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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1809. november 12.
Széphalom, d. 12. Novbr. 1809.

Liebster Freund,
Cserey schreibt mir den 29. Oct., daß mein Wesselényi todt ist. Er vergaß mir zu schreiben, welchen Tag und in welcher Krankheit. Voll von seinen*
seiner [Átírással javítva.]
militærischen Glanz, – daß er Major (!) ist, breitete er sich nur darüber aus, daß er seine Compagnie zusammenrücken ließ, um ihm eine militærische Ehre zu bezeigen. – Mich kostet es viel, meinen Unwillen über diese Eitelkeit meines sonst sehr schätzbaren Freundes zu unterdrücken. Es thut mir leid ihn so gar sehr klein zu wissen. Ich will Ihnen Data zu einem schönen Artikel im Nekrolog der Leipz. Lit. Zeitung schicken.
Die schöne Tochter meiner einmaligen Herzensfreundin, der verwitweten Gräfin Franz Gyulay, schickte mir mit der heutigen Post drey Blätter von der Hand des Dichters Abraham Barcsay, der aus dem fürstlichen Geblüt der Siebenbürger entsprossen war, und 180[6]*
180 [Az utolsó számjegy hiányzik, emendálva.]
den 3. März starb. Er ist der nehmliche k. k. Obrister, der als ungarischer Dichter sich rühmlichst ausgezeichnet hat. Das eine Blatt ist ein kurzes französisches Gedicht auf Napoleon. Ich wünschte es gedruckt zu sehn, und zwar mit den Namen des ungrischen Dichters bezeichnet. Fräulein Bludowszka würde es mit Vergnügen lesen.

Quel phénomene heureux se léva de cette isle,
Où le sage de Rome fut jadis en exil!
Est ce l’ame de Senéque qu’ inspira le tuteur
Pour venger des Romains avilis la grandeur?
Conquerir*
Conquérir <.> [Az ékezet is törölve.]
l’Egypte et l’offrir au Sultan
S’il vouloit la régir en loyal Musulman;
Révoler en Europe au sécours de la France,
Ou personne ne savoit plus saisir la balance;
Mettre à leur niveau sceptres et la tiare,
Rabaisser d’Albion ambition avare,
Modérer le courroux des altiers Germains,
Apprendre à leurs princes à dévenir humains,
Reculer de la Gaule les limites jusqu’ au Rhin –
Voila d’un mortel le plus brillant destin.

Schade, daß diese Verse schlecht scandirt sind.
Conqué | rir | l’Egypte | et offrir au Sultan.

 Der zweyte pes poeticus besteht nur aus einer Sylbe. Pour conquérir sollte es sein. So auch De mettre à leur niveau – Est ce l’ame de Senéque ist um eine Sylbe zu lang; er nahm l’ame für lám (ungrisch geschrieben), aber der Dichter verschluckt das e am Ende nicht. So reculer de la Gaule und Voila d’un mortel sind nur 5 Sylben anstatt 6.
Das andere Blatt enthælt auch ein französisches Gedicht. Für mich ist es ganz unverstændlich, weil ich kein Kartenspiel kenne.

Arriveé vers sa décadence
Tranquillement vouloit la France
Jouer l’hombre de la Liberté.
Elle fit d’abord une rémise,
Mais à sa plus grande surprise
La béte fut pour la cruauté.
Le jeu*
jeu<.>
devint affreux et sombre
Et jamais, jamais parti d’hombre
Ne fut au monde si terrible.
Car des rois furent coupés,
Des Matadors surcoupés. ein Glied fehlt
l’Angleterre seule inflexible,
Voulant gagner tout on rien,
Crioit toujours: c’ est fort bien!
Si les autres perdent Codille,
J’aurois Malthe et la Bastille.*) *) l’ Habeas Corpus.

Peuples, voila une grande leçon
Pour vous et les races futures.
Si vos chaines déviennent dures
N’imites pas cette façon.
Mais pour être à jamais sures
Ne soyes plus qu’une seule famille. Das Wort seule ist zu viel.

 Das dritte Blatt ist ein ungrischer Vers. Auf der einen Seite zehn Zeilen mit so viel Correcturen, als meine Ausarbeitungen zu haben pflegen. Auf der andern 6. Zeilen mit 4 ausgestrichenen Wörtern. Hier dieses:

Két kies mezeje van magyar Múzsának,
Melly könnyű tért mutat Pegazus’ szárnyának, (Lückenbüsser)
Eggyiken megkötött mértékes lépéssel
Haladhat, a’ máson rithmusi zengéssel.
Megválik majd végén pályafutásának,
Melly részire hajol magyar fül hangjának.

–––––
Ich habe mich heute an die Rec. von Pápays Werk gemacht. Ich verglich die Rec. von Víg László (Kultsárs Blätter 1808. Octob. No. 38.). Da ich einen wichtigen Brief von Pápay mit seiner Antikritik in Hænden habe, hoffe ich etwas Gutes liefern zu können.
Ich bin so frey, Sie um Belehrungen über folgende Artikel zu bitten. Mit wahrer Scham bekenne ich zwey Bücher nicht zu besitzen, für die ich hundert andere hingeben könnte: Adelungs Dictionnaire und das von Bayle.
1.) Was heißt leidig?*
leidig<e>
Z. B. in Ratschkys Gedichten: die leidige Philosophie, nicht etwa das, was ein leider! uns auspreßt? (leidig ist ein schlecht, unnütz, erbärmlich, miserable.)*
[A zárójeles szakasz a sorok közé betoldva.]
2.) Der Jen[aische] Rec. der Commentarii de*
Commentarii |de| [Betoldás a sor fölött.]
bello gallico des Carol. Serra, sagt, Serra, verweile gemüthlich, d. i. mit Wohlgefallen,*
gemüthlich, |d. i. mit Wohlgefallen| [Betoldás a sor fölött.]
bey einer gewissen Erzählung von Napoléon. Und heute finde ich im Herder (7ten Th[eil] des Abschnittes Poesie und Literatur), daß der Character der Deutschen in ihren Poesien Gemüth ist. Ist hier Gemüth so viel als wahre Empfindung? und was ist dort das gemüthlich?
3.) Göthe’s Stella. S. 328 der letzten Ausgabe: „Ja die Tage! die ersten Tage der Liebe! – Nein, du bist nicht zum Himmel zurückgekehrt, goldne Zeit! du umgibst noch jedes Herz in den Momenten, da sich die Blüte der Liebe erschliesst.” – So sprechen zwey Frauenzimmer, die nicht mehr jung sind, oder doch die nicht mehr jetzt lieben. Ist hier das erschliessen a’ virág kinyílik oder a’ virág elnyitott? Geht hier erst die Blüthe auf, oder ist sie schon abgeblüht?
4.) Klopstock sagt in der Messiade (Altona 1780. 4. S. 118.)
Sie wollen ihn tödten,
 Ach sie wollen ihn tödten, den meine Hænde getragen
 Haben, meine Brüste gesäugt, der weinenden Augen
 Mütterlich angeblickt, als er ein blühendes Kind war.
 Diese Ausgabe war so correct, daß Klopstock auf jeden typographischen Fehler einen Dukaten setzte, der ihm angezeigt wäre. Die mit lateinischen Lettern geschriebene Zeile kann also kein error typogr[aficus] seyn.
In der Prachtausgabe Leipzig bey Göschen 1799 (die mich in 6. Bänden 195 f kostet) finde ich S. 141. diesen Vers so umgearbeitet:
den weinende Augen
Mütterlich angeblickt. – So verstehe ich die Construction; aber ganz und gar nicht die ältere. War die ältere zu verstehen? –*
[A lap szélén azonosítatlan kézzel: „Göthe; […] [u.] Stella.”]
 Umsonst! Ganz hinten im Buch finde ich, daß Klopstock die Lesart den weinende für einen Druckfehler declarirt. Wie ist also der w.n zu construiren?