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Kazinczy Ferenc – Rumy Károly Györgynek
Széphalom, 1809. február 24.
Széphalom, den 24. Febr. 1809.

Verehrtester, theurester Freund,
Gestern erhielt ich Ihr sehr schätzbares Schreiben vom 14ten Febr. in welchem Sie mir schreiben, daß Sie die gewisseste Aussicht auf die süssesten Freuden haben. Diese müssen um so süsser seyn, je weniger Sie sie in Ihrer ersten Ehe zu kosten hoffen konnten. Ich nehme herzlichen Theil daran, und wünsche, daß Ihnen Ihre Frau Gemahlin einen Sohn bringe, dem Sie dann Ihren Odem einhauchen werden.
Mit Ihrem Brief zugleich kam auch einer von Hrn v. Koczok, als Antwort auf denjenigen, dessen Double Sie bis jetzt in Händen haben werden. Wie wenig er mich verstanden habe, können Sie daraus schließen, daß er mir schreibt: Nem érem-fel, miképen vétkezhetett volna az író a’ nemzet és ennek dísze ellen, vagy hogy akarna a’ magyarból törököt csinálni? Nun, wie soll ich mit einem Mann, der meinen Worten so wenig Aufmerksamkeit schenkt, streiten?
Auf den wichtigern Punct circa sedes Dominales etc. kein Wort. Läugnen läßt sich das, was ich Ihnen mittheilte, nicht; es ist bis auf den letzten Buchstaben wahr; und wenn es sich nicht läugnen läßt, so ist der V[er]f[asser] des mit der execrablesten Latinitæt, die selbst als Hussaren-Latein schlecht ist, geschriebenen Werks wegen seinem – ich weiß nicht wie ich es nennen soll – nicht zu entschuldigen. K. wiederlegt mich nicht; ja, er schien mich ganz übergehört*
über[..]hört [Átírással javítva.]
zu haben. Dafür begnügt er sich damit, daß er mich einen Archi-Aristocraten nennt – (wollte Gott, man hätte mich 1795. dafür gehalten, so hätte ich nicht 2387. Tage gelitten, und mein Beutel wäre jetzt um 2/3 besser!) – und fragt, ob Mariásy István, bey alle dem daß er die schönklingende Rede hielt, seinen Bauern die Zehnten schenkt, und ob nicht Ragályi István, trotz seiner harangue, seine Proprietæt durch das Blut derer beschützen läßt, die keine haben. Es ist äusserst merkwürdig einen sehr rechtschaffenen Mann, wie K., solche Reden führen zu hören. Ich schrieb ihm, ich wüßte nicht was M. thut; psychologisch läßt es sich aber vermuthen, daß er gütig mit den seinigen umgehn mag; und R. wird die Sorge für das Beschützen der Proprietæt an dem bewenden lassen, der ein*
der |ein| [Betoldás a sor fölött.]
exclusives Recht hat darüber zu disponiren. Ich fragte ihn aber, ob der Apologist der Bauren seine Colonos von den Colonicalen Lasten losgesprochen habe? Es ist sonderbar, daß K. sich einbildet, weil ich das Outrirte in dieser Schrift, das Halbwahre und ganz falsche und die originelle Bilanz nach Verdienst gewürdiget habe,*
habe, <ich sey>
daß ich auch der Absicht des V[er]f[assers] gram bin, und das Gute der Schrift nicht schätzen will. Ich hob von der, morgen abgehen sollenden, Antwort keine Copie auf. – Nun auf den*
den <gle>
§. gleichen Textes in Ihrem Schreiben.
Sie sagen, mein theurer Freund, es sey*
s[..] [Átírással javítva.]
Ihnen nicht bekannt gewesen, daß auch viele andere Edelleute in Ungarn liberale*
li[..]rale [Átírással javítva.]
Grundsätze üb. den ungarischen Bauernstand hegen
. Dann muß in dem Zipßer Com. schrecklich zugehn. Um so mehr freut es mich also, daß ich Ihnen meinen an B.*
an <K.> |B| [Betoldás a törlés fölött.]
geschriebenen Brief mitgetheilt,*
mitgetheilt <habe>
und Sie so zur Kenntniß der Anekdoten von Marjási und Ragályi István, von Orczy Josef und B. Palocsay gebracht*
Palocsay |gebracht| [Betoldás a sor fölött.]
habe. Unholde gibt es überall, und in meinem Land, wo Wissenschaften nicht blühn, gewiß mehr als dort, wo Cultur im Schwunge ist. Aber Menschengefühl ist doch überall zu Hause, und ich muß Ihnen gestehn, daß ich weit mehr gerührt dabey stand, da ein wildbärtiger junger roher Grundherr in Biharer Com., der mit einem csákány anstatt einem spanischen Rohr herumgeht, und von Schöngeisterey so wenig kennt, daß er es*
[..] [Átírással javítva.]
nicht einmahl affectiren mag,*
kann [Átírással javítva.]
– ein so roher, aber guter junge Mann, daß er kaum eine Proposition bis auf das Punktum durchzuführen versteht, – sagte: meg kell kímélni a’ parasztot! sok teher van azon! osztán az is ember! als wenn ein socius Gottingensis mir Abhandlung über diesen Gegenstand schreibt. Hr. v. B.ist und war mir stets ein hochachtungswürdiger Mann, und das gewiß in keinem geringen Grade: aber Vergehen ist Vergehen, und wenn ihn – begangen hätte. Er war durch seinen Gegenstand erhitzt, beleidigte Eitelkeit mischte*
mischte<n>
sich unvermerkt ins Spiel, er fühlt, daß er mehr werth ist als andere, die ihn persönlich von Jos. II. und dann in Ofen, und jetzt gar in Zipß übersprungen haben; er weiß, welche Aussichten seine Mutter, sein Onkel, sein Erzieher Podkoniczky, und die ganze Clerisey der Lutheraner für ihn sich selbst öfneten [!]; und dies macht ihn unzufrieden mit der*
der <Stelle wo>
Stäte, wohin ihn der Zufall warf etc. So lege ich mir wenigstens aus, was ihn uns andern so sehr ungleich macht. Viel war ich in Nére, in Lomnicz; seine Mutter, seine Schwester und Tante haben mir vieles erzählt; ich erinnere mich, wie ihn Joseph, da er vor dem Kayser fast in Thränen ausbrach, den Knopf*
K[.]opf [Átírással javítva.]
am Frakk begriff und fragte, ob der von London (oder Paris) mitgebracht sey; weiß, was mir seine Schwester und Tante, (die H. Boldizsár) auf die Frage ob Gregor bald heurathen wird? geantwortet habe: „Da wäre er ein Narr, wenn er es jetzt thæte; wenn er*
er <...>
Consiliere wird, dann*
[..]nn [Átírással javítva.]
erst kann er eine glänzende Parthie machen.” – Hr. v. B.und die Seinigen glaubten, er wird mit seinen Talenten, seinen Studien, seinen Erfahrungen, durch das Glück bey Carl Zichy immer zu seyn, etc. von einer Stufe zur andern hinauffliegen, und dann sah man, daß ihn*
daß |ihn| [Betoldás a sor fölött.]
sogar ein Alexander Podmaniczky – sogar! sage ich – hinter sich ließ. Ich muß Ihnen gestehen, daß ich von dieser hoffenden Parthie nie in meinem Leben war.
Wie aber muß nun Ihre Rec. dieser latein. Schrift ausfallen, wenn Sie von der illiberalen Denkungsart der ungarischen Grundherren so wenig unterrichtet waren, und durch diese Schrift dorthin verleitet wurden, daß Sie den ung. Bauren wie einen polnischen ansahen! Ungerecht zu seyn ist immer Sünde, sey es wider eine Person oder gegen eine ganze Gemeinde. So viel weiß aber auch ich aus Erfahrung, daß in Gegenden, wo der Boden fruchtbarer ist, (Bihar etc.) die Grundherren nicht so barbarisch streng alle ihre Gebührn extorquiren, als in den unfruchtbaren (Sáros etc.). – Man sieht den Grund des Unterschieds leicht ein. – Der Grundherr beschützt seinen Unterthan gewiß, wäre es auch bloß darum, weil er ihn, wie Spittler es von Joseph in Rücksicht auf Ungarn sagt, für sein Eigenthum ansieht. Lad. Prónay war ein sehr edler Mann, und wie ich nicht weiß, aber hoffe, liberaler Grundherr. Er glaubte aber, der ung. Bauer unterliege nicht seinen Colonical Lasten, sondern der depeculation der Magistratualen (dies ist in Zemplin einzig der Fall), den Comitatsrobotten und der grossen Last des Militairs zu alimentiren. Er erzählte mir, wie (in Octob. 1808.) der Bauer in Pesth Wege gegen Hatvan und eine zweite, das Comitathaus zu Pesth, und noch die Citadelle in Commorn bauen mußte; alles dies sogar dann, da er hätte die Wintersaat verrichten müssen.
In einem zweyten Brief, den Sie bald erhalten werden, spreche ich Ihnen von den humanen und klugen Rec. der den Herausgeb. des Magazins in der Hall. A. L. Z. zur Klugheit weist. Was der Mann da auch von Kisfaludis Regék erzählt! Und nun halte man Recensionen für delphische*
für <…> delphische
Orakelsprüche!
Mich hat es sehr beruhigt, daß Sie mir Ihr Verhӕltniß mit einem Jemand kennen lassen. Ich bitte Sie auch, klug zu seyn, wie der Rec., das kann man nie zu sehr gegen gewisse Menschen. Doch jetzt leben Sie recht sehr wohl!