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Kazinczy Ferenc – Mailáth Jánosnak
Széphalom, 1821. augusztus 20.
Széphalom d[en] 20. Aug[ustus] 1821.
Hochverehrter Graf,
Ihr braver Neffe Graf Anton hat die Gefälligkeit gehabt, mir meinen Sallust zu übergeben. Baron Malonyai hat ihn den Tag seiner Inauguration zum Assessor des Zempliner Comitats ernannt, und mein Compliment, welches ich ihm darüber gemacht, war, daß er seinen Richter Stuhl bey der Kön[iglichen] Tafel haben möge. Ein würdiger Zweig des Hauses, welches uns so viele grosse Männer gab.
Der Eizug unseres Administrators war königlich. Als er die Führe an dem Sajó bey Köröm betrat, empfing ihn eine Laube, in die die Führe umgewandelt war, mit dem Vers des Prof[essor] Kézy, an dem ich aber etwas bessern mußte.
Örvendez a’ Sajó, ’s zúgnak víg habjai,
Midőn szélére ér a nagy Malonyai.
Szép folyam, vidd-által Zemplény’ határára,
Csókolgassd nyomdokit, ’s add néki tudtára,
Hogy a’ kies Megye repes örömébe’,
Lelkes Kormányzóját fogadván keblébe.

Kézys Vers gefiel niemanden, man forderte von mir einen andern. Ich gab das, was ich hier unterstrichen habe, und nun ward der Vers beklatscht, als wenn es was grosses wäre. Sie wissen, mein Herr Graf, wie wenig ich Alexandriner, und dazu noch in unscandirten Zeilen schätze; und ich glaube nicht unbescheiden zu seyn, wenn ich sie anführe.
Baron Wenkheim, seine zwey Schwäger die Orczy, Lörincz und György, und Vincenz Festetics kamen mit unsern Administrator und gewiß als ein omen laetissimum. Er speiste den 4ten Aug[ust] zu Girincs bey dem Assessor der kön[iglichen] Tafel Joseph Almásy, die Nacht brachte er in dem Almásischen Schloß zu Szerencs zu. Überall empfing ihn eine haranguirende Deputation. Den 5ten speiste er in dem Schloß zu Patak, wo die Zahl seiner Begleiter schon auf 200 zuwuchs. Und so kam er Abends, durch die Insurgenten, dann durch die Trappe der Hayducken, u[nd] der Comitats Hussaren unter dem Donner unserer Kanonen u[nd] Mörser, und Feld Musik an. Vor dem Comitatshaus stieg er aus, u[nd] wurde vom V[ice] Gespann Szemere ungrisch salutirt.
Den folgenden Tag empfing uns der liebenswürdige Mann fürstlich. Seine ungrisch sehr schön gearbeitete und sehr schön recitirte Rede war des allgemeinen Beyfalls, ja Bewunders wirklich wert. Seine erste Sitzung war kurz, denn nun ging er und alles was in der Sitzung war, zu dem Denkmal unserer bey Rabb d[en] 14 Jun 1809. gefallenen. Vier Fahnen waren an das Denkmal angelehnt, die 5te in der Hand des Standartsführers. Obrister Kammerherr Kandó empfing uns zu Pferde. Ober Notar Adam Szirmay las seine Rede vor, und nun antwortete ihm Kandó mit seiner starken, gedämpften Stimme. Wenkheim, Oberste von der Pester Insurrection, B[aron] Laurenz Orczy, der bey Raab eine Wunde erhielt, Festetics der mit Vater und Bruder bey der Insurrection war, und Graf Joseph Desőffy, der 1805.*
der <1809> 1805.
seine Bücher mit dem Schwerdt umtauschte, machten die Scene interessant. Ich führte meine zwey ältere Söhne an den Fuß des Denkmals hin.
Dann erfolgte das Mittags Essen, und Abends Illumination und Ball.
Ich saß an der Seite des grafen Jos[ef] Desőffy als der Oberste von Wilhelm Hussaren mit seinen Offizieren kam. Ich machte ihnen Platz, und ging zum 2ten Tisch herab, im Hofe, wo alle die speisten, die im Saal Platz nicht mehr fanden. Und da war ich Zeuge einer Moralität, die mich entzückte. Als man die Gesundheit des verehrungswürdigen Obergespanns Grafen Joseph Eszterházy trank, erschall sein Vivat nicht Einmahl, nicht Dreymahl, sondern Sehsmahl nach einander, und das in langen dumpfen Zügen. – Auch ward seit der Administrator erschien, kein Mittags Essen genossen, ohne daß unsere Zempliner, durch den Anblick der Orczy an ihren Vater, den geliebten Obergespann, erinnert, ihre Gesundheit und sein Andenken ausgerufen hätten. Laurenz Orczy dankte dafür beym Abschiedsmahl in einer Rede, die er vor Empfindung verwirrt hat. Wir verstanden seine Verwirrung.
Der Administrator führt das Ruder in kräftigen Händen. Er hielt Sitzungen 5 Tage nach einander; es ist niemand da, der nicht sah, wie sehr er seinem Amte genug ist. Einige fingen an sich zu regen, aber er imponirte. Und seine Haltung! – Für mich war es eine wahre Augenweide ihn in seinem Stuhle zu sehn. Ich dränge mich nie an die Gefeyerte; nie! Auch habe ich das nicht nöthig; denn ich bin ohne Ansprüche, ohne Hoffnungen. Um so wahrer ist mein Wort.
Der Administrator schlug die Bitte seinen Sohn zum honor[aren] V[ice] Notär zu ernennen dem Assessor der kön[iglichen] Tafel Joseph Almásy ab, und seiner Schwägerin in Topolóvka die Bitte, ihren Fiscal zum Assessor zu ernennen, gleichfalls ab. Er spielte die Rolle des Mannes, der das Gefühl seiner Würde hat, excellent, und das ohne jemand seine Grösse empfinden zu lassen. – Man fragte mich, wie ich mit dem Administrator zufrieden bin, u[nd] ich sagte, ich sey es schon aus aesthetischen Gründen unendlich. Alles zeigt uns Adel und Hoheit.
Ich unterhalte Sie verehrter Graf, mit Nachrichten dieser Feyerlichkeit. Ich habe ähnliche Aufzüge in Menge gesehen, doch keine schönere in jeder erdenklichen Rücksicht. Geist, Herz, Ohr und Aug waren jetzt ergötzt. Literärische Nachrichten fehlen mir jetzt.
Sallust wird in ein paar Monathen fertig, und ich schicke ihn an Igaz. Er mag zusehn, ob er ein Mittel finden kann, das M[anu]S[cript] herauszugeben.
In Major Cserei haben Sie, mein Herr Graf, einen Mann gefunden, den ich nie genug lieben kann. Ist er noch in Wien?
Ich verharre mit der innigsten Verehrung
Ihr unterthänigster Diener
Fr. K.