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Kazinczy Ferenc – Mailáth Jánosnak
Széphalom, 1818. május 31.

MTA KIK M. Ir. Lev. 4r. 5., 195–196.
Széphalom d[en] 31. May 1818.

Verehrter Graf,
Das Geschenk, das Sie mir mit der Handschrift des Fürsten Kurakin machten, ist ein Beweis Ihres edlen Herzens. Empfangen Sie dafür meinen innigsten Dank. Eine Zeile meiner Hand, die ich darauf gesetzt habe, soll meinen Kindern sagen, daß ich das Blatt Ihrer Humanität zu verdanken hatte. Kömmt Ihnen wieder so etwas in die Hände, so sagen Sie sich, daß Sie mir durch ein gleiches Geschenk sehr viele Freuden geben können. Ein Blatt von der Hand des Gr[afen] Vincenz Batthyáni, Franz Teleki, Aloys Mednyánszki würde mir gewiß heilig seyn.
Daß Ihnen, mein Herr Graf, die Bugaczi Csárda meines Orczy gefallen muß, habe ich fast geglaubt. Ihr Geschmack ist nicht der Geschmack unserer Németgyűlölős. Die Herren bewundern nur was einen so pompösen Gang geht, wie die Hexameter des Horvát [!] Endre an Horvát István in dem Tud. Gyüjt. 1818. IV. Heft. Sie sagen nichts; aber Arpad wird darin genannt, und der Herr Pleban von Tét lässt uns wissen, daß er seinen Eltern nach etwas geerbt hat, und also nicht ein gar Nichts ist. Nun das nehmen wir zur Wissenschaft, hören die Hexameter rauschen, und denken dabey nichts. Für Phantasie und für die Gefühle des Menschen hat der Sänger nicht gesorgt. Wenn er nur Arpad erwähnt, und*
erwähnt <hat>, und
also für die Gefühle des Magyar gesorgt hat – das ist schon genug. Einst hat eine ähnliche Herrmannomanie auch die Deutschen stark besessen. Warten wir ruhig ab, bis auch diese Arpado- und Hunyadiomanie vorübergeht. Die Herren werden doch sehn, daß sie, ihrem gewaltigen Wollen zu Trutz, nichts ausrichten. Die stolze Idee eine Herrmannias zu dichten gab ja sogar Klopstock auf, u[nd] sang dafür das göttliche Gedicht des Göttlichen, die diesen hongrais fiefés aber kein göttliches Gedicht ist, vielleicht weil es der Gepide sang. Zuletzt wandelt mich noch die Lust an, mich dessen zu schämen, was mein Stolz bis jetzt war, damit ich diesen Besessenen in nichts gleiche.
Ihre Zweifel, mein Herr Graf, über einige Stellen in der Epistel an Berzsenyi, werde ich nicht in Török-Bálint lösen, wenn ich sie lösen kann, sondern bey mir, wenn Sie mir mein Leben durch einen schönen Tag wieder versüssen, denn bis die Redaction der Tud. Gyüjt. meine Antikritik, welche ich dorthin dieser Tagen abgeschickt hatte, nicht aufnimmt, so wäre es mir nicht rathsam in der Gegend von Keszthely zu kommen. Einer der gewaltigen Misoxenen, die in der Gegend wohnen, würde sich gegen den, der in Kisfaludis Brief an Ruszek d[a]to 14. Apr[il] 1816. als reus criminis laesae Nationis (linguae) vogelfrey erklärt ist, (der Brief ward durch Ruszek in das Archiv von dem Helicon im Original hineingelegt, aber tausend Abschriften sind davon genommen) leicht vorgreifen können, das möchte ich doch nicht. Sie werden wohl wissen, daß meine IX Bände in dem IV. H[eft] der Tud. Gyüjt. in Kisfaludis Geist recensirt worden sind. – Erst muß also die Antikritik erscheinen, die den Köpfen, welche noch geheilt werden können, begreiflich mache, wo es meinem Recensenten fehlt. – Dieser Streit kömmt ganz nach meinem Wunsch; bloß so können wir geheilt werden; u[nd] wahrlich es ist hohe Zeit. Die Beschuldigungen des Recensenten sind, als hätte solche ihm sein böser Geist eingegeben. Erscheint meine Antikritik, so muß jeder bessere Kopf sehn, wie sehr der gute Mann noch zurück ist. – Ich bitte Sie, aufmerksam auf die Erscheinung dieser Antikritik zu seyn. Ihr Einwirken auf die Bessere muß kräftig seyn. Bloß dieses fehlt uns. Es ist traurig zu sehn, daß sogar Baron Alexander Prónay und Graf Ladisl[aus] Teleky nicht sehen was sie sehen sollten. Szemere hat auf eine sehr feine Art in seinem Aufsatze (Tud. Gyüjt. IV. B.) solchen die Augen öffnen wollen. Aber diese feine Art Augen zu öffnen wirkt bey wenigen; hier sind kräftigere Mittel nöthig. Der eine kömmt mit seiner Grammatik und seinem Sprachgebrauch; fragt nicht, ob das Neue, das Fremden Nachgebildete einen Werth hat; ob es den Gedanken oder die Empfindung mahlt; nein, sie fragen nur, ob das so gesagt ist, wie jeder Ungar bis jetzt sprach, und was Herder aus der Anthologie der Griechen (Th[eil] 10. S[eite] 133.) sagt:
Lerne die Lehren der Schule; doch, gleich der Leukothea Binde,
Bist du am Ufer, so wirf sie in die Wellen zurück.
Hallgasd a’ Mester szavait;*
Mester <adot> szavait;
jóra inte. De fátylát
  Mint Leukóthea, lökd vízbe, ha partra kelél. – ist ihnen Sünde und Ketzerey. So auch das Bekannte: Grammaticus non erubescit soloecismum, si SCIENS facit. Keiner unserer Büchermacher befolgt die Regeln der Grammatik strenger als ich; keiner. Aber es gibt Fälle, wo ich sie SCIENS aus den Augen setze. So wirft mir mein Rec[ensent] vor, ich hätte in Bacsm[egyei] Bd. IX. S. 9. gesündigt: Melly napom vala, ha eggyütt tölthettem volna veled. – A’ Recensensnek igaza van, sage ich in der Antikritik: vala és volna nem eggyütt valók. Vala és vala, vagy volna meg volna, kellett volna. De nekem is igazam van. A’ vala és vala, a’ volna és volna nem kedvesen csapja-meg a’ fület. Vádolja hát Virgilt is, ki épen így ’s épen ezen okból így véte a’ Gramm[atika] ellen. Si Pergama dextra defendi possent, etiam hac defensa fuissent. Das ist doch, bey Gott, auch schlecht construirt. Aber Virgil und ich sahn, was der Rec[ensent] nicht sah.
Vielleicht spricht man so in Ihrer Gegenwart, mein Herr Graf; vielleicht bey Teleki László, bey Prónay Sándor, erlauben Sie also, daß ich aus dem Schlusse meiner Antikritik etwas hersetze. – Rec[ensent] nannte meine IX B[än]de, mit einem Atticismus, den ihm kein Verstaendiger beneiden wird, ein lächerliches Gebäude von IX Contignationen, dessen Baumeister, um bessere points de vue und Spaziergänge zu haben, den Obstgarten um das Wunderding bis in die Hälfte abgeschlagen ließ, und um dasselbe kényes külföldi csemetéket, tarka barka virágokat ültettete. Ich fragte ihn, ob es ihm zuwider sey, daß Karlsburg ein Landhaus im Geschmack ital[ienischen] Villen und Tata einen Feengarten der Armida aufzuweisen hat. – N. Urnak az a’ baja, h. nyelve ’s ízlése eggynemű. Sulzer azt mondja h. a’ kinek csak eggynemű ízlése van, annak csak eggynemű ízlése van. Innen van hogy N. Ur akár verselget, akár prózát ír, akár csak Leveleket, mindég pompás beszédű. Mir sagt man nach, daß man in meinen Epigrammen den Schüler der Griechen, in Ciceros u[nd] Sallusts Übersetzung den der Römer findet, daß ich in Marmontel u[nd] Boufflers u[nd] Clavigo Franzos, in Emilia Galotte deutscher, in meinen Sonetten Ital[iener] in Ossian Hősvilág lakosa, im Vak Lantos eldődi Magyar bin – Magyar mindenhol, de nem mint az a’ Magyar, a’ ki idegent soha nem látott, nem mint az a’ Német a’ ki magyarúl jól megtanúlt, hanem mint az a’ Magyar, a’ ki a’ maga nyelve szépségei mellett a’ másokét is érzi, és a’ mit felvehetőnek néz, mind azt felvenni igyekszik. Így bánt a’ Római Iró a’ Göröggel, így a’ Német a’ francziával, így fordítá Homért Voss. a’ Múzák országában Cosmopoliták vagyunk. Ich bat ihn Schillern üb[er] die naive u[nd] sentim[entale] Dichtung zu lesen.
Graf Joseph Desőffy hat in seiner Antikritik Tud. Gyüjt. V. K. auch mit mir u[nd] Göthe gestritten, und mich nicht so modest wie Socrates gefunden. Wider den Mann, den ich wie ihn liebe, werde ich nicht sprechen; auch ist das nicht nöthig; die Sache spricht selbst. Aber über Bescheidenheit habe ich meine eigenen Grundsätze. Socrates sagte, er wisse nichts. Da er mit Allwissenden umringt war, so ist es leicht zu verstehen, was seine Worte heissen. Es war Stolz in dem Wort. Auch ist es wieder wahr, daß auch der Sehr viel Wisser viel nicht weiß. – Ich machte auf die Gepriesene Bescheidenheit gestern folgendes metaphysisches Epigramm:
Félre a’ Gőgössel! Maga van; nincs senki kivüle.
Egy őrűlt újabb Berkeley. – Szánni lehet.
Félre, Szerény! nem van, mert más is volna, ha volnál; –
Ismerem a’ zengést! – szánni, mosolygani kell.
Vagy te: de van más is; törpébbek mint te, tetősbbek.
Úgy hiszed, úgy mondod. – Légy te barátom, Igaz.

Weg mit dem Aufgeblasenen! Er ist allein da; ausser ihm ist nichts da. Ein neuerer wahnwitzig gewordener Berkeley. – Er verdient, daß man Mitleid mit ihm habe. Weg mit dir, Scheinbescheidener, er sagt, er sey nicht da, er sey nichts; denn wäre er etwas, so müsste er bekennen, andere seyen auch da, andere seyen noch mehr. O ich kenne die Sprache, den Sang des Vogels. – Er verdient, daß man ihn bedauere u[nd] zugleich über ihn lächle. – Du

MTA KIK M. Ir. Lev. 4r. 139.

der dich zu seyn fühlst,*
dich fühlst, [A „zu seyn” a sor fölé írva.]
aber auch fühlst daß andere da sind, einer weniger als du, ein anderer mehr als du, und dieses im Herzen fühlst u[nd] mit dem Lippen sagst, – werde, Gerechter, du mein Freund. – Dunkel, aber für den, der mit der Schule der Idealisten bekannt ist, nicht ganz dunkel.
Sie befehlen, mein Herr Graf, daß ich Ihnen meine Meinung über die Wahl sage, die Sie aus meinen Machwerken getroffen haben. Ich bin ganz Ihres Sinnes. Wäre mir aber etwas erlaubt, so würde ich statt des Boldog alkony die Epigramme setzen: E’ liget árnyai köztt ége a’ szép Náisz Apollért. Jene ist eine zu weit getriebene Jugendliche. Diese ist im griechischen Sinn, und weder Idee, noch Einkleidung gestohlen. In Ratschkys Gedichte, scheint mir, habe ich etwas englisches gefunden da dieses mein Epigr[amm] schon gedichtet war, welches diesem zum Vorbild gedient zu haben scheinen könnte.
Der heutige winterliche Tag macht daß ich auch diesen Brief liegend schreibe. – Erhalten Sie mich in Ihrem unschätzbaren Wohlwollen, verehrter Graf. Ich bin

Ihr untertänigster Diener
Kazinczy Ferencz

Eben habe ich ein neues Epigramm gedichtet. Ich lege es noch bey.
Beym Amors Bild, der auf den Löwen reitet.

Mint hajlong a’ gyermek alatt a gyapjas Oroszlán!
’S a’ lant’ zengzetinek vad tüze mint mosolyog!
’S Ő*
Ők [Átírás; a javítás a sor végén megismételve.]
a’ büszke! miként érezteti véle hatalmát,
És hogy egen földön ő egyedül az erős.
Vélem is ezt érezteti most, szép Nícse! miolta,
Elfogva ajkaidon, durva bilincsre vetett.

Welch ein herrliches Wort ist das hajlong. wie das mahlt!*
[A következő szöveg a vers melletti hasábban olvasható.]
Wie krümmlet sich der mit Wolle bedeckte Löwe unter dem Knaben, und wie lächelt sein wilder Grimm der Melodie seiner Leyer! Und er, der Übermüthige, wie lässt er den Löwen seine Macht, u[nd] dass auf dem Himmel und auf der Erde er allein der Starke ist, fühlen. Auch mich lässt dieses er jetzt fühlen, seit dem er mich auf deinen singenden Lippen gefangen nahm, u[nd] in schwere Bande schlug. –

[Kívül:]

Erlauben Sie, daß ich Ihnen klage, wie mich das Schicksal verfolgt. – Meine Weingärten sind vom Hagel zerschlagen; ich habe keine Lese heuer; – alle meine Pferde haben irgendwo den Rotz geerbt, und ich habe sie so wohlfeil als nur möglich weggeben müßen, Mein sehr hübschen Engländer von Wesselényi ist um 72 f[orint] weggegeben. Die andere kaufte man mir um 170 f[orint] ab. Auch das macht, daß ich Keszthely jetzt nicht sehe.