht aber Ihr Zwerchfell, aufrütteln wird.
Mir ist es hohe Freude zu hoffen, daß Sie dem armen Nitsch succediren werden. Dann sehe ich Sie sehr oft, und mein Leben wird durch Sie sehr versüßt. Sie wissen, wovon Ihre Ernennung abhängt. Schreiben Sie doch ohne allen Verschub an Ihren Sup. Insp. Ich glaube das ist*
sind [Átírással javítva.]
Sr. Exc. H. v. Balogh. Und sind Sie ernannt, so belehren Sie mich davon. Sie kommen zwischen Sonderlinge. Aber Patai ist da; er ist Ihr Freund. Das sehe ich daraus, weil ein Stammbuchblatt mit dem Bildnisse von Göttingen und Ihrer Inschrift darüber in seinem Zimmer unterm Glase hängt.
Catholiken.*
[Ez a szó a következő bekezdés elé, a lap bal szélére van írva, feltehetően a bekezdés egészére vonatkozik.]
Das*
CATHOLIKEN. [Autográf megjegyzés a lap bal szélén.]
jetzige examen gab einem denkenden Menschen viel Stoff zu Beobachtungen*
zu<m Nachde> Beobachtungen
über die Fortschritte, die der Geist des Zeitalters macht. Gr. Jos. Desőffy, der Dichter, schenkte dem Collegium zu seinem Bau 150 f, Vicegespann Nic. Kállai von Szabolcs 100 f. und ein Jármy, Stuhlrichter eben dort, der vor ohngefähr 20. Jahren Catholisch ward, um ein Mädchen das er liebte, zu erhalten, 300 f. Das ist doch unbeschreiblich schön. Wie schrecklich contrastirt aber mit diesen Dingen, wenn ein Consiliarius Joseph Szatthmáry, gewesener Vicegespann von Szabolch, in meiner Gegenwart jetzt zu Patak seinen Freunden erzählt, er habe die fatale Aussicht aus seiner Wohnung in Tiba in Ungvarer Com., daß er von einem Fenster grade das catholische Pfarrhaus, aus dem andern aber die catholische Kirche zu*
Kirche |zu| [Betoldás a sor fölött.]
sehen gezwungen ist. Um dies nun zu verdecken, wolle er in diesen zwey Linien Gebäude errichten (z. B. eine kalvinista Capelle,) an deren Errichtung er sonst nie gedacht hätte. – Höflichkeit erforderte ihm nichts zu sagen, aber ich sah ihm starr ins Aug[e]. Er verstand mich und drehte sich nun jämmerlich, um die Sache gut zu machen, weil es ihm einfiel, meine Gattin sey auch catholisch. Er sagte, er sey nur dem hierarchisten Catholik gram. Ich sagte, ich sey keinem gram, und erzählte eine schöne, herzhebende Anekdote, von dem vortrefflichen Prediger zu Brünn, der aus Leutschau geheirathet hat.
Von Debrezin erschienen hier diesmal nur die zwey Prediger von Böszörmény, Nagy István und Kassai Péter. Ich merkte, daß ein Wort von mir, in der Sitzung selbst, diese besonders attent machte, so wie darüber Hofrath Vay sein helles freudiges Auflachen kaum zurückhalten konnte. Die Rede war: ob in den untern Schulen Mathematik gelehrt werden soll*
soll<te>
. Viele widersprachen Vay oft bloß aus gekränktem Stolz, die Professoren aber, weil er ein scharfer, sie zur Arbeit streng anhaltender Regent ist. Rozgonyi sagt öffentlich, doch nicht in Sitzungen, nem kell nekünk tudós ember Fő Curator, und er hat recht; es wäre ihm unter*
<bey> |unter| [Betoldás a sor fölött.]
einem Klotz mehr gedient. – Ich begriff nicht, wie die Professoren Vay’s Verordnung, Mathematik auch Kindern schon vorzutragen, contrecassiren können, und sprach dafür. Da noch weiter darüber deraisonnirt war, sagte ich: nekünk ezt csak azért is kellene cselekednünk, mert Protestansok vagyunk. Ich sah Gesichter, die mich nicht verstanden. Die Erklärung folgte also ununterbrochen. Ha a’ gyermek mathematicát tanúl, az elméje észrevehetetlenűl ahhoz szokik, hogy semmit sem fogad-el igaznak, a’ mi nem demonstráltatik, az pedig Protestans hit. Dieser Funcke warf Flammen auf.


[Címzés a borítékon:]
à Monsieur
Monsieur Charles George
Rumi, Professeur
_____
franco.
Leutschau ou Igló.

von*
[Innentől idegen kéz írásával.]
Franz v. Kazinczy.
Széphalom, 16. Jul. 1808.