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Kazinczy Ferenc – Mailáth Jánosnak
Széphalom, 1817. november 27.
Széphalom d[en] 27. Nov. 1817.

Hochverehrter Graf,
Sie befehlen die Übersetzung der arabischen Gnome von dem Grafen Joseph Dezsőffy, Ihnen mitzutheilen. Hier ist sie:

Sírtál, hogy születél, nevetének rendre barátid:
Élj, hogy holtodkor sírjanak, és te nevess.

Befehlen Sie dem Abschreiber, daß er nicht einen Accent zufüge, oder auslasse. Ich habe das Distichon hier so abgeschrieben, wie es für den Setzer einer Buchdruckerey abgeschrieben seyn sollte.
Wo Kölcsey sich dermal befindet, weiss ich nicht. Er ging mit Szemere im Sommer nach Pesth herab, unschlüssig, was er beginnen sollte, und unzufrieden mit seinem Loose, mit seinen Freunden, mit Ungarns Schriftstellern, und mit der ganzen Welt. Eine schön tönende Glocke, die einen Spalt bekam! In seiner Recension der Gedichte Csokonais ist Kenntniss der Sache, Kenntniss des jungen Mannes, dessen Schriften er recensirt hat, eine edle Freymüthigkeit, Partheilosigkeit, vor allem andern aber eine unschätzbare Ruhe und eine bewundernswerthe Reife; man sieht dieser bewundernswürdigen Recension, daß ihm (Kölcsey) Schiller in der Recension des deutschen Csokonay (Bürger) vorgearbeitet hat. Ich habe hier, so wie in seinen übrigen zwey Recensionen (von den Gedichten Kis’s und Berzsenyi’s) nur eine Rüge: – der widrige Ton der Didaxis lässt sich darin zu sehr hören. Besonders in der Recension des Berzsenyi sprach er viel der Schule nach, und offenbar falsch. Berzsenyis Episteln, weil sie ein Mittelding zwischen Prosa und Poesie seyn sollen, behagen ihm, so wie die ganze Gattung – also auch wohl Horazens Episteln und die Epitres von Voltaire – ganz u[nd] gar nicht, und die Jamben sind in seinen Ohren ein widriges Schema. Ich fürchte, Kölcsey hat sich ausgeredet. Dieses Geschäft (Geschichte der ung[arischen] Literatur) könnte niemand glücklicher bearbeiten als Horvát István oder Szemere Pál. Der erstere ist mit sehr heterogenen Dingen befangen, und der andere läßt dieses wenig hoffen. Prof[essor] Rumy zwang mich diesen Artikel für Erschs große Encyclopädie auszuarbeiten; und ich muß es thun; aber bis jetzt setzte ich noch nicht einmal die Feder an.
Ich habe etwas über des Gubernators Hunyadi Geburt geschrieben. Ich widerlege die Fabel, daß er Sigmunds natürlicher Sohn gewesen sey, wofür ihn Heltai, Benkö, Palma, u[nd] andere mehr, machen. Der Aufsatz erscheint in dem January Heft der Tud. Gyűjtemény. Ich will diesen Aufsatz in das deutsche übersetzen, und Ihnen, mein Herr Graf, für das Archiv Ihres Freundes zusenden.
Trattner schreibt mir, daß meine Recension des Beregszászischen u[nd] Síposschen Werkes (Dissert. Philologica de vocabulorum formatione ac derivatione etc. u[nd] Ó és Új Magyar), die die Redaction seit 6 Monathen aufhielt, im Decemberhefte erscheinen soll. Ich würde mich unendlich geschmeichelt sehn, wenn Sie, mein Herr Graf, diesen Aufsatz Ihrer Aufmerksamkeit würdigen wollten. Ich steche ins Wespennest; sie werden mich kreutzigen; aber ich sage dann: e pero si muove.*
[Sic!]
Unsere Lehrer sind nicht bloß die Griechen u[nd] Römer, sondern gewiß auch die Neuern; u[nd] wenn wir ihre Schüler nicht werden, so gehen wir kurz aus.
Ich beharre mit der innigsten Verehrung

Mein Herr Graf
Ihr gehorsamster Diener
Kazinczy Ferencz.