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Kazinczy Ferenc – Mailáth Jánosnak
Széphalom, 1823. november 3.
Széphalom den 3ten Nov. 1823
Gerührt danke ich Ihnen, Verehrter Graf, für den neuren Beweis Ihres unschätzbaren Andenkens und die autograph[en] Beiträge. Ihr Brief kam zugleich mit dem Bogen der Hébe, aus welchem ich sah, daß das Schwerdt der Rache Sie zum Verf[asser] hat. Als ich acht Tage früher den Bogen erhalten hatte, in welchem der Anfang dieser lieblichen Dichtung steht, und ich mit meinen Muthmassung bloß um meinen Szent Miklósy schweifte, aber sah, daß er das nicht gedichtet haben kann, rief ich einigemahl*
ich <sehr> einigemahl
auf: Welch ein Stern geht hier unserer Literatur auf! Ich freue mich Ihres schönen Triumphs; aber mit Neid.
Mit Ungeduld sehe ich dem Erscheinen Ihrer Magyar[ischen] Gedichte entgegen. Was wird doch das äussere Deutschland darüber urtheilen? – Leider muß ich Ihnen jetzt mit erneuerter Scham gestehen, daß ich den Dachs weder im fascikel Ihrer Briefe, noch in meinen übrigen Papieren finde, wiewohl ich das Blatt überall gesucht habe, wo ich es verlegt haben konnte. Meine verschiedenartigsten Beschäftigungen haben meine Papiere in Unordnung gebracht.
Sie fragen mich über meinen Sallust. – Ich theile Ihnen seine zwey Vorreden mit, als dem Manne, zu dessen Geschmack ich das überlegenste Vertrauen habe, und bitte Sie, mein Herr Graf, auf das innigste, mir Ihr Urtheil darüber zu sagen. Ich bin sehr besorgt, daß diese spielende, petillante Entgegenstellung des Sallust mit Cicero vielleicht nicht über gearbeitet ist, u[nd] zeigt daß ich meine zwey előkép ziemlich gut aufgefaßt habe; vielleicht auch sehr nöthig ist, um die Leser mit den zwey Grossen in Bekanntschaft zu bringen, deren Werke Ihnen durch mich vorgelegt werden; aber besser vor einem neuen als vor den Werken eines Alten stünden. – Doch urtheilen Sie selbst, und frey. Ihre Belehrung wird mir noch lieber als Ihr Lob seyn, und Sie wissen dloch, wie sehr ich Ihrem Beifall verdienen zu können wünsche. – Der Beschluß scheint mir MATT, u[nd] wenn Sie diesen Beschluß umarbeiten wollten, wäre mir unendlich lieb und erwünscht. (Der Beschluß habe ich heute in der Nacht umgedichtet.)*
[A zárójeles megjegyzés Kazinczy sajátkezű toldaléka a lap alján.]
Annyit bibelődtem rajta, hogy egészen összezavart, s igy más segédjére szorultam.*
[A magyar mondat folytatólagosan van írva, tehát nem utólagos beszúrás.]
Das Exemplar des Sallust, das ich zum Druck bestimmt hatte, war schon rein abgeschrieben, als Graf Vinzenz Sztáray, neveu vom Cardin[an] Migazzi, mir den 10ten Octob[ris] seinen Sallust, edit[ion] Burnouf, aus der schöngedruckten Ausgabe des Lemaire, Paris 1821. 8. selber brachte. Nun erwarte ich von Döbrentei die Abhandlung des Dussault über Sallust, u[nd] Alfieris italien[ische] Übersetz[un]g, von der ich schon par anticipation in der Vorrede spreche, weil ich sie aus Burnouf kenne. Und so soll mein Sallust in wenigen Monathen der Censur übergeb[en] seyn. – Ich bitte Sie unterth[änigst] meinen Freund Igaz rufen zu lassen, und ihm die Vorreden zu übergeben. Vieleicht findet er Mittel, dass das Werk gedruckt werde, ohne dass ich die Kosten hergebe, welches mir da mein Process noch immer nicht zu Ende ist, schwer fiele.
Ich liege als convalescent im Bette umringt von meinen jüngst[en] Kindern, die spielen, springen, schreyen u[nd] jauhzen, dass es eine wahre Vatersfreude ist. Kein Wunder wenn mein Brief die Stöhrung in welcher ich schwebe, zeigt. – Meine Frau, mit ihren vom Vater geerbten Medicinischen Kentnisse hat mich dem Anfall eines Nervenfiebers und einer quahlvollen Lungenentzündung entrissen. – Heute vor 8 Tagen (den 27 sten Oct.) trat ich in mein 65stes Jahr. Meine Antithetische Vorrede zu Sallust könnte Leser die mich nicht sahn, zu den Glauben bringen, dass ich 25 alt bin. Wäre nur die Lebhaftigkeit meines Geistes Bürge, daß ich lange leben werde. Meine armen Kinder haben meines Lebens nöthig. Es ist grausam was der Bruder meiner Frau mit uns thut.
Leben Sie wohl, verehrter Graf, und behalten Sie mich in Ihrem gütigen Andenken. Ich erwarte Ihr Urtheil über die zwey Vorreden mit Ungeduld.

Da ich nicht weiß, ob meine Übers[etzung] des Herbstes in Ihre Hände kam (es sind mehrere Monathe, daß ich sie Ihnen zugeschickt habe), schließe ich sie hier auch bey. In Distiche wußte ich sie nicht bringen. Auch ist die darin herrschende Sentimentalität mehr für diese Form geeignet. Elegien sind kläglich; aber sie hüpfen doch.