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Kazinczy Ferenc – Kovachich Márton Györgynek
Kassa, 1788. január közepe

Verehrter Freund!
Wie glücklich macht mich Ihr lieber Brief! Er sagt mir daß Sie mich lieben; und glauben Sie mir, ich kenne den Werth Ihrer Liebe, Ihrer Achtung. Er eifert mich zu der Betreibung meines Unternehmens an, und über alles dies, giebt er mir noch Gelegenheit an die Hand von der Zuneigung des Hofraths Lakits versichert zu seyn. Dieser Mann gab ihn mir mit so viel Seelen-Güte über, daß der Brief mir, auch dann, wenn er weniger interessante Stärke enthalten hätte, immer sehr theuer gewesen wäre. Er streichelte sogar meine Wangen. Sagen Sie mir, ist das so seine Art, oder thut er das weil mich die Natur klein gebaut, und zu*
und |zu| [Betoldás a sor fölött.]
einem Acis und nicht Polyphem geschaffen hat? Ist das letztere so habe ich Entschädigung genug, wenn sonst die colossalmäßige Gardisten auf mich stolz herabblicken, und mich meine Kleinigkeit in vollem Maaße fühlen lassen.
Sie wollen also eine vorläufige Nachricht in Ihren Merkur von dem Ungarischen Parnasse einschalten lassen. Dies freut mich sehr; nicht weil ich dieses schwache Unternehmen ausgeposaunt sehen wünsche, sondern weil ich mir sonach Hofnung mache, unsre Litteratur und Sprache mit auswärtigen Litteratoren bekannt zu machen. Aus eben diesen Grunde habe ich den Tag als mir Herr von Lakits Ihren Brief abgab meine Vorrede ins Deutsche übergesetzt, die ich Ihnen jetzt beschließe. Ich war eben im Begriff ins Ball zu gehen, und mußte mich wegen andre tummeln:*
<..?> |und mußte mich wegen andre tummeln| [Betoldás a törlés fölött.]
entschuldigen Sie also daß ich es*
daß |ich es| [Betoldás a sor fölött.]
so mangelhaft so schlecht verdeutscht schicke. Zum wenigstens ist es darum interessant, weil es einen Blick über die Ungarische Litteratur hinwirft, die vor den Auswärtigen gänzlich unbekannt ist. −
Noch füge ich 4. gedruckte poetische Ausarbeitungen,*
Ausarbeitungen, <bey>
mit ihrer Übersetzung, bey. Vielleicht wird es Ihnen gefallen dieses Stück Ungarisch und Deutsch auch einschalten laßen; zum wenigsten das erste Alzäische, und das 3te welches in Reimen verfaßt ist. Es zeigt von*
von <dem>
unserm Geschmacke in Gedanken und Ausdrücken. Das 2te müßte ausbleiben, denn Kónyi und Zechenter zwey elende Scribler Ungarns stehen darinn, anstatt: Cӕsios, Aqvinos, Suffena Venena des Catull. sowie das 4te welches eine Maurerische δαιμωνια ist.
Ich bitte Sie sehr einmal*
einmal <etwas>
auch über die Ungarische Sprache, Ihre Modulation und Numerus etwas zu sagen. Es ist keine Sprache unter den lebendigen die geschickter wäre zur imitation der Griechischen und Römischen Metrum. Hier haben Sie die Beyspiele: (NB. dies ist nicht nach*
nicht |nach| [Betoldás a sor fölött.]
Ungr. Ortographie, sondern nach der Art geschrieben wie*
wie <Deutsche>
die Sachsen lesen)

– – | ∪ – | | – ∪ ∪ | – ∪ : | :
– – | ∪ – | | – ∪ | –
– ∪ ∪ | – ∪ ∪ | – ∪ | – U

𝔐𝔦𝔫𝔱 𝔞 𝔴𝔦𝔯𝔞𝔥𝔤𝔰𝔷𝔞𝔥𝔩, 𝔪𝔢𝔩𝔩𝔧𝔢𝔱 𝔞𝔷 𝔢𝔧𝔰𝔷𝔞𝔨𝔦
𝔐𝔢𝔯𝔤𝔢𝔰𝔠𝔥 𝔣𝔲𝔴𝔞𝔩𝔩𝔞𝔱 𝔥𝔢𝔯𝔴𝔞𝔡𝔬𝔷𝔞𝔰𝔠𝔥𝔯𝔞 𝔡ü𝔧𝔱,
𝔘𝔥𝔤𝔶 𝔥𝔢𝔯𝔴𝔞𝔡 𝔞 𝔰𝔷𝔢𝔥𝔭 𝔝𝔦𝔡𝔩𝔦 𝔰𝔠𝔥’ 𝔦𝔫𝔤𝔬𝔥
𝔉ö𝔥𝔴𝔢𝔩 𝔥𝔞𝔫𝔫𝔞𝔱𝔩𝔦𝔨 𝔢𝔫𝔶𝔢𝔰𝔷𝔢𝔱𝔢𝔥𝔯𝔢.

Das ist: „Wie*
|Das ist:| „Wie [Betoldás a sor fölött.]
eine Blume, welche der brausende Nordwind zum Verwesen anhaucht: so entblüht die schöne Zidli, und sinkt mit geneigtem Haupte zum Absterben.”

– – | – ∪ ∪ | | – ∪ ∪ | – ∪ : | :
– – | – ∪ ∪ | – |
– – | – ∪ ∪ | – ∪ |

Kehkellöh Wiolahk illatosahschi köst
Szühlt fehrjetlen Anjahm engemet: egj Patak
Menjej tiszta Szerelmet
Ehbresztö tschewegeschinehl.

𝔎𝔢𝔥𝔨𝔢𝔩𝔩ö𝔥 𝔚𝔦𝔬𝔩𝔞𝔥𝔨 𝔦𝔩𝔩𝔞𝔱𝔬𝔰𝔞𝔥𝔰𝔠𝔥𝔦 𝔨ö𝔰𝔱
𝔖𝔷ü𝔥𝔩𝔱*
𝔖𝔷ü𝔥𝔩𝔱 <…>
𝔣𝔢𝔥𝔯𝔧𝔢𝔱𝔩𝔢𝔫 𝔄𝔫𝔧𝔞𝔥𝔪 𝔢𝔫𝔤𝔢𝔪𝔢𝔱: 𝔢𝔤𝔧 𝔓𝔞𝔱𝔞𝔨
𝔐𝔢𝔫𝔧𝔢𝔧 𝔱𝔦𝔰𝔷𝔱𝔞 𝔖𝔷𝔢𝔯𝔢𝔩𝔪𝔢𝔱
𝔈𝔥𝔟𝔯𝔢𝔰𝔷𝔱ö 𝔱𝔰𝔠𝔥𝔢𝔴𝔢𝔤𝔢𝔰𝔠𝔥𝔦𝔫𝔢𝔥𝔩.

Das ist: „Unter duftenden blauen Wiolen gebahr mich meine Mädchenmutter (das ist, unverheuratete Mutter) bey dem himmlisch*
himmlisch<en>
reine Liebe erweckenden Gemurmel eines Baches.”

– ∪ | – – | | ∪ ∪ – | ∪ – : | | | : *
A két sor kapcsos szárójellel összekapcsolva, s ez után beírva.
Sapphisch-Adonisch.
– ∪ ∪ | – |

𝔎𝔢𝔡𝔴𝔢𝔰𝔠𝔥𝔢𝔪! 𝔫𝔢𝔪 𝔣𝔬𝔤 𝔰𝔠𝔥𝔬𝔥𝔞 𝔫𝔧𝔲𝔤𝔬𝔡𝔞𝔩𝔪𝔞𝔱
𝔖𝔷𝔦𝔥𝔴𝔢𝔡 𝔢𝔥𝔯𝔢𝔷𝔫𝔦, 𝔥𝔞𝔱𝔰𝔠𝔥𝔞𝔨 ö𝔰𝔷𝔱ö𝔫𝔢𝔫𝔢𝔨,
(𝔐𝔢𝔤-𝔫𝔢𝔴𝔢𝔱𝔴𝔢𝔥𝔫 𝔞𝔷 𝔦𝔡𝔢𝔤𝔢𝔫 𝔧𝔞𝔴𝔞𝔩𝔩𝔞𝔰𝔠𝔥𝔱)
𝔅𝔦𝔥𝔰𝔴𝔞 𝔫𝔢𝔪 𝔢𝔫𝔤𝔢𝔡ß.

Das ist: „Freund! nie wird dein Herz Ruhe finden, wenn du seinem Triebe (des fremden Beyfalls nicht achtend) sicher nicht*
<be> folgst
folgst.”

Und nun hier etwas aus dem Epitaph. Mar. Theresiӕ von Prof. Szabó in Kaschau:

Mint mikor a morogoh menjröhl orditwa*
orditwa <le tsch>
letschapwahn
a tűschnjil eltilt ßawainktohl, roschapiroschat
Ortzahinkrohl lewon*
lewon <esch>
ehsch as eröht pußtihtja: Meg-hohlt mahr
E ßomoruh ßohtohl olljakkáh lettenek. A Nyelw
Kötwe wan, a wehr hühl, kehsz*
kehsz <lahb>
lahb ellankad; aliglan
Weßnek Lelket; aludt ersehkenjschehgek erekbenn
A mikoronn felotschodahnak mint omlik Egekböhl
Rendithtö dördühlet utahn aʼ sahpor asonkepp
Bahnattohl*
Bahnattohl <az>
as elehbb*
elehbb <beh sart>
behsahrt ßem nedweket ahraßt.
Wehre kiehrt Harzbann foljt; folj most könnje Witehsnek.

Das ist: So wie der von dem brausenden Himmel herabgeschossene Feuerpfeil uns von der Sprache beraubt, den Wangen das Rosenrothe abzieht, und*
und <u>
die Kräfte frißt: so sind sie von den traurigen: Sie ist nicht mehr! werden. Die Junge ist gefesselt, das Blut erfriert, Hand und Fuß sinkt, kaum schnauben sie mehr. Wie aber die entschlafenen Gefühle wieder erwachen, dann träufelt von dem schmerzgeschlossenem Auge wieder Nässe ab, nicht anders, als vom Himmel nach einem gewaltigen Donner der Platzregen stürzt. Vor die in [der] Schlacht sein Blut floß, fließt jetzt die Thräne des Helden!−
Ist das nicht ein eben so herrliche Passage als*
als <irgends>
die Passage irgend eines epischen Dichters, selbst Ossians? −
Wenn Sie poetische Nachrichten anrechnen wollen, so will ich gern Beyträge von diesem Fache zusenden; denn mein Elemen ist das.
Wegen dem Personale meines Bezirkes habe ich nachgedacht. Binnen zwey Monathen erhalten Sie es gewiß. Ich könnte ihn Ihnen jetzt zuschicken, aber*
aber <es fehl >
ich erwarte die Einführung gewissen Schulen die dem Districkte Glanz geben.
Die Theses des Szent Györgyi verdienen gewiß allgemein bekannt zu werden. So wie er selber in Ansehung seiner vasten Lektur und schönen Seele verdient.
Und was machen Sie mit der biographie des Prof. Szabó in Kaschau, die er Ihnen durch H[errn] Tertina zugeschickt hat? Diesen Mann habe ich durch eine kurze Apologie von seinen Verläumdungen glücklich gerettet. Er war durch den grossen nichts bedeutenden Haufen der Rhythmisten und den geschmacklosen Verschnitzlern, die Ungarische Leonine, das ist gereimte distichen schreiben, angegriffen. Er war hierüber aufgebrecht, und schrieb eine Apologie, nicht ganz kaltblütig. Ich stellte ihm vor daß seine Antagonisten hindurch Gelegenheit haben werden ihn noch mehr anzugreifen. Er überließ den Streit mir. Ich that das was ein ehrlicher Mann für die gute Sache thun muß, und der Himmel krönte mein edles Unternehmen. Seit der Zeit schweigt der ganze Hause.
Ich lese hier durch was ich Ihnen schrieb. Alles ist so nachlässig, so geschmacklos, daß ich selbst bey dem Zutrauen zu Ihrer Freundschaft es neuschreiben wollte, wenn es die Zeit zuließe;*
zuließe; <..?>
aber ich bin mit meinen examen und andere Geschäften so sehr überhäuft daß dies*
dies <vo>
nicht mehr seyn kann. Seyen Sie nachsichtig, und gönnen Sie Ihre schätzbare Liebe auch weiter hin Ihren
Orpheus mp.