HUN–REN–DE
Klasszikus Magyar Irodalmi
Textológiai Kutatócsoport

Kazinczy Ferenc összes művei
Elektronikus kritikai kiadás

HU EN
Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1811. május 1.
Széphalom den 1. May, 1811.

Theurester Freund!
Heute in der frühe erhielt ich das Schreiben*
Schreiben <des>
H[er]rn Prof[essor] Johann Genersich vom 12. Apr[il] 1811. sammt Ihrem Zettel und den 5 Heften der Leipzig[er] L. Z., von denen das Märzheft für mich sehr interesante Recensionen enthӕlt, z[um] B[eispiel] die Rec[ensionen] von Voss’s Horaz; und nach dem Essen bringt man mir Ihren Brief vom 21 Apr[il]. Ich würde mich in den zwey Genüssen, dem, den mir die Hefte und dem, den mir Ihr Schreiben geben, berauschen, wenn mein Gemüth nicht so zerstöhrt wäre, als er es seit einem halben Monath ist; unangenehmes ist mir nichts begegnet, mich drückt nichts: aber ich bin nach der anhaltenden Arbeit, die ich anfangs April*
April [Átírással javítva.]
unternahm, wie diejenigen, die sich einen Eckel durch Unmaß zugezogen haben. Auch bin ich seit 14 Tagen mit dem Durchblӕttern und In— „Ordnung” — bringen meiner vielen Papiere, die ich einmal wieder durchsehen wollte, so beschäftigt, daß ich zu nichts in der Welt gut bin. Ich wüßte nicht, was ich thun würde, hätte ich nicht*
ich |nicht| [Betoldás a sor fölött.]
meinen sehr großen Garten, der vor 1806 noch nicht einen einzigen Baum hatte; dieser giebt mir genug zu thun und zugleich viele Freude, wenn ich satt, ja überdrüßig meiner Papiere, dorthin mich flichte [!]. Ich schließe meine Litaney von Klagen mit der Nachricht, daß mein liebes Weib und meine liebe Tochter seit bald 8 Tagen zu Kázmér sich aufhalten. Wären sie zu Hause, so würde ich freylich nicht so niedergeschlagen seyn.
Trotz meiner Malacie, die ich Ihnen hier so kläglich klage, hatte ich heute Nacht eine Schäferstunde mit einem der 9 Mӕdchen. (So nannte Ninon Horváth, als zartes Mädchen, das nicht einmal einen Sinn von diesen Worten hatte, und haben konnte, die poetischen Weyhe Stunden; ich meine Ninon, das göttlich schöne, brave Mӕdchen in Nyére. —) Da ich meine Briefe an Sie zugleich an unsern uns, wie ich hoffe, beiden gleich werthen Kiss schreibe, so werden Sie mir die poetische Manie, unsere Machwerke zu produciren, vergeben. Ehe ich aber es produzire, muß ich eine Vorbereitung voraus lassen.
Das Zimmer, wo ich schreibe und schlafe, liegt so:
Mein Bett ist bei a. vis à vis steht an der 10 Schuh hohen Mauer Sophies Bild in Oel gemalt. Sie ist vollkommen getroffen und vortrefflich gemalt; ein junges, ernstes Mädchen,
[rajz]
und man findet in dem Bilde, trotz der Verschiedenheit der Jahre, sie noch immer. Das Bild hängt dort allein, ohne andere Bildern und Gemählden. So wie ich die Augen aufmache, so seh ich das Bild, denn die Morgenröthe erhellt in dem ganzen Zimmer dieses Plätzchen zuerst. — Und nun mein Sonett.

AZ Ő KÉPE.
magának távolléte alatt

Midőn a’ Hajnal elveri álmomat,
’S a’ fény csak lopva csúsz még rejtekembe,
Imádott kedves Kép, te tűnsz szemembe,
’S ah! gyúladni érzem régi lángomat.

Ez Ő! ez Ő! kiáltom, s’ csókomat
A’ képnek hányom részegűlt hevembe’;
Így szóllott! így járt, így mozgott! ölembe
Igy süllyedt, elfogadván jobbomat.

’S most ezzel folynak mint eggykor Vele,
A’ titkos, édes, boldog suttogások, *)
Vád, harcz, megbánás, új meg új alkvások*
Fölötte áth. sor: <Panasz, harcz, és frígy, ’s új új alkuvások>

’S midőn ezt űzöm, mint eggykor vele,
Im a’ nap bé lő a’ jalouxnyiláson,
’S súgárival körűltte*
körultte Az ékezet hiányzik, em.
gloriát von. **)

*) Anspielung auf Tassos bekannte: Teneri sdegni e placide e tranquille Repulse etc.
**) Glória a’ Festőknél az ég’ fénye.

Ihr Bildniss.
in ihrer Abwesenheit.

Wann die Morgenröthe meinen Schlummer verjagt,
Und das Licht erst verstohlen in mein Gemach bricht,
So fällst du, Angebethetes liebes Bildniß, mir (zuerst) in die Augen,
Und (plötzlich) fühle ich meine alten Flammen erglimmen.

Sie ist es! es ist Sie! rufe*
<seh> |rufe| [Betoldás a törlés fölött.]
ich, und in der Trunkenheit der exaltation fliegen meine Küsse dem Bilde zu. So hat sie gesprochen! so ging sie! so hielt sie sich! so sank sie, als sie meine Rechte annahm, mir in den Schooß!
Und nun pflege ich mit ihm (dem Bilde), wie einst mit ihr selbst, jene heimlichen, süßen, seligen Flistern (in plur.) meine Klagen, meine Kriege und Frieden, und immer neue, und wieder neue reconciliationen.
Und als ich dieses mit ihm (dem Bilde) wie einst mit ihr, treibe, siehe, da steigt die Sonne auf, und schießt durch die Ritze meiner jaloux Laden ein, und zieht eine Glorie um ihn her.
Die Reime sind nicht aus der Zahl der Reime, die zu die [!] schönsten gehören. Fast alle entweder terminationes casuum, oder suffixa. Aber das Sonett hat italienische Gluth; Phantasie und Gefühl gingen nicht nur nicht leer aus; sondern sie müssen*
<scheinen> |müssen| [Betoldás a törlés fölött.]
jedem Kalten übertrieben scheinen; und dieses macht selbst Prosa zur Poesie. Ich bin damit sehr zufrieden, und wenn es auch nur darum wäre, weil es meine heiligsten Gefühle darstellt. Theurester Mann, ich bin nicht mehr jung, und bin in das 7te Jahr verheirathet, aber mein Herz bleibt ewig jung, und wenn Sophie nicht mehr schön ist, so ist sie*
sie <es>
in diesem Bildnisse mir ewig jung und unverwelklich. Ich idolatrire wirklich dieses Bild. Vielleicht ist es unter allem, was ich habe, mir das liebste. — Und nun genug hievon.
Nur noch die Bitte, die sehr dringende Bitte an Kis, daß er mir sagen wolle, was er bey diesem Sonett gefühlt habe. Hat es seinen Beyfall erwerben können, oder nicht? —
Meine Preisschrift habe ich seit meinem letzten Schreiben an Sie endlich einmal erhalten. Und nun ist keine Gewalt, die mich von dieser Schrift trenne; ich leihe sie nie mehr aus. Ich will sehn, ob ich etwas für Eichhorn Ihnen daraus noch schicken kann. Hier nur so viel: Wir haben mehr Naselauten als den, der sich in halvány in gewissen Fällen hören läßt. So ein Naselaut ist auch das miért, welches fast wie miér ausgesprochen wird. Auch das hoz am Ende des Satzes wird so wenig, als wäre es ho, gehört; darum spricht man besonders um Debreczin kihe ment, nicht kihez.
Wie sehr ich mich darüber freue, daß Sie an den Annalen wieder Theil nehmen, habe ich Ihnen nicht nöthig zu sagen. Sie wissen, daß ich in Ihnen nicht bloß meinen herzlichen Freund, sondern auch den respectablen Gelehrten schätze. Ja, Freund, wirklich den respectablen, nicht den feilen, verachtungswerthen. Wӕre ich Festetich, ich würde Ihnen für Eins Ihrer Werke so viel geben, daß Sie bey dem Verfall der B[anko]zetteln ohne Sorgen seyn könnten.
Wer ist es unter den stolzthuenden, der so viel Gutes gewirtkt hat? Und Sie haben auch durch*
<bey> |durch| [Betoldás a törlés fölött.]
Ihre kleinern Arbeitungen, bey dem, was Sie Scherflein nennen, unendlich viel Gutes geleistet. Dank, dank Ihnen für Alles, mein Freund, Dank im Namen aller Guten und der Nachwelt. Sind Sie todt, so soll Amélie und Ihr Carl Franz dafür belohnt werden; denn nach Ihren [!] Tod kann man manches, was man jetzt verschweigt, wissen lassen. — Mit der Rec[ension] der Szabó Dávidschen Aeneide bin ich noch immer zufrieden, wie wohl ich sie nicht für mich abschrieb, und nicht mehr recht weiß, was ich alles gesagt habe. Ich weiß nur, daß ich rein mich gefühlt habe, und unverdientes Lob weder annehmen noch spenden will; und wenn ich etwas stolzes beysetzen soll, daß ich Virgiln und die Classiker etwas besser verstehe, als der Professor Humanitatis emeritus.*
emeritus. <Bey>
Manchen*
Manchen [Átírással javítva.]
Classiker kann man frey bearbeiten. Aber wer Virgiln metrisch übersetzt, der läßt von sich alles forden, was zu fordern ist, und Sz[abó] hat das gewiß nicht geleistet, und ist nicht im Stande alles, oder auch nur viel zu leisten. Mir wird es sehr lieb seyn, wenn diese Rec[ension] Lärmen macht. Möchte der Redacteur nur die Apologie der etwas scharfen Recensionen über ungrische Werke nicht auslassen!
Theurester Freund! Den Menschen, welcher Geschenke anzunehmen weigert, könnte ich hassen, wenn dieses Zartgefühl nicht auch Sophie hätte. Ich nehme es stets für das Zeichen*
für |das Zeichen| [Betoldás a sor fölött.]
eines mir unausstehlichen Stolzes.*
Stolzes [Átírással javítva.]
Ich nehme Geschenke immer mit eben der Freude an, mit welcher ich sie selbst gebe. Aber erlauben Sie mir die Frage, ob Sie sich bey dem Geschenk der Leipz[iger] L[iteratur] Z[eitung] nicht wehe thun? Erlauben Sie mir die Frage: ob Ihnen die Versendung der L[iteratur] Z[eitung] etwas kosten. [!] Es sind schwere Zeiten, die wir erlebt haben. Thuen Sie sich Gewalt an, und machen Sie keine Ausgaben. Diese Bitte auch bey exemplaren Ihrer eigenen Werke. Jeden Xr. den wir ersparen können, müssen wir lucro apponere.
Ich zittre bey der Nachricht Ihrer Brustschmerzen. Erhalten Sie sich uns! mir. Der Gouverneur von Siebenb[ürgen] machte beym Landtag eine Motion. Baron Apor, der gelehrte katholische Pfarrer von Clausenburg schüttelte den Kopf. Es ward darüber gesprochen, und Apor verzog seinen Mund. A’ Mélt[óságos] Úr az elébb fejet csóvált, most száját vonja félre: miért az? fragte er ihn. Nun hören Sie die Antwort: Igen is, elébb fejemet csóváltam, azután számat vontam félre: de most már fogamat csikorom, látván hogy a’ kik a’ Haza javára megesküdtek, ellene dolgoznak. — Et factum est silentium magnum. So viel vermag ein grosser, ein rechter Mann.
Ich habe noch Ihren Brief vom 2. Apr[il] unbeantwortet vor meiner. Ich gehe alle seine §§ durch, und finde, daß ich sie hier alle beantw[ortet] habe. Nur ein paar Worte als Apologie von Schillers oder Göthes Xénien.
Ich habe die Xenien nicht gesehen. Ich weiß nichts von dem Buch, als daß Friedr[ich] Stolberg, einst und wohl auch jetzt noch mein Liebling — die angenehme Blume erhielt:
Graf und Christ!
das übrige hat man mir nicht zu sagen gewußt. Aber über dieses Caustische, das ich gerne seiner Reichsgrӕflichen Excellenz dem Joseph Teleki nachsage, ist so treffend, daß ich ihm das Caustische gerne nachsehe. — Ich bin mir bewußt, daß ich keine niederträchtige Handlung begehen kann, denn ich habe mich geübt in dem, was Plinius anrathet: oportet in honesta non tanquam illicita, sed tanquam turpia*
turpia <fa>
vitare. Dieß machte mich zu dem, was ich ward, und nicht ein gewißes Buch, das ich Ihnen nicht zu nennen nöthig habe, und von welchem Andere so viel Schönes sagen wissen, und welches*
welches <mich>
mir zu nichts andere taugte, als mich unsinnig zu machen, und mich in eine Welt zu versetzen, wo mir alles und ewig fremd*
fremd <sey>
ist — es sey denn, daß ich es in Herders Sinn lese, auf welchen Fall es mir voller Achtung werth ist. — Ich bin mir bewußt sage ich, daß ich keine niederträchtige Handlung zu begehen im Stande*
Stande [Átírással javítva.]
bin. Aber wäre mir dieser Einfall gekommen, und enthalten die Xenien Blumen und Dörner, welche diesen gleichen, — bey Gott, ich hätte sie drucken lassen! Grande peccato: ma bellissima invenzione! sagte der Beichtende seinem Priester bey dem Gestӕndniß eine erniedrigende, unnatürliche That begangen zu haben. Meine Tövisek és virágok sind nicht ohne Stachel. Aber in der Collision von Pflichten gegen einen elenden Skribler, der doch auch Mensch ist, und den Pflichten gegen das, was wir haben wollen, — Cultur der Nation und Literatur — wird mich die christliche Nachgiebigkeit nie irre machen. Darf ich scharf recensiren: warum nicht auch einen lächerlichen Narren, der Krippel ist und doch immer vortanzen will, sein Mütschen nicht niederschlagen, daß er ehrlichen Leuten nicht im Wege stehe.
Könnten Sie, der mir so viele Freuden reicht, nicht die Freude machen, irgendwo das Buch (Die Xenien) ausleihen? Ich schreibe sie mir ganz ab, denn groß kann es ja nicht seyn. Aber Bücher kaufen, jetzt, und den erhöheten Preis 5 mahl vergrössert zu zahlen — das möchte ich nicht gerne.
Leben Sie recht sehr wohl, theurer Freund. Ich werde auch im Juli Vater werden. Doch scheint mir nach dem, was Sie mir einst schon schrieben, daß Sie sich verrechnet haben; ich glaubte immer, Ihre Frau reiset schon im May nach Rom. Doch der heilige Vater ist ja nicht da!!!
Bitten Sie unsern Kis, daß er ein paar Zeilen manchesmal mir in Ihre Briefe einschließt. Ich wünschte zu wissen, wie es ihm, seiner liebenswürdigen und schönen, guten Frau, seinen Kindern geht, und was er jetzt arbeitet, — denn er darf nicht ruhen. Seinen Horaz habe ich noch nicht erhalten. — Ob Szentgyörgyi durch das Feuer in Debreczin gelitten habe, weiß ich noch nicht.
Die Schachtel mit der Tufwacke von Golop ist bereits auf der Reise. So auch die Kupfertitel zu den Tövisek und Virágok. Und da dieses Monath Kaufleute von Ujely nach Pesth gehen, so will ich Ihnen auch Ihr Leipziger Heft bald schicken. — Der General Vay, der dieses Jahr den Palatin auf seiner Excursion begleiten will, war mit der Relation die Desőffy und ich wegen dem Zempliner Monument schrieben (so wie manche andere unverderbte Menschen), sehr zufrieden.