HUN–REN–DE
Klasszikus Magyar Irodalmi
Textológiai Kutatócsoport

Verseghy Ferenc művei
Elektronikus kritikai kiadás

HU EN
Suliofski, lieber Mann, du hast von meiner Laune...
Von dieser Antwort bekam S. die erste Abschrift in die Hand; er zeigte mir sein Vergnügen daran, zugleich wollte er eben diese Abschrift zum Andenken behalten, und fragte mich deswegen, ob es meine eigene Handschrift sey. Ich verfaßte hierauf an ihn selbst folgendes Schreiben, welches ich ihm zum Andenken überschickte.

Schreiben

An den edeln Hungar

Herrn Melchior Szulyovszky de Károm & Szulyó.

Suliofski, lieber Mann, du hast von meiner Laune
Ein lachendes Geschöpf so freundlich aufgenommen,
Daß aufbehalten du sogar es willst. Ich staune!
Wozu? Warum? − Woher kann dieser Vorsatz kommen,
Als von der Neigung, dann noch meiner zu gedenken,
Wenn längst nicht mehr ein Dach uns deckt? Du fragtest nicht
Umsonst, ob meiner Hand es schrieb. Wenn aber lenken
Dir die Erinnerung das kleine Scherzgedicht
Auf den Verfasser soll, und der Wohlthätigkeit
Gebrauch bekämpfen: (weil sonst was er gutes that
Und wem, der edle leicht vergißt) o so erfreut
In diesen Zuge mich der Freundschaft Spur; und hat
Es wirklich Freundschaft mir geschenkt dein Herz, und täuscht
Kein Trugschluß meinen Wunsch: so wirst du auch gewähren,
Was hier dein neuer Freund von deiner Freundschaft heischt.
Das süße Vorrecht, der Vergessenheit zu wehren
Daß nie sie tilge ganz aus deinem Herzen mich,
Ein solches Vorrecht, ob es gleich, von dir gegeben,
Schon jenes Blatt bereits besitzt, will dennoch sich
Das gegenwärtige nun zuzueignen streben.
Für dieses, bitte ich, du wollest dessen Gründen
Dein Ohr verleihn; mir scheint daß sie erheblich sind,
Doch soll, was dein Gericht wird zu entscheiden finden,
Gesetz ihm seyn. Es ist wie dieses so mein Kind
Auch jenes. „Schau auf mich, Sulsifski, edler Mann!
So spricht das Blatt” es ist zu reitzend mir das Glück
Als Denkschrift dein zu seyn! unangefochten kann
Dem Gegner ich es nicht vergönnen. Nimm zurück
Das Recht, von dir ertheilt, das über mich ihn setzt.
Ich bin so gut als er von jener Hand beschrieben,
Die einem Geiste frohet der dich verehrt und schätzt,
Im schreiben hat von Dank, von Rührung, andere Trieben,
Erpreßte Thräne mich oft hin und da benetzt.
Schau wie dein Nahme blinkt auf allen meinen Seiten!
Steht so was würdiges in jenes Blatt geätzt?
Ich trage Stoff für dich, mein Gegner Albernheiten.
Darum, Sulsifski, nimm mich auf! − in deinem Schreie
Kann ich mit beßeren Recht, und größʼ erer Kraft erfüllen
Der Freundschaft Zweck. „So viel das Blatt, und weiters kein
Verwegens Wort von mir; ganz bleibt nun deinen Willen
Die Wohlthat hinngestellt, und mir übrig noch
Dir zu entdecken, daß, so oft ich überlege
Wie liebreich mir dein Herz entgegen kam, da doch
Nur Schmach und Ketten mich bezeichnen, ich dann pflege
Zu grübeln nach dem Grund der dieses Glück mir brachte.
Warum, so frage ich mich selbst, schrenkt sich der Mann
Nicht ein vom darben mich zu retten, und was fachte
Für mich in seiner Brust den Trieb der Freundschaft an?
Er hat mich nie gekannt. Was lockt beym Unvermögen
Das mich so schmerzlich lähmt, beym Elend das mich drückt,
Beym Bürgertodesstand, wo ich der Sünde wegen
Vermorden muß, den Mann herzu? warum beglückt
Er so mich, wie allein beglückt zu werden ich
Geschlaffen bin. Indem mein Geist sich nun nach Gründen
Begierig umsieht, stellt mein lieber Maro sich
Demselben plötzlich dar. Wie weggeweht, verschwinden
Die Herzen alle. Er war es, der mir das Wort
Bey deinem Herzen sprach, der für mich Bürge stand.
Mein Maro malt, ich weis es, gerne schön und fort
Wirft er den Pinsel gleich, hat nie die Kunst gekannt,
Sobald er Flecken und Gebrechen schildern soll.
Hat seiner Seiten je ein Mensch ihm zugewandt
Die schönere: so faßt mein Maro treflich wohl
Das Bild; die Mücke scheint ihm dann ein Elephant.
Fehlt einen armen Wicht die helle Seite gar,
Ist um und um an ihm nichts gutes aufzufinden,
So leidet Maro gleich an beyder Augen Staar,
Und siehst den Umriß nur des Menschen, weil erblinden
Der bindern ganz nicht will. Nun dieser Maro, Freund,
Ist der Partheylichkeit im höchsten Grad ergeben.
Zum Beyspiel läßt ein Mensch den Hunger plagt, vereint
Mit Nacktheit, sich von ihm gut kleiden, und darneben
Recht füttern auch solang sichs thut; so wird er dir
für diesen Mann so weich, so zärtlich, widmet sich
So ganz ihm, sorgt für ihn, und ehrt und schätzt dafür,
Erhebt ihn, wo er kann, liebt ihn so inniglich,
Als wären beyde erst aus einem Ey gekrochen.
Freund! verläumde nicht, was ich dir sage ist
Gewis, ich hab ihn selbst auf diese Art bestochen.
Urtheile nun wie viel Kredit du schuldig bist
Dem beßten Maro, wenn er die Biographie
Die seines Mannes singt Ich wiederhohle: nicht
Ganz unstreu, ganz entstellt wird seyn die Zeichnung, die
Mein Maro macht; er giebt nur künstliches Gewicht
Der guten Eigenschaft, glitscht über die Gebrechen
Verschonend weg, verschweigt sie ganz entschuldigt sie
Mit Liebe mehr als Grund, pflegt sich den Kopf zu brechen
Um gutes besser noch, und schönes schöner, nie,
Was seinen Beyfall fand, so frostig vorzubringen,
Daß es nicht andere auchf ür seines Herzens Mann
Gewinnen müsse. Ist, bey so bewandten Dingen,
Nun eben alles was von mir mein Maro kann
Gesagt dir haben, des Syracusaners Sätzen
An trockner Wahrheit nicht ganz gleich: so will ich, ohne
Bescheidenheit und Treu und Kürze zu verletzen,
Dir selbst entdecken, was in meinem Busen wohne,
Das einen Freund vielleicht verdienen mag. Ein Herz
Das alle Menschen liebt, und nur die Tugend ehrt.
Das ist mein Hab und Gut und mein Talent; ein Herz
Das dich Sulisfski liebt, das dich, mein Freund, verehrt,
Und ehren wird, solang es kann und muß. Mehr steckt
Und bessers nichts in mir. Sulisfski, lieber Freund,
O denk an mich wenn längst nicht mehr ein Dach uns deckt.
Denn daß du jetz mich nicht vergessen kannst, erscheint
Aus vielen Proben klar, macht deiner Tugend Drang.
Von ihrer Wirkung ist nicht blos der Kerker voll
Der uns umschließt, es preist dein Vaterland schon lang
An dir denn Menschenfreund, die Tugend. Lebe wohl.