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Helmeczi Mihály – Berzsenyi Dánielnek
Pest, 1815. augusztus 28.

Wiener allg[emeine] Literaturzeitung 1815 May. Seite 603.

Bersenyi Dán[iel] Versei etc.
Wer frey von partheischer Vorliebe für seine Nation alles Schöne und Gute, es mag auch welchem Boden entsprossen seyn, liebevoll aufnimmt, und nach Vermögen zu fördern strebt, der wird gewisz nicht gleichgültig dabey bleiben, wenn er sieht dass ein Volk sich seinem Schlummer entrafft das sowohl wegen der so groszen Verschiedenheit seiner Sprache von den übrigen Sprachen Europas und seines wenigen Verkehrs mit andern Völkern als auch anderer Umstände wegen lange Zeit in der Cultur nicht gleichen Schritt mit seinen Zeitgenossen halten konnte. Nicht nur im Ganzen nimmt Ungarn seit mehreren Jahren an Cultur zu, sondern es hat auch einzelne sehr ausgezeichnete Männer aufzuweisen die nach etwas höherem als gewöhnlich geschieht, streben. So besitzt es besonders auch mehrere Dichter, die in ihren Werken nicht weniger Genie als geläuterten Geschmack an den Tag legen. Unter diesen nimmt Berzsenyi billig einen der ersten Plätze ein und seine Gedichte verdienen den allgemeinen Beyfall.
Gegenwärtige Sammlung besteht durchgängig einige wenige ausgenommen in lyrischen Gedichten theils in Reimen theils in griechischen Sylbenmaasse, zu dessen Nachahmung die Ungrische Sprache besonders geschickt ist. Unter Berzsenyis Hand scheint diese Sprache einen neuen Reiz bekommen zu haben, indem er allezeit die Diction der herrschenden Empfindung anzupassen weiss. Einige unter seinem[!] Gedichten zeichnen sich durch eine hinreissende Kraft im Ausdrucke, andere durch eine schmelzende Weichheit der Sprache aus. Der Dichter besingt bald die Liebe in ihren verschiedenen Äuserungen, bald die Schönheiten der Natur, bald ist es wehmüthige Erinnerung an die Vergangenheit was ihn zu sanften rührenden Klagen begeistert, bald sucht er den Heldenmuth seiner Landleute durch Erhebung ihrer Ahnen aufs neue anzufachen oder er klagt im strafenden Tone über die jetzige Verderbtheit der Sitten. Nicht selten besingt er das Glück eines rechtschaffenen mit Wenigem zufriedenen Herzens und muntert auf zum Streben nach Tugend und Vollkommenheit. Mehrere seiner Gedichte sind Gelegenheitsgedichte oder an noch lebenden[!] Personen gerichtet und dadurch eben zeigt er wie sehr er die Sprache in seiner Gewalt habe, dass ihm nicht nur die sanfteren Gesänge der Liebe gelingen sondern dass er seiner Leyer*
seiner <Harfe> Leyer
auch erhabnere Töne zu entlocken weiss. Jedoch scheinen seine übrigen Gedichte vor diesen, die er schon in der Absicht sie öffentlich bekannt zu machen geschrieben zu haben scheint einen groszen Vorzug sowohl an Wahrheit der Empfindung als an Einfachheit und Ungeziertheit der Sprache zu behaupten. Im ganzen genommen fällt es gleich auf dem[!] ersten Blick in die Augen dass B[erzsenyi]’s Gedichte kein Modekramm zusammengestolperter nichtssagender Phrasen sondern heilige Ergiessungen eines zart und*
zart<en> und
tief fühlenden Herzens seyen. Es wäre daher wirklich zu bedauern wenn er seinem Vorsatze getreu bleiben und wie er am Ende seiner Gedichte sagt nimmer wieder die Leyer ergreifen wollte.
Unter den übrigen Gedichten befinden sich auch eine Allegorie betitelt a’ Tudományok nach Plato und eine Erzählung a’ Remete, allein diese Dichtungsart scheint dem Verfasser weniger angemessen zu seyn, denn dem letzten Gedichte fehlt es an Wahrscheinlichkeit und an einigen Stellen ist es zu weitschweifig. Der Dichten[!] nehmlich lasst einen Einsiedler erzählen wie in einem Kloster, das jetzt in Ruinen liegt ein Mädchen von ihrem Vater eingesperrt wurde um sie von ihrem Geliebten der zwar aus altem Geschlecht allein arm war zu trennen. Doch das letztere fand Weg in das Kloster und in ihre Zelle zu gelangen. Allein anstatt mit ihr zugleich zu entfliehen, was doch seine Absicht war, sagt er vielmehr in nicht wenigen Worten dass er mit ihr entfliehen wolle und in einer noch längeren Rede wo man mehr den stolzirenden Dichter als die wahren Empfindungen Liebender hört, bezeigt sie ihm ihre Freude über seine Ankunft. Endlich hören sie Lärm, sie bittet ihn er möchte sie umbringen, und er der doch auf alle Fälle hätte gefasst seyn sollen durchsticht sie als obschon alles verloren wäre, hält ihr dann eine Parentation und bringt auch sich selbst um.
In den lyrischen Gedichten befinden sich viele Stellen aus Horaz, einige haben ihr Daseyn ganz dem Horaz zu danken, und in andern ist wenigstens die Gedankenreihe mancher horazischen Oden beybehalten worden, besonders ist dies der Fall in mancher derjeniger Oden die gewissen Personen zugeeignet sind. Wir wollen uns hier des Beyspieles enthalten was dies, jedem Lesenden ohnehin in die Augen fallen wird. Aus[s]erdem aber bemerkt man auch öfters häufige Reminiscenzen aus Matthisson, Schiller u s. w. So ist zum Beysp[iel] folgende Stelle in dem Gedichte az Est S. 116 in der 9. Strophe ganz im Matthisson:

Illy sz[ent] csendesség ölében
Hallgatott minden ’s így állt etc – egész az Isteni szüz karjait Versig.

Siehe Elysium Seite 6. u. 8. Ferner vergleiche man das Gedicht a’ Mulandóság S. 122. mit der Elegie in den Ruinen etc. und mit Kisfaludy Eingange zum dritten seiner poëtischen Erzählungen. Dann von dem Gedichte az élet korai S. 166. die drey ersten Strophen mit Schillers Resignation. Die Diction ist zwar grössten Theils passend einfach und nicht mit unnützen Beywörtern überladen allein der Dichter gefällt sich nicht selten zu sehr im Gebrauche der Mythologie. Mythologie mag zwar in manchen Gedichten an ihrer Stelle seyn, allein wenn der Dichter durch Namen aus der Mythologie (: und auch diese sind bey B[erzsenyi]*
bey <.> B[erzsenyi]
gewöhnlich nicht blosz von Diis major[um] gentium und gewiss manchen seiner Lesern[!] unbekannt) das Gedicht erkältet, und die Empfindung die er erst so tief erregte, wieder Zerstört, so wird man es wohl schwerlich billigen können. Ausserdem trifft man auf mehrere Stellen die sehr unangenehm überraschen und das ganze Gedicht verunstalten, die mehr von dem kalten Ordner als dem fühlenden Dichter hingesetzt zu seyn scheinen zB. S. 130 das Gedicht a’ Reggel:

Már keleten pirulnak az Egek
A’ virradó hajnal mosolyog
’S a’ tündöklő aranyos fellegek
Közt ragyogó fáklyája lobog.

A’ pacsirta hangicsálva repdez
Víg örömét zengve kiönti
A’ kis fecske ’s elefánt örvendez
’S a’ feljövő napot köszönti.

Welch eine üble Figur macht hier der Elephant! – so auch wenn er von einem Weisen spricht, der die Tugend unterdrückt sieht, und sich traurig in die Einsamkeit zurückzieht dann weiter fortfährt: szenelője mellett tépi bajúszát. Wer fühlt nicht das Niedrige dieses Ausdrucks? Oft drückt er sich auch sehr unbestimmt aus, wenigstens kann*
wenigstens <kamn> kann
man öfters keinen zulänglichen Grund angeben, weswegen er lieber eine ungewöhnliche und unschicklichere Metapher für andre gewöhnlichere und schicklichere gebraucht. Was soll man z B. denken wenn er in seiner Ajánlás spricht:

E’ két remek dísz kéri méltán
A’ Ganymed’ pohar[át] etc.

Ferner wenn er S. 123. in dem Gedicht a’ mulandóság spricht:

Itt a’ forró lelkesedés
Plutarch’ karjára dűlve. – Da könnte man wohl billig fragen warum stüzt sie sich den gerade auf Plutarchs Arm. Dieser Ausdruck ist wenigstens sehr unbestimmt und weit hergehohlt.
In Hinsicht auf die äussere Form der Gedichte, mag es wohl manchen befremden dass da die langen und kürzen wenigstens nach dem Urtheile der meisten neueren ungrischen Dichter in der ungrischen Sprache so fest bestimmt sind, diese dennoch in ihren gereimten Gedichten noch immer nur die Sylben zählen ohne auf die Länge oder Kürze dieselben nur im Mindesten Rücksicht zu nehmen. Von B[erzsenyi] hatte man um so mehr hoffen sollen dass er diese Schönheit nich[t] vernachlässigen werde, da der grösste Theil seiner Gedichte in griechischen[!] Sylbenmaasse geschrieben ist. Übrigens gebraucht er sehr oft falsche Reime z B: rohanása mit váza, rátok nyájasságok, szépet szívet etc. er setzt dort männliche Reime hin, wo in der vorigen Strophe weibliche waren, und oft gebraucht er kurze Endsylben für männliche Reime die doch nur blosse Assonanzen sind, und bekanntlich in keiner Sprache für Reime gelten können.
Was die Ausgabe betrifft, diese ist schön und correct. Nur können wir uns nicht erklären was doch den Dichter oder Herausgeber bewogen habe nicht immer dieselbe Orthographie zu beobachten. Man liest an einigen Stellen: Küprisz, an anderen Cyprisz etc.
Ez a’ recensio. Most tégy mindent a’ mit jónak itélsz ’s küldd mennél előbb mert Trattnernek előpénzt is adtam már. Ne nevezzük e a’ most küldött új darabokat 4dik Könyvnek? Megtartsuk e az első kiadás rendjét, ’s nem volna e jobb különválasztva adni a’ mért verseket a’ rímesektől juxta ordinem chronologicum, ’s ezt te magad tudod legjobban. Küldd meg azon jobbítást is mellyet Bilkeihez küldél mert azt nem vevém még tőle.
Egy nyaláb könyve van nálam letéve gyermekeid Informator[ának] Trattnertől, alkalomadatva általküldöm. Élj boldogúl. Tenger a’ dolgom. Siskovicsom’ atyja halálán van. Épen ma éjfél után küldém le postán Úrfimat hogy életben lelhesse.
Pest Aug 28kán 1815.