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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1810. február 25.
Széphalom, 25. Febr. 1810

Erst heute, mein lieber Freund, bin ich im Stande, Ihre vor mir liegenden Briefe ordentlich zu beantworten. – Ich nehme sie nach der Reihe vor, und gehe von Puncte zu Puncte. –
Sie nehmen jede Äusserung eines Wunsches, jede auch nur leisere Regung für ein Verlangen auf. Ich weiß diese wahre Humanitæt, diesen schönen Zug Ihres Herzens und Ihrer Freundschaft gegen mich gehörig zu schätzen. Lassen Sie mich aber in der Lauterkeit meines Herzens sagen, daß ich nie auf den Gedanken verfiel, daß meine Recensionen mit meinem Namen bezeichnet werden möchten. Ich wollte damit nur sagen, daß ich unerschrocken sähe, wenn solche mit meinem Namen oder chiffre bekannt gemacht würden. Für die Winke, die Sie mir über diesen Artikel geben, danke ich Ihnen aufrichtig. Ich vergaß, daß so etwas, wenn es im Ausland gedruckt wird, dem Einsender Unannehmlichkeiten zuziehen kann. – Dießmal schicke ich Ihnen die Rec. üb. die Gedichte von Andreas Fáy, eines jungen Mannes, der vor zwey Jahren Procurator ward, ohne die Absicht zu haben, je Processe zu führen. Er sah mich nie, und ich habe ihn kaum dem Namen nach gekannt, als er mir das einzige exemplar, das ich bis jetzt sah, zuschickte. Als ich das Buch öffnete, war mein Namen das erste Wort, das ich darin*
darin <...>
sah. Ich zitterte schon Weihrauch schlürfen zu müssen, und ward fast unwillig, daß man mich so ein Vorhaben ignoriren ließ: aber die dedication ist nicht*
nicht <etouffirend>
erstickender Weyhrauch, sondern ein grüner Zweig, den der Grieche einem Unbekannten zum Zeichen des freundlichen Annäherns reichte, und ich war und bin stolz auf das Glück von einem liebenswürdigen Jüngling geliebt zu seyn.
Wallaszkys Schrift veranlasste eine sehr schätzbare Rec. Ich ward darüber entzückt. Ich bekenne dankbar, daraus viel gelernt zu haben. Ich merke der Rec. ab, daß mein Freund uns eine liter[arische] Geschichte liefern wird, und dieße Hoffnung macht, daß mich die Rec. so sehr entzückt hat. Sie haben schon manches geliefert, mein würdiger Freund, was Ihnen einen bleibenden Ruhm und unsere ewige Dankbarkeit zusichern muß: aber diese Arbeit wird Ihren Ruhm noch mehr begründen, uns Sie noch schätzbarer machen. Sie kennen große Muster in diesem Fache, Sie haben eine grosse Leichtigkeit und Anmuth im Vortrage, Sie arbeiten leicht, das zeigen Ihre Briefe, in denen Sie nie verændern; Sie scheinen zu dieser Absicht vieles in Ihren Collectaneen gesammelt zu haben, und haben viele Correspondenten,
die ihnen bey dieser Arbeit mithelfen können. So unangenehm es ist, ein Werk im Manuscript andere lesen zu lassen, so wünschte ich doch, dass Sie dieses thun wollten. Man weiss so vieles nicht, es ist sogar sehr vieles, was Einer unmöglich wissen kann, und manchmal gibt uns sogar ein Olitor opportuna. Ich glaube gewiss, dass Sie uns ein ebenso schätzbares classisches Werk in diesem Fache geben würden, als Schwartner uns in der Statistik gegeben hat.
Herrn Professor Sipos habe ich die Copie seines Briefes überschickt, und ihn zur Herausgabe durch Sie gebeten. Da ich den Brief durch, einen dort durchgereisten Bekannten ihm zugeschickt habe, so erhielt ich noch keine Antwort. Sie fühlen selbst, welchen Dank Sie durch diese schwere Arbeit von uns verdienen.
Ihrer Bemerkung trete ich bey, dass man zum Magnetisiren, und andern dergleichen Garen einen festen Glauben an die thaumahturgische Kraft des Operateurs haben müsse. So glaube auch ich, und eben darum wirkte bey mir Riedeles Cur nichts; und so hatte er nicht unrecht, böse über die nicht erfolgte Wirkung zu seyn, weil ich, die Ursach davon war. —
Dieß erinnert mich auf die, dieser Tage erhaltene Nachricht, dass er durch currentales überall gesucht werde: er hat sich aus seinem mildern Kerker (wo, das ist mir nicht bekannt) geflüchtet. Gott sey ihm gnädig, dem 63 jährigen Greis, wenn er aufgefunden worden ist. — Auch wird es Ihnen nicht unlieb seyn zu vernehmen, Batsányi habe sein Weib unter dem Vorwand, dass er sich auf einige Tage entfernen will, verlassen, und sey mit Maret nach Paris. Dieß sagte sein Weib an Ferenczi, Hofmeister des jungen Almásy, als er Batsányi suchte. Batsányi soll Napoleons Proklamation übersetzt und eine Schrift: Hungarus ad Hungaros während dass der Feind Wien besass, geschrieben haben. Nun war ihm freylich nichts übrig, als zu emigriren. Maret suchte ihn, so wie er nach Wien kam, auf. Sie waren in Kufstein Nachbarn.
Den herzlichsten Dank für Schlüters und Meissners Sallust. Ersterer 2 f. 30 = 12. f. 30. letzterer 3 f. 30 = 17 f. 30 zusammen 30 f! Welch ein Preis! Wo sind wir hingesunken! Doch ich bedarf dieser Werke, und ich zahle ihre Preise gern, und das in Münze. Ich danke Ihnen herzlichst. — Die Wiener Ztg. lasse ich stehn.
Ich empfehle Ihnen Báróczys Andenken. Kézy hat den chronographischen Calcul gemacht. Báróczy ward im Jahre 1736. den zweyten Tag der Ostern geboren. Er selbst glaubte, dieß sey der 11te April gewesen. Er irrte sich darin, dass er das II. für XI. las, denn der 1te Ostertag war den 1ten April, und sein Geburtstag also der 2te, nicht XIte.

Nekrolog.

Alex. v. Báróczy, geboren zu Ispánlaka, in dem Albenser Comitat in Siebenbürgen. Nach rühmlichst geendeten Schulen in dem reform. Collegium zu Enyed, kam er 1761 zu der eben errichteten Ungrischen Leibgarde, wo er bis 1806 von Stufe zu Stufe stieg. Er genoss in dem Hause seiner wohlhabenden Eltern eine Erziehung, bey welcher er die französiche Sprache nicht bloss zum Lesen, sondern auch zum Sprechen brachte. Sein erstes Werk war Kassandra, ein altvaterischer Roman, nach Calprenede. Neu aufgelegt. 2. Marmontels auserlesene moralische Erzählungen. Nicht neu aufgelegt. – 3. Einige moralische Briefe aus Dusch, auf Antrieb seines Freundes und Cameraden, des 1806 gestorbenen Obersten Barcsay übersetzt. Neuaufgelegt. – 4. A’ védelmeztetett magyar nyelv. Wien, 1790. Nicht neu aufgelegt. (Die 2. besten nicht neu aufgelegt, – die zwey unwürdigern neu aufgelegt.) Sein Styl war reizend, aber hie und da nicht gramm, correct. Niemand schrieb und sprach bezaubernder, als Báróczy. Sein Wuchs mittelmässig, nicht fett, die Physionomie nicht einnehmend, sein colorit gelblich. Seine Gesundheit, die er durch den unmässigsten Genuss von Zucker zu erhalten glaubte, so gut, dass er 1808. in seinem 72. Jahr aus seiner Wohnung hinter dem Palais der ungar. Garde bis St. Stefan, ohne zu ermüden zu Fuss gehen konnte. Schon in seinen jüngsten Jahren war Theosophie und Alchymie, in welche er vielleicht durch den unglücklichen Obersten von Székely initirt wurde, seine Liebhaberey, und diese entzog ihn ganz der ungarischen Literatur, die das Objeckt seiner innigsten Theilnahme war. Seine letzten Tage widmete er seit Jahren her dieser Liebhaberey. Französich schrieb er ein einziges Werk, dessen Ausgabe aber die Censur, der er es unterbreitet hatte, nicht erlaubt hat, weil es helle Blicke in die Freymaurerey hatte ponatur suo loco. Sein mündlicher Vortrag war so angenehm, dass seine Cameraden, das élit der ungarischen Jugend, ihm in jüngern Jahren sagten: Verstecke dich in ein Nebenkabinet, und sage so Schönheiten einer unbekannten Schönen, und du wirst sie bezaubern: aber der Zauber wird ihr verfliegen, so wie sie dich sieht. —
Ein Mann von der reinesten Moralitæt und Humanität, und allgemein verehrt, geschätzt, geliebt. Seine intimsten Freunde waren der als Gouverneur von Fiume verstorbene Alexander v. Pászthory, der Oberster Barcsay, und der General Baron Nicolaus Vay. Suo loco inserendum: Er, Barcsay und Bessenyey György gaben der ungar. Literatur durch den Ton der großen Welt, der in ihre Schriften überging, ein neues Leben, und Ihr Beyspiel wirkte bey den Jünglingen, die zur Garde kamen, als B. Naláczy József, Ladislaus v. Biró, Sigmund v. Kerekes, Michael v. Czirjék Anfangs sehr viel; jeder lernte die französische Sprache und übersetzte etwas ins Ungarische. Czirjék gab so Colardeaus Abeillard und Heloise und andere Heroiden in Versen unter dem Titel: Érzékeny levelek. – Báróczy starb in Wien 24 Xber 1809.
Czetter stach sein Bildniss in 8 Format um das Jahr 1802. Es ist nicht ganz gelungen.

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Von Fáys Dedication, bitte ich Sie in der Recension seiner Gedichte keine Erwähnung zu machen. – Haben Sie schon die Wiener Annalen für die 2 Monate erhalten? Ich sah noch nichts davon.

Schöne Literatur. – Pesth, b[eim] Matth. Trattner. Bokréta(,) mel(l)yel Hazájának kedveskedik F.(áji) F.(áy) A.(ndrás.) – Blumenstrauß, dargereicht dem Vaterland von Andr. Fáy von Fáj. 148. S. 8. m. e. K[upfer] und Frontispiz. Fay wohnhaft in Gomba, Pesther Com. Neveu der Gräfin Gyulay Ferenczné.

Diese Erstlinge der Poesien des liebensw[ürdigen] Jünglings dürften von dem gewöhnlichen Leser, wegen dem Mangel an Correctheit und einem gänzlichen savoir faire, ganz anders als von dem, der bey der Kunst ist, aufgenommen werden. Diesen frühen Lenzblumen fehlt zwar der Farbenschmelz, mit welchem Flora ihre späteren Kinder ziert, einige tragen auch die Schuld des Climas, unter welchem sie gebor[en] sind, die allermeisten sind von einem unfreundlichen Nordhauche, ehe sie zur vollen Blüthe gelangen konnten, angeweht und zusammengeschrumpft worden. Doch fehlt den meisten weder der süße Duft, noch der Schmuck der Farben, und dieser Strauß erregt die Hoffn[ung], daß die spätern Blumen, die dieser Boden tragen soll, etc. etc. Schade daß ihn keine geübtere Hand bey der Ausg[abe] geleitet hat, denn ihm verlieh Mutter Natur e[ine] rege Phantasie, zarte und warme Gefühle, seine Sprache wird sich mit mehr Übung läutern, und er bewegt sich leicht, welches bey der Schwerfælligkeit*
Schwerfællig|keit| [Betoldás a sor fölött.]
der Dichter und Schriftsteller Ung[arns] kein geringes Verdienst ist. – Das kleine Stück S. 6. Chloe ist wohlgelungen. Auf die Wangen meiner Chloe reih’t die Scham, da ich sie um Küsse bitte, Rosen. Fliegen ihre Seufzer um mich, so bedecken Lilien ihr Antlitz. Das aus*
aus <4 Zeilen best>
19. Stanzen bestehende Lied, S. 19. Panasz hat auch viele Schönheiten. Schade, daß*
daß <sas>
es nicht gedrungener ist.*
<seyn> |ist| [Betoldás a sor fölött.]
– S. 11. Vígasztalás*
[Fölötte más tintával: Aufmunterung]
und S. 14. An die Rosalie Eines meiner Freunde: Eggy barátom Rózsijára und S. 15. das mit vieler Lebhaftigkeit und schalkhafter Laune gesungene Juratus-dal (Lied e[ines] Juraten) sind werth von Csokonay gesungen worden zu seyn, so wie S. 49. a’ kettős Tavasz (der doppelte Frühling). A’ Szeretők die Liebenden S. 63. A’ fülemilék S. 67. zu den glücklichern Versuche im Ung. gehören. S. 71. beginnen Epigramme in gereimten Versen, und Fabeln in Prosa und berechtigen den Lesern zu frohen Erwartungen für die Zukunft. So ist besonders die Elster und der*
der <Nachtvogel>
Todsvogel, A’ Szarka és Kuvik S. 94. „Immer warf a’ Szarka dem Kuvik vor, er bringe dem Menschen nichts als schreckende*
<...> |schreckende| [Betoldás a sor fölött.]
Botschaften, während daß sie ihm die Ankunft eines freundlichen Gastes meldet. (Csörög a’ Szarka, Vendég jő. Sprichwort.) Dem Leidenden, dem Weisen ist meine Botsch[aft] nicht schreckend, antwortete Kuvik. Sie traten vor das tribun der Menschen, und legten ihm den Zwist zur Entscheidung vor. Zsugori (Chremes, abgefeinter Wucherer etc.) sagte: Einer so schlecht wie der andere, du sagst an, der Mensch müsse sein Geld zurücklassen, und du, der Mann müsse*
[.]üsse [Átírással javítva.]
sein Geld verlieren. – S. 79. A’ Részeg. – Szedte-vette! nézzd csak lábam mint tántorog. Pista, mi dolog ez? tán a’ szoba forog? Bolond, ne engem fogj! ime az asztalrúl, A’ palaczk, a’ pohár most mindjárt földre hull. Sapperment! wie mir die Füsse wackeln! He, Claus, was hat das zu bedeuten? dreht sich etwa das Haus mit mir? Thor, nicht mich mußt du halten, sieh da, die Flaschen, die Gläser fallen gleich vom Tische (verwandt mit Kleists Lied).
S. 99. stehen 4 übersetzte Stücke aus Wielands Sympath[ie] und S. 125. die Harfeninsel von Lafontaine. – Die d[eutsche] Literatur hat weit vorzügl[ichere] Prod[ucte], welche würdiger gewesen wären etc.
S. 32–32*
[Elírás.]
stehen 8 Lieder von e[inem] anderen Jüngling: Karl v. Cserépy, siegwartisirenden, süßlichen Tones.
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Animandi sunt ne desinant.
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