Euere Excellenz, Hochgebohrner FreyHerr,
Hochgebietender Präsident!
Die Bewohner meines Bezirkes geben zum Grunde ihrer bestrittenen Abneigung gegen das Institut der Normal National Schulen zwey Puncte an; erstens daß die Lehr-art, die in dem Felbigerschen Methodenbuch vorgeschrieben wird, nicht philosophisch gewählt, – zweytens, daß in solchen Schulen die Verbreitung der deutschen Sprache auf Unkosten und gänzlicher Unterdrückung der Ungarischen Sprache zur Absicht genommen sey. Ich dachte auf Mittel diese Vorwürfe zu heben, meine Populäre von ihrem Irrthum zu überführen, und ihnen zu Unser[!] Institut mehr Zutrauen einzuflössen. Hiezu bot sich mir bey der Einsetzung der jüngst ernannten Königlichen NationalSchulen Visitatore dieses Bezirkes in ihr Amt die erwünschteste Gelegenheit dar; denn die für sie herabgediehene Instruction enthielt nur Vorschriften über die politische Behandlung des Amtes. Und so entstund dieser kleine Aufsatz, den ich, weil ich ihn öffentlich vorlas, bey allen den Fehlern, die ich darinn wider die mir fremde Sprache begieng, Rede zu nennen wagte. Ich liess ihn Deutsch, und auch Ungrisch drucken, und streute ihn unter den Comitats und Cameral Beamten, den GrundHerrschaften und Orts Vorstehern, Local Schuldirectoren und Lehrern aus, welches mir itzt um so nöthiger zu seyn schien, weil man in den letzhin gehaltenen Comitats Versammlungen von Abaujvár, wo ich als Innhaber einen[!] kleineren Gutes und Gerichts Tafel Beysitzer Sitz und Stimme hatte, mich zum Geständniss, dessen, daß unser Institut verderblich sey aufforderte, und in der Repraesentation, die die Stände an Seine Majestät ergehen liessen, um die Abschaffung derselben gebeten war. Bald darauf (denn unter der Zeit der Congr[egation] war die Rede schon gedruckt) wurde diese in zwei öffentlichen Blättern recensirt, meine Vorsichtigkeit und Patriotismus angepriesen, allen die Sache selbst und die Vorkehrungen mancher anderen NationalschulInspectoren so angerührt, daß diejenigen, die meine Rede nicht gelesen haben, und sie nur noch die Recension kennen, glauben müssen, daß dasjenige was ich Seite 6. und dann wieder 22. 23. 24. sagte, nicht das Werk des National Schulen Inspectors, sondern blos des bekannten Freundes der Ungarischen Litteratur sey. – Und so geschah es, daß ehe ich’s vermuthete, der Reformirte Prediger zu Kommorn[!], Pétzeli, in der gelehrten Zeitung, und bald darauf auch ein anderer Mitarbeiter eines öffentlichen Ungarischen Blattes dessen erwähnten, meinen Patriotismus anpriesen, zugleich aber wider die Anstalten mancher National Schulen Inspectoren, die sogar die Ungarische Orthographie aus den Schulen verbannt haben sollen, klagten; – und dies giebt mir Anlass zu vermuthen, daß Herr Pétzeli und der andere Recensent, das was ich Seite 22.–25. sagte, nicht als das Werk eines öffentlichen Beamten sondern blos als eines Freundes der Ungarischen Litteratur betrachten.
So sehr es mich schmerzt, daß man in diesen meinen Schritt einiges Misstrauen setzt, so bin ich von der andern [Seite] überaus froh meinen Zweck, in meinen Landsleuten gegen Euere Excellenz wohlthätige Absichten mehr Zutrauen zu erwecken nicht ganz verfehlt zu haben. Und nur dieser so weit gelungene Schritt, nur dieser nicht ungewünschte Erfolg macht mich so kühn, mich zu Euerer Excellenz zu dringen, und diese unbeträchtliche Blätter Ihnen zur Einsicht und gnädigster Begnehmigung eizureichen.
Daß ich bey einem Fache angestellt bin, wo ich nicht blos als Miethling diene, ist Euere Excellenz Gnade: daß ich in den Genuss eines Gehaltes gesetzet bin, der mir den Neid so vieler anderer zuziehen darf, ist blos Ihr Werk. Alle meine Hofnungen sind erreicht, übertroffen; und mir bleibt nichts zu wünschen übrig, als daß meine Bemühungen ein so glücklicher Erfolg kröne, daß Euer Excellenz daraus entnehmen mögen, daß ich das Glück unter ihrem Obhute und Wunsch, meinen Pflichten so nachgehen können, damit Euere Excellenz fühlen, daß ich das Glück unter Ihrem Obhute und Leitung dem Staate, aus dessen Schoosse[!] ich entsprossen bin, und dem[!] gesunden Vernunft, die auch hier Hilfe fordert, dienen zu können schätzen weiss. Ausser dem schon in sich selbsten belohnenden Gefühl Gutes gewirkt zu haben, kenne ich keinen höheren Lohn, als das Glück Merkmale von ihrer Huld vorzuweisen zu können.
In tiefester Ehrfurcht verharre ich
Euerer Excellenz,
Ihr unterthänigster:
Franz von Kazincz[!]
Kaschau, den 3ten Februar 1790.